Fritz Lenders

..schwarze Burg und rote Rosen (Teil 20 ) Verseuchungen

...Armina rannte wie ein Wiesel durch den Wald.
Ihre schöne Jacke wehte wie eine Fahne hinter Ihr her.
Innerhalb von 5 Minuten hatte sie ihre kleine Truppe eingeholt und wagte sich nicht mehr von der Seite Ihres Vaters.
Manchmal werden auch mutige Kämpferinnen wieder zu kleinen, ängstlichen Mädchen, die Ihren Vater brauchten.
" Vater, ich glaube die Zukunft wird ziemlich unruhig werden "

Bruno strich Armina mit der Hand tolpatschig und in seiner gewohnt groben Weise.. über die Haare.

" Ja, alle Zeichen deuten auf einen merkwürdigen Umbruch des Landes "

Armina wollte Bruno zu gerne von dem Zusammenstoss mit der Drohne erzählen. 
Und auch von der Stimme Helenes, die aus dem Metallding ertönte.
Aber sie vermutete , nein sie wusste.., ihr Vater würde es nicht begreifen.
Sie begriff es ja nicht mal selber.. und immerhin war sie ja Auge in Auge mit dem Ding gestanden.
Interessanterweise hatte sie jedoch nicht mal Angst gehabt.
Naja, ein bischen schon.. aber durch die Stimme von Helene Berchtold fühlte sich das Mädchen irgendwie beschützt.
Nein...
Ganz genau genommen fühlte sie Armina im Beisein von Helene ( auch wenn es nur durch den Lautsprecher stattfand ) unverletzlich.., unbesiegbar.


Helene würde sie beschützen.
Das spürte sie und das hoffte sie von ganzem Herzen.

Zuhause im Dorf angekommen, verzog sie sich sofort in ihr Zimmerchen.
Die Dorfbewohner wollten natürlich alle wissen, was vorgefallen war und genauso wollten alle wissen, was es mit Arminas neuer Bekleidung auf sich hatte.
Nie zuvor hatten sie doch  jemals Stiefel gesehen, wie die von Armina.
Geschweige denn die Jacke, die Hose und einfach Alles.


Aber Armina wollte einfach für ein paar Stunden ihre Ruhe habenn.
Sie wollte außerdem den Dolch, welcher als Geschenk für die Ärztin vorgesehen war.. polieren und schleifen, dass er so scharf wurde um ein Haar durchzuschneiden , durch bloße Berührung.

Währenddessen erzählte Bruno ausgiebig von den Geschehnissen auf der Burg.
Immer wieder unterbrochen und ergänzt von dem Späher, welcher von den Zeitreisenden sozusagen entführt und in die Burg verschleppt wurde und ebenso auch Einblick in verschiedene, unerklärliche Vorgänge hatte.

 Während also nun auch im Dorf Trubel herrschte ,
während Armina sich auszog und ihre schönen Sachen vorsichtig zusammenlegte,
während sich die Burgbewohner mit den Soldaten von dem Forscherteam anfreundeten...

...befanden sich die Soldaten des Bischofs mittlerweile bei ihren Kampfgenossen im provisorischen Lager im Wald.
Der Komandant der hinzugekommenen neuen Soldaten stritt sich mit dem Führer der schon vorhandenen Soldaten um die Position des strategischen Anführers.
Doch letztendlich gab der bisherige Oberbefehlshaber nach und überließ mit einem freudig-teuflischen Hintergedanken die Führerrolle  und wollte sich ansehen, wie die Neulinge die Erfahrung mit der Burg machten.


Und er wünschte sich, daß es genauso heftig sein würde, denn dann konnte er sich rechtfertigen, warum bisher alles schiefgelaufen war.
Nunja.. es würde sich zeigen.

Und in der Burg fragten Helmreich von Tannenberg und dessen Frau Adelheid.., warum es nun wirklich so einen Zeitsprung geben musste, wenn doch wirklich alle Technologie und alle wissenschftlichen Erfahrungen vorhanden waren.
Warum konnten die Menschen Zeitsprünge vollziehen, aber ihr Dasein auf der Erde nich regulieren ?

