Francois Loeb

DER TAG

Was es nicht alles gibt! Tag des Schlafs. Tag der Museen. Tag der Lesben. Tag der offenen Universität. Tag der geschlossenen Bahn. Fehlt nur noch Tag des Tages. Das wäre doch etwas Schlaues. Den Tag zu ehren. Nicht die Nacht. Oder die Nacht der Nächte? Bestimmt werden noch zahllose Neuerfindungen folgen, bei denen Geld zu verdienen ist. Jedenfalls für die Initiatoren. Tag der Initiatoren. Oder der umnachteten Neukreateure. Halt, die Kreateurinnen nicht vergessen. Sonst gibt es für mich die rote Karte. Ein übles Foul. Eine Unsportlichkeit erster Güte. Doch den Gipfel aller Tage und Nächte lese ich heute in meinem Leibblatt. Tag der offenen Friedhöfe! Eine Einladung an alle lebensfrohen Menschen (politisch korrekt ausgedrückt) den nächstgelegenen Friedhof aufzusuchen, um sich ein Bild von diesem bilden zu können. Ein Bild bilden? Was für eine verdrehte Wortwahl. Oder ist diese korrekt nach neuesten Rechtschreibregeln? Doch einzig in den Falschrechtschreiberegeln kenne ich mich aus. Insbesondere in den modernen. Im SMS-Deutsch. Obschon dieses bald veraltet sein wird. Mit Abschaffung der SMS. Messenger‐Deutsch dann Falschschreibregeln als Folgeerscheinung. In dem Bilder gebildet werden. Bildungsoffensive klar! Da hat die Politik doch einiges geleistet. Oder noch zu leisten. Immerhin eine gewisse innere Spannung hat die Einladung zum Tag des offenen Friedhofs in mir ausgelöst.

Werden dort die Anlagen bewundert? Die Grünflächen? Die Skulpturengrabsteine. Immerhin nicht der Grabschsteine die möglicherweise die Besucher der Veranstaltung grabschen würden. Eine verkehrte Welt, eine Gegenwelt zur Jugend. Eine Umkehr aller Dinge wie der letzte Aufenthalt unseres Körpers sie bieten könnte! Soll ich mich aufmachen? War schon immer neugierig was da auf einem Friedhof vor sich geht. Ziehe mich an. Schlips und Hut. Die gute Hose. Soll keiner denken es sei tote Hose Trumpf dort. Ehre sei den zu Ehrenden. Gibt es an diesem offenen Tag Probeliegen? Werden Grufties mich begrüßen? Mir die Referenz erweisen. Greisinnen die den greisen Männern nachstellen? Müsste ich mich nicht erst zur Geisterstunde aufmachen, um die Offenheit des Ortes voll zu erleben. Na ja, ich lasse mich gerne überraschen. Den Sonntagshut! Nicht den Sonnenschutz. Obwohl die Sonne so erbärmlich brennt. Als seien wir in der Sahara. Erstaunlich, die Strassenbahn mit dem Ziel Hauptfriedhof ist total überfüllt. Bereits die dritte Bahn die vorbeifährt. Nicht hält. Aus dem Aussenlautsprecher werde ich durch die Worte: ‚Besetzt. Nächste Bahn abwarten‘, vertröstet. Muss für die Organisatoren eine riesige Genugtuung sein ,so viele Menschen anzusprechen. Junge. Alte. In der Mitte des Lebens stehende, wie mich!

Da, endlich kommt die nächste Bahn. Hey, total schwarz gestrichen. Habe eine solche noch nie erblickt. Ein Werbegag? Ein neuer Einfall der Spitzenworthülsenkreationsagentur? Um aufzufallen und nicht abzufallen. Die Bahn hält. Total leer. Wie kann das sein? Dahinter die nächste mit Hauptfriedhof gekennzeichnete Straßenbahn. Ich sehe wie deren Passagierschaft, dichtgedrängt sich krampfhaft auf den Trittbrettern hält. Ein Oldtimer. Auch der im Einsatz. Die Türen der Schwarzen gleiten auf. Soll ich einsteigen? Ein Privileg? Eine eigene Bahn! Die freundliche weibliche Stimme heisst mich willkommen. Klacks, die Türen gleiten nicht, sondern schlagen zu. Die Stimme: „Lieber Glückspilz (also politisch korrekt ist die Ansprache nicht, denke ich) du bist auserwählt am Tag des offenen Friedhofs mit Ehrensalven begrüßt zu werden, denn ab jetzt gehörst du auch zur absoluten Mehrheit der je gelebten Menschheit ...


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Herzlichst François

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.11.2019. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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