Brigitte Dannenberg-Pape

Pepita Wiggletails aufregendes Osterfest

So, fertig! Pepita legte das letzte bemalte Ei in den großen Korb, der bereits mit unzähligen, farbenprächtig bemalten Ostereiern gefüllt war. Mit ihrer grauen, weichen Pfote wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Wochenlange Arbeit lag hinter ihr, jeden Tag hatte sie vom Morgengrauen bis tief in die Nacht die schlichten weißen Hühnereier in bunte kleine Meisterwerke verwandelt. Morgen war nun endlich das Osterfest da und sie würde in aller Herrgottsfrühe losziehen, um sie an alle großen und kleinen Kinder zu verteilen!

 

Aber jetzt war erstmal Feierabend! Pepita nahm die ursprünglich grüngelb gepunktete Schürze ab, auf der jetzt natürlich nicht nur grüngelb, sondern alle Regenbogenfarben zu sehen war. Kein Wunder, nach der vielen Arbeit! Darunter trug Pepita eine rosa Bluse, die ausgezeichnet zu ihrem hellgrauen, glatten Fell passte, sowie eine praktische Jeans, die hinten viel Platz für ihren entzückenden rosa Puschelschwanz ließ. Ihre flinken Hasenläufe steckten in praktischen, pinkfarbenen Hausschuhen. Mit diesen huschte sie jetzt von ihrem Arbeitszimmer in die Küche, um sich einen Quittentee aufzubrühen. Außerdem hatte sie Hunger – ihr Magen brummelte schon geraume Zeit verdächtig laut vor sich hin. Gott sei Dank hatte sie noch Reste von dem köstlichen Karottenauflauf von heute Mittag. Schnell schob sie den Auflauf in den Ofen, um ihn zu erhitzen.

 

Während sie darauf wartete, dass Auflauf und Tee fertig wurden, schaute sie sich zufrieden in ihrer geräumigen Höhle um. Diese lag sehr ruhig und geschützt am Ende einer Wiese, gleich dahinter tat sich ein kleiner Wald auf. Pepita hatte lange für den Ausbau gebraucht und war manches Mal nur knapp dem Förster entwischt, der hier nachts immer auf der Lauer lag. Aber schließlich war alles geschafft und Pepita fühlte sich jetzt sehr wohl in ihrer behaglichen Behausung. Von ihrer kürzlich verstorbenen Tante Elfriede erbte sie zahlreiche Möbel und Hausrat. Und ihre beste Freundin Lotti nähte ihr hübsche Vorhänge, Decken und Kissen, denn sie war eine geschickte Schneiderin. Ach ja, seufzte Pepita glücklich vor sich hin, was für ein Glück sie doch gehabt hatte!

 

Das gleichzeitige Piepen des Herdes und der Eieruhr riss sie aus ihren Betrachtungen. Schnell nahm sie den Auflauf aus dem Ofen, stellte ihn zusammen mit einem Teller, Besteck, Becher und Tee auf ein Tablett und schlurfte ins Wohnzimmer zurück. Bevor sie sich zum Essen an den großen Tisch setzte, stellte sie noch den großen Eierkorb an die Haustür – bereit für die große Tour morgen früh. Dann ließ sie sich aber endlich das Essen schmecken, was sie mehr als verdient hatte!

 

Etwas später kuschelte sie sich satt und zufrieden mit einem Becher Tee in ihren Ohrensessel. In ihrem Kamin flackerte ein behagliches Feuer, denn die Nächte waren immer noch sehr kühl. Pepita stellte den dampfenden Tee auf das kleine Tischchen neben sich und angelte nach ihrem Buch. Ein toller, spannender Roman - „Die Abenteuer von Detektiv Robby Rabbit“ – Lotti hatte ihr das Buch ausgeliehen. Pepita vertiefte sich in ihre Lektüre und - nach kaum fünf Minuten war sie eingeschlafen! Natürlich träumte sie von bunten Ostereiern und Robby Rabbit, der ihr bei der Eierverteilung half und sie anschließend in ein teures Restaurant einlud! Als er sie gerade mit seinem teuren Auto nach Hause fahren wollten, wachte Pepita auf und blickte sich verwirrt um.

