Ich bin Aktivist - Klimawandelaktivist. Ich würd noch mehr für den Klimawandel tun,
aber SUV sind mir einfach zu teuer, und außerdem leide ich an einer gewissen Flugangst.
Böse Zungen können natürlich jetzt behaupten, genau darin liege mein Aktivismus
begründet, ich wolle einfach mallorkinische Verhältnisse hier, wo ich doch langsam
das Alter erreiche in dem Andere die Wintermonate dort unten verbringen, aber das ist
Quatsch, hier wird auch nicht weniger deutsch gesprochen wie da.
Ich bin auch keiner, der sein Fähnchen in den Wind hängt, ich kann hier immerhin auf
fast lebenslangjährige Aktivitäten verweisen. Schon vor fünfundvierzig Jahren sprühte
ich die, wegen ihrer utopischen Anmutung als Satire belächelte, Forderung
„Freiheit für Grönland - weg mit dem Packeis“ an die Wände, wir wussten damals schon,
wir brauchen die frei werdenden Flächen zum Weizenanbau für die explodierende Weltbevölkerung.
Oder noch wichtiger, für den Anbau von Energiepflanzen wie Ölpalmen zur alternativen
Kraftstoffgewinnung, so dass wir den Raubbau an den Regenwäldern etwas eingrenzen können
um uns wichtige Ressourcen für neue Tarzan- und Dschungelbuchverfilmungen zu erhalten.
Und heute, da das Ziel fast erreicht ist wissen wir, die Landflächen werden nicht nur
für Anbau sondern auch für den Aufbau neuer Tourismushochburgen benötigt, da die alten
in den Wanderdünen der Adriatischen Wüste versanden.
Der steigende Meeresspiegel bietet natürlich auch Platz für noch mehr Kreuzfahrtschiffe,
was nicht nur alle Altölentsorgungsprobleme dieser Welt beseitigt, auch das Problem des
Pflegekräftemangels ist gelöst wenn die Idee, auf den Schiffen Altenheime einzurichten
realisiert wird, denn, die Jugend wird sich darum reißen, das Soziale Jahr mit drei
Weltumrundungen bei fast freier Kost mit Logis zu begehen, während man uns alte Leute mit
lustigen Filmchen wie „Untergang der Titanic“ unterhält, in dem doch tatsächlich ein Schiff
mit einem riesigen Eisberg kollidiert, komische Ideen hatten die Filmemacher damals.
Ein weiterer Vorteil der terristrischen Eisfreiheit ist natürlich auch, dass der
Rohstoffabbau in den Polbereichen deutlich erleichtert wird, ja, auf lange Sicht auch wieder
genügend Erdöl und Erdgas vorhanden ist um auch in Asien und Afrika einen Mobilitätsstandard
zu erreichen wie er in unseren führenden, fortschrittlichen Industrienationen gang und gäbe
ist. Und wenn jeder erst sein Auto hat gibt es auch keine Wirtschaftsflüchtlinge mehr.
Somit ist mein Klimawandelaktivismus nicht in einem egoistischen Blick auf mein Portemonnaie
begründet sondern auch ein wirklicher Schritt aus der Altersarmut wenn der Benzinpreis wieder
unter einen Euro fällt und Heizkosten nur noch zur Badewassererwärmung anfallen.
Während wir in unserer Jugend also neben den weitsichtigen Forderungen wie Packeis weg und
„Atomkraft – nein danke“ (um die nächsten tausend Generationen nicht mit unserem Atommüll
zu gefährden) auch direkt Angst um unser Leben hatten und lauthals gegen Atomwaffenproduktion
und -stationierung sowie Kriegstreiberei (nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus) angingen
und uns leider nach anfänglich scheinbaren Erfolgen haben einlullen lassen, so dass sich die
Weltpolitik wieder massiv in eine Richtung bewegen kann, die zum Ausgraben der alten Aufschreie
verpflichtet, wirft uns die Jugend heute das vor, was wir ihr hart arbeitend an Bequemlichkeiten
geschaffen haben, wir bringen euch nicht nur bei Regen mit dem Auto zur Schule (oder halt
Freitags zur Demo), und bekommen von euch im Gegenzug zu hören „meine Oma (Opa) ist ne alte
Umweltsau“, was sogar Intendanten am Sterbebett ihrer Eltern verschreckt aufspringen lässt,
diese in Schutz zu nehmen und den beleidigenden Übereifer der Jugend zu kritisieren (in dem
Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage der Meinungsfreiheit in der Satire, gilt die nur,
wenn man sich in Selbstdenunziation äußert und nicht mehr wenn man sich wirklich Gehör verschafft
und mit dem Finger auf Andere zeigt, aber das ist ein anderes Thema, und im übrigen zieht sich
jeder den Schuh an, der ihm passt).
Eine, vielleicht die wirklich einzige Lösung ist das Aussterben. So gesehen ist mein Beitrag
dazu schon fast in absehbarer Nähe, nur schade, dass ich dann nicht mehr erlebe, wie die Kinder
alles besser machen, meine Anpassungsfähigkeit bleibt mir aber sicher lebenslang erhalten.
Nur, augenblicklich bin ich Autofahrer, ich heize meine Wohnung, ich google, ich esse Bananen
und Tiere und ich atme zwanzig Mal die Minute schädliche Gase in die Umwelt, und somit kann ich
mit voller Überzeugung sagen, ich bin ganz unhysterisch bis zu meinem letzten Atemzug im
Klimawandel aktiv.
© Ewald Frankenberg Januar 2020
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.02.2020.
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