 Adelheid blickte  Professor Everie in die Augen
" warum braucht ihr unsere Burg und unsere Zeit um die Zukunft zu ändern ?"

"Also es ist so, daß die Probleme eigentlich mit dem Umdenken der Menschen in eurer Zeit begonnen haben "


Everie ging auf eine große Tafel zu , auf der er zu schreiben und zeichnen begann.


" Die Kirche  hat in der Jetztzeit begonnen, Steuern einzuführen und die Menschen durch Aufzeichnungen und Vorschriften zu protokollisieren. "
Irgendwie hat mit der Einführung einer neuen Ordnung auch eine Erhöhung der Sicherheit der Menschen einerseits und eine  medizinische Versorgung  andrerseits zur Vermehrung in unglaublichhem Ausmaß geführt."

Everie zeichnete eine Tabelle auf die Tafel..
 Am Anfang der Tabelle stand die Zahl 310 Millionen.Dies war nach internationalen , wissenschaftlichen Schätzungen der Bevölkerungsstand der Erde gegen 1050.


Danach explodierten die Zahlen.
Im Mittelalter wurde die europäische Bevölkerung durch Pest und Pocken ziemlich reduziert.
Am schlimmsten betraf es auch die amerikanischen Ureinwohner. 
Denn deren Zahl wurde durch eingeschleppte Krankheiten wie Grippe, Pest und Pocken von etwa 50 Millionen auf nur noch 5 Millionen reduziert.
Welche allerdings im 18. bis 19. Jahrhundert durch gigantischen Völkermord nochmals auf ein Minimum reduziert wurde.

500 nach Christi.., war die Schätzung von anderen Experten, der Stand der Erdbevölkerung bei etwa 510 Millionen Menschen
und dann ging es rasant aufwärts.
900 Jahre später ( 1950 )  waren es 2,5 Milliarden Menschen
1960 -  3 Milliarden
1970 - 3,5 Milliarden
1975 - 4,0 Milliarden
1987 - 5,0 Milliarden
1999 - 6,0 Milliarden
2012 - 7,0 Milliarden
2025 - 8,0 Milliarden
2046 - 9,0 Milliarden Menschen

Adelheid und auch Helmreich von Tannenberg wurde es bei so vielen Zahlen, bei so vielen Nullen regelrecht schwindlig.
Sie liebeten die Wissenschaft und den Fortschritt sehr, aber momentan waren sie ziemlich überfordert.


Doch Everie fuhr in seiner Erklärung unbeirrbar fort.


Die Menschheit an sich wäre nicht das Problem.
Würden alle jemals gestorbenen Menschen noch immer auf der Erde leben, würden sie dennoch irgendwie durchkommen.
Und wir sprechen von einer geschätzten Anzahl von knapp 110 Milliarden Menschen.

Aber das Problem ist die Technik und der Fortschritt.
Die Weltmeere sind überfischt und mit Müll zugeschüttet.
Die Schätzung  geht vom Müllaufkommen im Jahre 2050 von etwa 100 Millionen Tonnen in den Meeren aus.
Die Gewässer können sich nicht mehr selbstständig reinigen.

Zudem kommt ein weiteres Müllaufkommen auf den Kontinenten von täglich bis zu 7 Millionen Tonnen !!!

Everie war klar, daß die Burgbesitzer nur Ansatzweise folgen konnten, was er aufzählte.

Er kam zu den weiteren Vernichtungsquellen der Zukunft.
Zu Beispiel  die Schadstoffverseuchungen der Erde.
Er erklärte  Helmreich und seiner Frau die wesentlichsten Giftstoffe der Erde und deren Halbwertzeiten..

Jodid 131        = 8,02 Tage
Cäsium 137    = 30,17 Jahre
Plutonium       = 24.110 Jahre
Uran               = 4,468 Milliarden Jahre

dies waren die Zeitspannen, in denen die Stoffe für Mensche tödlich sein können.
Und es waren die Bestandteile von Kernkrafwerken und Atombomben.

