Michael Scherjau

Ihre Spuren im Sand

Es war seit langer Zeit mein erster vernünftiger Urlaub, also nahm ich mir vor ihn zu genießen. Es sollte nur ein Kurztripp werden, reine Entspannung war also angesagt.
Ich dachte mir, es wäre doch schön mal wieder an die See zu fahren, schließlich ist es ja schon 20 Jahre her als ich das letzte Mal dort war.
Der Koffer war gepackt und nun brauchte ich nur noch ein Ticket.Ich wollte nicht lange warten und machte mich sofort auf den Weg zum Bahnhof. Dort angekommen ,begab ich mich zum Schalter, zückte meine neu erworbene Bahncard und sicherte mir das begehrte Ticket in die pure Erholung.
Endlich im Zug sitzend schaute ich mich um und sah in Gesichter, die eine gewisse Vorfreude wiederspiegelten,als wenn sie mir sagen wollten,"endlich Urlaub".
Ich nahm mir ein Buch aus meiner Tasche, welches den schönen Titel trug "Der König und Ich". Ich lass ein paar Seiten, das half mir die Zeit ein wenig zu verkürzen, denn nur aus dem Fenster starren war doch auf die Dauer zu langweilig.
Gelegentlich unterbrach ich meine Leseorgie um mich doch mal umzuschauen,denn man ist ja von Natur aus neugierig. Ich fragte mich, aus welchen gesellschaftlichen Schichten all diese Menschen wohl kommen mögen. Einigen konnte man es vielleicht ja noch ansehen aber ansonsten sah ich nur bequehm gegleidete Leute,die einfach irgendwo hin wollten.Sie erzählten,aßen etwas oder schauten einfach nur ziellos aus dem Fenster.
Noch eine Stunde bis zu meinem Ziel, ich freute mich schon auf mein Hotel und auf das weite endlose Meer.
Ich bemerkte aus den Augenwinkeln, das mich eine junge Frau offensichtlich beobachtete. Natürlich ließ ich mir nichts anmerken, wobei ich Ihre Blicke eher genießerisch aufsaugte als das ich Ihnen auszuweichen versuchte. Was wollte Sie von mir?
Meinte sie mich überhaupt oder sah sie an mir vorbei, genauer hatte ich gar nicht darüber nach gedacht, weil in diesem Moment der Schaffner durch den Gang auf mich zu kam."Die Fahrkarten bitte" hörte ich ihn sagen und gab ihm bereitwillig mein Ticket. Wir führten ein kurzes Gespräch, wobei ich beiläufig erwähnte, das ich an die See fahre. Als Antwort kam nur ein kurzes"Gute Weiterfahrt".
Eine Durchsage kündigte mir an das der Zug gleich in den Bahnhof einfuhr, also schnappte ich mir meine Tasche, packte mein Buch ein und ging schon einmal Richtung Ausstieg. Ich sah durch die Scheibe der Tür, wie die Landschaft langsam an mir vorbei zog. Ich schaute dabei auf eine Häuserfassade und endlich fuhren wir in den Bahnhof ein. Der Zug hielt, ich nahm meine Tasche, öffnete die Tür und stieg aus.
Auf dem Weg zum Taxistand steckte ich mir erstmal eine Zigarette an, ich hatte nämlich einen Nichtraucherplatz, was aber nicht schlimm war, da ich sowieso aufhören wollte. Ich fuhr also mit dem Taxi zum Hotel und checkte ein.
Es war ein sehr schönes Hotel,klein,gemütlich und sehr alt wie mir der Portier mitteilte. Etwa aus dem 18. Jahrhundert und der Portier schien der erste Lehrling gewesen zu sein, so alt wie der aussah. Auf meinem Zimmer angekommen packte ich erstmal meine Reisetasche aus und hüpfte unter die Dusche, ich drehte absichtlich das kalte Wasser auf um mich ein wenig abzukühlen.
Erfrischt und umgezogen entschied ich mich für einen kleinen Spaziergang am Strand, es war 16 Uhr und bis zum Abendessen hatte ich also noch viel Zeit.
Ich ließ mir vom Portier den Weg erklären und in seinen Ausführungen konnte ich erkennen, das er schon sehr lange hier lebt. Ein Fußmarsch von etwa 15 Minuten lag vor mir, aber das störte mich nicht. Die Straße auf der ich zum Strand ging hatte noch Kopfsteinpflaster und wenn man genauer hinsah konnte man noch die alte Fahrspur der Pferdefuhrwerke erkennen.
Endlich erreichte ich die Dünen. Das Schilfgras wehte im Wind und in der Ferne erkannte ich eine Reihe von Strandkörben, die gerade zu einer Pause einluden.
Zu allererst zog ich meine Schuhe aus,denn es war eine Wohltat mit nackten Füßen
durch den Sand zu gehen.Bei meinem Gang über den Strand sah ich gelegentlich zu Boden und entdeckte allerlei Muscheln,Abdrücke von Füßen verschiedener Größe.Eine Fußspur fiel mir allerdings auf,sie führte zielstrebig zu meinem Strandkorb.Dort angekommen war er tatsächlich besetzt und ich staunte nicht schlecht,es war die junge Frau aus dem Zug.Sie begrüßte mich mit einem kurzen "Moin",welches ich verduzt erwiderte.
