Quäkend sprechen Lautsprecher zu der Welt, zu den Menschen, mit rauhen Stimmen, wie heissergeschrien an zu vielen Tagen. Die Stimmen sind papieren und ihr Gesicht, und sie singen Musik hinein in eine Welt ohne Gesang.
Die Menschen haben verlernt eigene Lieder zu singen und ihre Töne sind zu schwach für den Lärm der Strassen. Doch die Lautsprecher, die haben knarrende Stimmen; SIE singen jetzt und sie sind laut genug. Sie schreien ihre Botschaft hinaus in das Getöse dieser Welt und werden ein Teil davon. Denn es gibt viele Lautsprecher und in ihrer Stimmgewalt haben sie nur sich selbst zu fürchten, nur sich selbst, nichts sonst. Und sie singen immer richtig, diese Weltmünder, und nur wer ihnen genau zuhört, kann manchmal einen falschen Ton erhaschen in jener verworren komponierten Symphonie.
Die Lautsprecher sind überall. Sie sitzen plärrend auf Krankenwagen, Polizei- und Feuerwehrautos, sie sind die Stimmer der Radio- und Fernsehapparate, sie schreien Musik hinein in das Lichterspiel der Diskotheken, knarren auf Bahnhöfen, Flughäfen und in den Strassen; überall sind sie, die Lautsprecher, überall. – schwarzhohläugig starren sie vor sich hin in trägem Stumpfsinn, und wissen immer etwas zu sagen und zu singen, ihnen gehen niemals die Lieder aus, und die Worte, sie wissen immer etwas, das noch keiner weiss, die Lautsprecher.
Sie beherrschen unsere Welt. – Sie erziehen unsere Kinder, treiben mit uns Gymnastik, unterhalten uns, sagen, was wir zu sagen haben, oder zu kaufen, wie viel wir essen dürfen, was wir in unserer Freizeit tun sollen, geben uns die Lieder, die wir singen; sie sind die Herren der Welt.
Lautsprecher, in ihrer Stimmgewaltigkeit, in ihrer Unbestechlichkeit und Kälte, mit ihrem unendlichen Wissen und ihrem unerschöpflichen Ideenreichtum, mit all dem, was sie für uns tun, sie sind einfach da, einfach vorhanden, sind interessant, unterhaltend, humorvoll und einfach immer da, nur so.
Lautsprecher sprechen zu der Welt, mit fremden Stimmen, von überall her und überall hin, aus schwarzen papierenen Gesichtern, schwarz, wie die Nacht, die alles unter sich erstickt.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.01.2020.
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