Dominic Hoffmann

Veränderungen

Veränderungen

 

Vieles verändert sich. Manchmal fühle ich mich dabei, als würde ich unter einem riesigen Wasserfall aus kalten, spitzen Eiszapfen stehen. Sie prasseln auf mich nieder, es schmerzt, sie reissen mir die Haut auf, sie treffen mich am Kopf, an den Armen, einer erwischt die linke kleine Zehe, ein anderer bohrt sich bis auf die Knochen in meine Schulter, ein weiterer reisst ein kleines Stückchen meines rechten Ohrläppchens mit.

Ich bin an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem vieles im Begriff ist sich zu ändern oder sich bereits geändert hat – und genau an diesem Punkt wollte ich nie stehen, jedenfalls nicht jetzt, nicht zu diesem Zeitpunkt, nicht unter diesen Umständen! Nicht dass ich Veränderungen abgeneigt wäre, nein, überhaupt nicht! Veränderungen können durchaus sehr positiv sein, sie können erfrischen, neu beleben, die erschlafften Segel der Seele wieder mit neuem Wind auffüllen. Aber sie können genauso gut eine gegenteilige Wirkung haben, eine unüberwindbare Mauer erschaffen, einem dort Steine in den Weg legen, wo eigentlich keine sein müssten, einem an den Rand des Abgrundes drängen, dort, an diese Stelle, wo einem nur noch ein Schritt fehlt, bis man der Verlockung des Negativen erlegen ist.

Ich weiss noch nicht, wie ich die Veränderungen in meinem Leben einordnen soll, ob ich meinen Kopf an Mauern einschlagen, meinen Fuss an Steinen stossen, mich dem Negativen hingeben oder den günstigen Wind in den Segeln nutzen soll. Aber eins weiss ich mit Bestimmtheit: Ich stehe immer noch aufrecht, noch hat mich der Wasserfall aus kalten, spitzen Eiszapfen nicht in die Knie gezwungen. Noch stehe ich hier, willens, den Kampf mit der Veränderung aufzunehmen, noch bin ich stark genug, um die Segel zu hissen, die günstigen Winde zu nutzen und in die von mir ersehnten Häfen der Freiheit zu segeln.

Und eigentlich, wenn ich nochmals in die eben verfassten Zeilen eintauche, ist mir bereits klar, dass ich das noch streichen kann, dass mein Wille aufrecht zu stehen, den Eiszapfen auszuweichen, der Verlockung des Negativen ein stimmgewaltiges und überzeugendes „NEIN“ entgegenzurufen, immer stärker sein wird, und vor allem immer stärker werden wird, mit jedem Eiszapfen, der mich trifft, mit jedem Stein, der mir in den Weg gelegt wird, mit jeder Mauer, die vor mir erbaut wird und mit jedem Ruf des Negativen, der mich zu locken versucht.

D. Hoffmann, 2019

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.12.2019. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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