Jürgen Skupniewski-Fernandez

Das indische Pentagramm 5

Die drückende Schwüle hatte etwas nachgelassen und eine leichte Brise brachte wohltuende Erleichterung. Erst vor Wochen zog ein heftiger Zyklon über Mauritius Küsten hinweg und führte sehr viel Regen mit sich, was auch Einfluss auf die hohe Luftfeuchtigkeit nahm.

Den ausgestreckten, einstöckigen Bungalow der Abercrombie Polizeistation bedeckte ein Walmdach aus blaugrauem Schiefer. Die hohen, weißgefassten Fenster hoben sich vom grauen Backstein ab. Ein Vorbau, gestützt von runden hölzernen Pfeilern, überdachte den Haupteingang. Die umlaufende hölzerne Galerie im ersten Stockwerk unterstrich die typische Bauweise des 19. Jahrhunderts. Hinter dem historischen Backsteingebäude standen zwei mächtige, schattenspendende Kapok Bäume. Ein Kreole in kurzen Hosen wischte mit einem Mopp, ohne sich dabei zu verausgaben, die vorgelagerte Veranda und rauchte dabei genüsslich eine Zigarette. Ein dunkelblauer Mannschaftswagen befand sich rechts vor dem Gebäude. Vier Polizisten standen angelehnt am Fahrzeug und unterhielten sich angeregt.

Der begleitende Beamte öffnete Maurice die Fahrzeugtür und wies auf den Haupteingang. Er winkte zu den vier Polizisten hinüber und rief einen Namen. Der angesprochene Beamte kam auf sie zu.

„Mein Kollege begleitet Sie jetzt zum Büro von Chefinspektor Francis Laurent, Monsieur Bertram“.

„Bonjour Monsieur! Bitte, folgen Sie mir! “.

Maurice nickte und folgte ihm ins Polizeigebäude. Aus einem Vernehmungszimmer hörten sie schimpfende Schreie einer Frau. Lautstark teilte sie dem vernehmenden Beamten ihre Erlebnisse mit, die sich vor zwei Tagen bei ihr zutrugen. Ob man wollte oder nicht, sie war dermaßen wortgewaltig, dass jeder gezwungen war einfach zuzuhören. Maurice wurde gebeten Platz zu nehmen; der Chief Inspektor wollte sich in wenigen Minuten um ihn kümmern.

Die Tür zum Vernehmungszimmer stand offen und er konnte von seinem Platz aus eine etwa fünfzigjährige Kreolin erkennen, die gestikulierend, mit herumwirbelnden Armen eine Flut des Protestes auf den Polizisten nieder ließ.

„Beruhigen Sie sich doch, Mrs. Maroum, und setzten Sie sich erst einmal hin. Sie können mir alles in Ruhe erzählen. Kommen Sie, trinken Sie erst mal ein Glas Wasser“, versuchte dieser zu beschwichtigen.

„Ich will mich aber nicht beruhigen“, kreischte sie heftig und setzte sich letztendlich dann doch auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Sie wohnte in Vallée-des-Prêtres; alleinstehend und dankbar, wenn Hilfe zur Stelle war.

Der Straßenpolizist, der regelmäßig seine Streife durchs Viertel zog, war immer sehr hilfsbereit gewesen.

„Na ja, ich bat ihn doch mal nach meiner Tür zu sehen. Durch die Feuchtigkeit hatte sich wohl der Rahmen verzogen“, sagte sie mit selbstvorwerfendem Blick.

„Vor zwei Tagen schaute er abends vorbei, nach Dienstschluss. Ich fühlte mich an dem Abend nicht wohl, wollte aber auf seine Hilfe auch nicht verzichten! “. Dann wurde Mrs. Maroum wieder lauter und lebhafter.

„Er war der Meinung, dass ich unter Bluthochdruck leide. Er hat einen „Erste Hilfe“ Lehrgang mitgemacht. Ich sollte mich aufs Bett setzen. Dann nahm er meine Hand und fühlte meinen Puls. Plötzlich kneteten seine Hände meine Brüste, weil seiner Meinung nach, man an den Brüsten den Puls viel besser wahrnehmen könne. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah!“, schrie sie.
„Da stand er auch schon in Unterhosen vor mir. Ich wehrte mich, so gut es ging. Ich fühlte mich benutzt, musste dann wohl oder übel alles über mich ergehen lassen. Auf der Veranda holte er sein Gerät heraus und bepisste noch meine schöne Yucca Palme, das Schwein! “.

Der vernehmende Beamte stand auf und verschloss die Tür des Vernehmungszimmers.

Inspektor Laurent trat aus seinem Büro, das sich am Ende des langen Korridors befand und ging auf Maurice zu.
„Monsieur Bertram?“
„Ja, das bin ich“. Er erhob sich von seinem Stuhl.
„Chief Inspektor Francis Laurent. Entschuldigen sie bitte, dass Sie etwas warten mussten. Bitte kommen Sie mit mir in mein Büro“. Maurice folgte dem Inspektor ins Büro und setzte sich auf einen der freien Stühle vor dem ausladenden Schreibtisch. Es war angenehm kühl im Büro.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.04.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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