Ich wollte gerade weiter, aber irgendwas hielt mich davon ab. "Schönes Wetter haben wir heute",hörte ich Sie sagen und es war nicht nur das Wetter schön wie ich feststellen konnte. Erstaunterweise bot Sie mir einen Platz im Strandkorb an und natürlich nahm ich das Angebot an.
"Ist es nicht herrlich hier?",fragte Sie mich.
"Ja das kann man sagen,ich bin überwältigt!" antwortete ich.
"Darf ich mich vorstellen,ich heiße Lisa",sagte Sie und streckte mir Ihre Hand entgegen.Ich erwiderte Ihre Begrüßung mit einem kurzen "Hallo,ich bin Eric".
Nachdem wir die Begrüßung hinter uns gebracht hatten war erstmal Schweigen angesagt,ich genoss lieber die Nachmittagssonne und die herrlich frische Luft wobei ich mir einen Blick aus den Augenwinkeln nicht verkneifen konnte.Sie trug eine kurze Hose,welche mir den Blick auf Ihre schönen schlanken Beine offenlegte. Ihre zielichen Füße spielten mit dem Sand und Ihr Parfüm das Sie trug war von süßlicher und doch nicht aufdringlicher Art.
"Wohnen Sie auch hier im Dorf?", sagte ich.
"Ja,im Hotel "Zum Leuchtturm" antwortete Sie."
"Was ein Zufall,dort wohne ich auch,sehr schönes Hotel" sagte ich und konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
Sollte es etwa Zufall sein oder war es ein Zeichen,das ich sie ausgerechnet hier wieder traf. Schon als ich sie im Zug sah wußte ich ,das ich sie irgendwann wieder treffen würde. Und nun sitze ich zusammen mit ihr in einem Strandkorb.
Nach einem ausgiebigem Gespräch verabredeten wir uns schließlich zum Abendessen.
Es war 19.00 Uhr und wie verabredet trafen wir uns an der Rezeption um dann gemeinsam in den Speisesaal zu gehen.
Ich staunte nicht schlecht,Sie sah umwerfend aus. Ein hellrotes Cocktailkleid,ihre lange hellblonden Haare offen tragend und ein Parfüm,welches von so sinnlicher Beschaffenheit war,das es mir glatt den Atem raubte. Wir saßen uns natürlich gegenüber und ihre Schönheit sprengte alle meine Vorstellungen. Hoffentlich bemerkte sie nicht meine Nervosität. Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal einer schönen Frau gegenüber gesessen,es kam mir vor wie ein Jahrhundert. Und so genoß ich ihre Anwesenheit bei einem leckeren Essen und einem guten Wein.
Aus Ihren Erzählungen konnte ich heraus hören,das Sie auf dem Weg zu einem Kongress in Dänemark war und hier nur einen Tag entspannen wollte. Ich stellte mich also darauf ein,Sie nicht wieder zu sehen was mir allerdings sehr schwer fiel. Hatte Ich mich etwa verliebt? Nein,das konnte nicht sein,was nützte mir eine Liebe die ich nicht erreichen kann. Also tat ich es ab als wenn es nur ein schöner Traum gewesen wäre.
Wir ließen den Abend an der Bar bei einem Drink ausklingen und alsbald verabschiedete Sie sich mit den Worten," Es hat mich sehr gefreut Dich kennengelernt zu haben,es war ein schöner Abend."
" Vielleicht sehen wir uns ja morgenfrüh beim Frühstück, mein Zug fährt erst um 12.00 uhr." sagte Sie. " Sehr gerne" antwortete ich. Als Sie gegangen war bestellte ich mir noch einen Drink und begab mich,mit einer Flasche bestem Johnny Walker bewaffnet auf mein Zimmer. Wie lange ich noch meine Verliebtheit übergoss weiß ich garnicht, ich weiß nur das es Mittag war und einen tierischen Brummschädel hatte als ich aufwachte.Und Sie war weg bereits abgereist.
Ich zog mich an und machte mich auf zum Strand,wollte den gestrigen Abend Revue passieren lassen und dachte mir dabei," War das alles nur ein Traum?"
Das einzige was mir geblieben ist, sind "Ihre Spuren im Sand".

Liebe Leser von e-stories.
Diese Geschichte ist mein Erstlingswerk und beschreibt einwenig die Eindrücke,die ich auf meinen Reisen von West nach Nord so aufgefangen habe.Natürlich spielt auch etwas Phantasie dabei mit,aber ich glaube Realität und Phantasie sollten sich mischen,das macht eine Geschichte umso schöner und Lesenswerter.
Michael Scherjau, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.09.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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