Francois Loeb

MISSVERSTÄNDNS

Zuhause Latein büffeln? Lieber virtuell Angeln? Das ist in meiner Wochengeschichte bis hin zum Olymp möglich:



Wir, ich und mein bester Kumpel sassen am Fluss um zu Angeln. Sassen auf unseren Rucksackstühlen in denen unser Picknick ruhig vor sich her schlummernd die sanfte Ruhe vor dem Verzehr genoss. Wir sprachen kaum ein Wort. Starrten auf unsere Zapfen die vor sich her in der schwachen Strömung dümpelten. Bei jedem Windhauch unsere angespannten Nerven strapazierten. Fischen soll beruhigend wirken. Nicht aber im Kollektiv. Da, obwohl große Freundschaft besteht, eine Konkurrenzbise unsere Geister in Wallung brachte. Bereits beim Morgengrauen aufgebrochen, begannen unsere Lider sich nach Schlummer sehnend der Erdenschwere zu ergeben. Da half auch nicht pfeifend Liedermelodien von sich zu geben wie es mein Freund seit einigen Minuten tat. Sein pfeifender Gesang fand nie die richtige Tonlage, schlug verkehrte, ja Irrwege ein, die mein Musikverständnis beleidigend, das Trommelfell mit Fallschnotengift erfüllte. In diesem Moment, in dem meine Hoffnung auf Befreiung von dieser Tortur nur im eigener Schlafergeben zu finden war, tauchte sowohl mein, wie auch des Kumpels Zapfen rasant, leichte Wellen dabei schlagend, in die Fluten des Flusses, unser beider Aufmerksamkeit dabei auf Alarmstufe pressend. Wir standen beide im selben Augenblick, als wären wir Synchronangler, auf, spannten die Angelschnur mit einem Ruck an, was die Spannung auf die Rute und unsere Nerven ins Unermessliche steigerte. Beide ließen wir die Angelschnur frei, die, wie eine irre Haspel zuerst losschnurrte, dann beinahe ins Glühen kommend sich erhitzte und im Nu vollständig an die 150 Meter abspulte, uns dann gemeinsam mitreißend, sodass wir zuerst im Stech-, dann im Laufschritt dem Treidelpfad des Flusses zu folgen hatten. Keiner von uns wollte die Angelausrüstung, die teuren Fiberruten verlieren und zudem nicht vom höchsten Anglerglück ins tiefste Anglerleid katapultiert werden. So hielten wir dem Druck in immer schnellerem Tempo rennend, beinahe vom Boden abhebend, stand, bis der Pfad dem Fluss folgend, eine Kurve nahm und wir beide kopfvoran in die Fluten des Flusses stürzten und immer noch nicht bereit waren unsere Beute loszulassen. Jeder von uns war überzeugt seinem Fang des Lebens auf der Spur zu sein, diesen unmittelbar, wenn auch selbst klatschnass, an Land hieven zu können. Wie zwei Unterwasserskifahrer schlugen wir hohe Wellen, brav stets auf der gleichen Höhe parallel Flusswasser verdrängend. Und da, vor uns die große Schleusenanlage der Flussschifffahrt mit seitlich eingebauter Fischtreppe auf die unsere Beuten nun zusteuerten. Verheerend zusteuerten. Mit Klipp und Klapp fielen wir die Stiege runter, dabei abhebend, in den Himmel schießend, vor uns Poseidon sichtend, den Gott des Wassers, der hämisch, mit seinen beiden Mäulern, in der er unsere künstlichen Köder fest hielt, nach hinten sah. So landeten wir zwei im Olymp in dem wir belehrt wurden in Zukunft als Poseidons Sklaven, ihm als Köder für sein Bedürfnis nach menschlicher Unterhaltung zu dienen, wobei er uns erlaubte ihn bei seinem zweiten Namen Neptun anzusprechen, anzurufen, anzubeten, obwohl seine Wohnstätte der achte Planet, doch in weiter Entfernung sich befinde. Schließlich spreche er nicht griechisch, sondern Latein, das uns Anglern, was sich in diesem Abenteuer deutlich zeige, doch wohlbekannt sein sollte!


In der Schweiz sagen wir im Dialekt : Blibet gsung u gfrässig!
Herzlichst François

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.03.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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