In Osjorsk geht vom Majak Kraftwerk 4x mehr Verstrahlung aus, seit der Reaktorschmelze von 1957, wie von Tschernobyl !
Bekannt übrigens als " Kyschthym - Unfall 1957 / Sowjetunion  !!!

Die 9 meistverseuchtesten Orte der Welt : Stand 2020

9.  Sugaijit ( Aserbaidschan )
     Bewohnner 275.000
     Belastung : Öl, Schwermetall, Quecksilber

8.  Linfen ( China )
     Bewohner 3 Millionen
     Belastung Kohlenmonoxid, Stickoxide, Arsen, Blei

7.  Tianying ( China )
      Bewohner 140.000
      Belastung : Blei, Schwermetalle

6.  Sukinda ( Indien )
     Bewohner 2,6 Millionen
     Chrom 4, Metalle

5.  La Oronja ( Peru )
     Bewohner 11.400
     Blei, Arsen, Schwefeldioxid

4.  Dserschinsk ( Russland )
     Bewohnerr 300.000
     190 Chemikalien, Blei, Phenol, Dioxin

3.  Tschernobyl ( Ukraine ) 
     Bewohner 5,5 Millionen
     Uranium, Plutonium, Cäsium
     ( das 100fache der A-Bombe von Hiroshimawurde freigesetzt )
     etwa 100 Tonnen noch in der Anlage eigeschlossen 

2.  Kabwe ( Sambia )
     Bewohner 255.000
     Blei, Cadmium, Zink

2018 gab es 670 Kernreaktoren, 2050 Uranlagerstätten, 100.000 Tonnen radioaktiver Abfall auf dem Meeresgrund vor Europa
Des weiteren wäre noch das Bikiniatoll zu erwähnen...
Atomtest Frankreich/ USA
große Wüstenbereiche in den USA  in den ebenfalls Atomtests durchgeführt wurden.
Und unzählige weitere Orte auf der Erde, die unwiederbringlich verseucht sind für die nächsten 500 Jahre.

Professor Everie war so richtig in Fahrt geraten.
Aber Helmreich sagte : ... " Stop. Es ist einfach zu viel. Wir können bei bestem Wissen und Gewissen nicht mehr folgen. " 

Auch Adelheid hatte einen brummenden Kopf.


" was beabsichtigen sie denn in unserer Zeit zu ändern ? Was können sie von hier aus unternehmen ? "

Sie stand direkt vor Everie..
" Was können sie hier ändern, damit es drüben besser wird ? "

Und Everie antwortete..: " wir müssen versuchen, die Menschen dazu zu bringen, die Natur als Gottheit anzusehen. "
Er hob ein bischen unsicher die Schultern an.., schüttelte langsam den Kopf.
" Ob es funktioniert ? Ich weiß es nicht.. "

Er blickte aus dem Fenster und ließ seinen Blick über die unglaublich grünen Wälder gleiten..
" Das Problem.., es sind die Menschen. Um die Natur zu retten, müssten die Menschen ausgerottet werden... "

Und mit traurigen Augen drehte er sich um zu Adelheit und deren Mann...
" die Menschen können so unglaublich liebenswert sein... und leider auch Bestien auf 2 Beinen "

An Adelheid direkt gerichtet..
" Es ist so schön, sich mit intelligenten Menschen zu unterhalten. Menschen wie sie. Aber leider ist die Gefahr für das gesamte Dasein auf der Erde.., nicht die begrenzte Intelligenz der normalen Leute.., sondern der Wissensdrang der neugierigen Menschen. Sie.. Adelheid.., Sie sind eine der Gefahren der Erde. So liebenswert und dennoch hochgradig gefährlich. "

Und Adelheid konnte nicht verhindern, daß ihr die Tränen aus den Augen liefen. 
Wie silberne, kleine Bächlein.


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.03.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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