 

Ach ja, sie war zu Hause – schade, alles nur geträumt! Wie spät mochte es sein? Durch das Dachfenster fiel schon fahles Morgenlicht. Pepita rieb sich verschlafen die Augen und schaute auf die Wanduhr. Was? Schon 5.15 Uhr? Es wurde höchste Zeit für die Eiertour! Schnell rannte sie ins Bad, spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht und bürstete ihre Ohren. Im Flur schlüpfte sie in ihre Stiefelchen, schnappte den Schlüssel und wollte sich gerade den Eierkorb auf den Rücken laden, als sie wie vom Donner gerührt abrupt stehen blieb. Wo war der Korb? Rechts neben der Haustür, wo sie ihn gestern Abend abgestellt hatte, war nichts mehr. Das konnte doch nicht sein!

 

Verzweifelt huschelte Pepita durch die ganze Höhle, suchte in jeder Ecke – nichts!! Der Korb blieb verschwunden! Was nun? Vor lauter Aufregung und Verzweiflung rollten Pepita die Tränen über’s Gesicht – sollte die ganze Arbeit umsonst gewesen sein? Und die armen Kinder, wie traurig würden sie sein, wenn sie keine Eier bekämen. Sie musste jetzt mit irgend jemanden sprechen, sonst würde sie durchdrehen!! Schniefend griff sie nach ihrem Handy, um Lotti anzurufen.

 

„Ja hallo, Schnüffelmann hier,“ meldete sich eine verschlafene Stimme. „Lotti, sorry, dass ich Dich so früh störe, ich bin völlig fertig!“ schluchzte Pepita. „Stell Dir vor, meine ganzen Ostereier sind weg! Gestern Abend waren sie noch da und jetzt alle weg. Ich weiß gar nicht, was ich tuhun soholl....“ Pepita versagte die Stimme, die Tränen rollten unaufhörlich in ihre Schnurhaare und ihre stolzen lange Ohren hingen kraftlos herab. „Ach Du Arme, beruhige Dich erstmal,“ sagte Lotti. „ Die müssen doch irgendwo sein, hast Du schon überall gesucht?“ Gerade wollte Pepita erklären, wo sie schon überall gesucht hatte, als Lotti plötzlich in ein unbändiges Gelächter ausbrach.

 

„Hahaha, das gibt es nicht, „ prustete sie los. „Was ist denn mit Dir los?“, fragte Pepita verwirrt. „ Du glaubst nicht, was ich gerade sehe, „ entgegnete Lotti nach Luft japsend. „ Dein Onkel Balthasar hoppelt bei meinem Nachbarn durch den Garten und versteckt Eier. Was glaubst Du, aus welchem Korb er die holt?“ „ Etwa aus meinem?“, fragte Pepita zögerlich. „ „Treffer! Genau erraten, meine Liebe. Du, der wollte Dir bestimmt helfen! Hat er einen Schlüssel zu Deiner Höhle?“ „Ja ,hat er. Aber wieso hat er mich denn nicht geweckt?“ „Keine Ahnung,“ entgegnete Lotti. „Aber frag ihn doch selber, jetzt kommt er gerade zu mir. Ich gebe ihm mal das Telefon.“

 

Und dann sprach Pepita mit ihrem Onkel Balthasar, der ihr erklärte, dass er sie einfach nicht hatte wecken wollen, weil sie doch so schön geschlafen hätte. Und sie hätte doch so viel gearbeitet und hätte doch Ruhe verdient und und und..... Pepita hörte schon nicht mehr zu, sie war einfach nur grenzenlos erleichtert, dass es jetzt doch noch ein schönes Osterfest werden würde – für alle Kinder, aber auch für sie! Glückstrahlend wischte sie sich die Tränen ab und als Onkel Balthasar bei seinem langen Vortrag eine Pause einlegte, um Luft zu schnappen, lud sie ihn und Lotti schnell zum Abendessen in ihre Höhle ein. Als Belohnung für seine Arbeit.

 

Wie doch der Schein oft trügt!

 

 

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