Barbara Dvoran

Italienische Kampfkunst

„An irgendetwas erinnert mich dieser Geruch, an was nur? Er ist angenehm und verstörend. Was ist das? Diese Hitze! Man kommt hier kaum durch, Loretta bleibt bei jedem zweiten stehen. Im Gedränge kann ich mich zumindest an sie drücken, es gefällt ihr. Danach gehen wir zu mir. Meine Belohnung für dieses Date. Pah, ich habe keine Lust, mit diesen ganzen Idioten auf der Party hier zu reden… ihre lächerlichen Freunde.
     Der Geruch wird irgendwie stärker. Scheiße! Was ist das? Verdammt! Eine Irre hat mir ihr Glas mit dem stinkenden, billigen Spumante über den Kopf geleert!“    
     Giuliano flucht kurz und bewegt sich Richtung Ausgang, während Loretta ihm nachgeht und in ihrer zu großen Handtasche nach Taschentüchern sucht.

Eine junge Frau mit langen braunen Haaren, einem sommerlichen Kleid und Lederjacke läuft vor ihnen aus der Wohnung. Die Lederjacke hat sie mittlerweile seit einigen Jahren, sie ist ihr liebstes Stück. Filomena hat sie sich nach der Trennung von ihrem Verlobten gekauft.

Sie und ihr Exfreund lernten sich im Karateverein in Trapani kennen und er war vom ersten Moment an in Filomena verliebt. Schon nach wenigen Monaten verlobten sie sich. Sie verbrachten fast drei glückliche Jahre miteinander. Doch dann begann ihr Freund sich zu verändern, die Hochzeit aufzuschieben, Dinge zu verheimlichen, bei Kleinigkeiten zu lügen, weniger oft mit ihr zu schlafen, seinen Computer mit einem Passwort zu schützen und Überstunden zu machen. Er hörte auf, Karate zu trainieren, um – wie er meinte – sein Handgelenk zu schonen.

Eines Montagabends im Herbst, als er leicht angetrunken nach Hause kam und ihr ihr Lieblingsparfum mitbrachte, das er in der Mittagspause für sie gekauft hatte, hielt sie es nicht mehr aus. Sie wollte nicht für ihr Schweigen belohnt werden und sie wollte keine Geschenke.
     Filomena stellte ihn zur Rede. „Du hast jemanden, gib es zu! Mit wem hast du etwas?“ Ihr Verlobter stritt ab, doch sie redete stundenlang auf ihn ein, stellte ihm Fragen, forderte ihn auf, ihr seine SMS, Fotos und WhatsApp-Protokolle zu zeigen. Da brach er zusammen, fing an zu weinen und meinte, Giuliano, sein bester Freund, hatte ihm bei einem der Männerabende eine Frau vorgestellt, sie wäre sofort Feuer und Flamme gewesen, er war genau ihr Typ und sie hätten ein paar Mal miteinander geschlafen. Ein Flirt, keine Liebe. Er würde noch heute Nacht anrufen und mit ihr Schluss machen, es täte ihm unendlich leid.
    Doch in diesem Moment wusste Filomena, dass es vorbei war. Der Zusammenbruch sowie seine Unfähigkeit, es zu verheimlichen, ließen sie nichts als Abscheu und Scham empfinden. Filomena verließ ihn und kaufte sich die teure Lederjacke.

Als Giuliano draußen ist, sieht er der Frau nach. Da fällt ihm wieder der Geruch ein: Das Parfum von Filomena!

„Oh, Mamma mia, sie ist immer noch heiß. Schade, dass unsere Affäre so kurz gedauert hat und sie erfahren hat, dass ich meinem idiotischen Freund diese andere Frau vorgestellt habe. Ich wollte Filomena für mich allein, kann man mir das vorwerfen? Ich habe sie wirklich vergöttert“, denkt er seufzend und wischt sich den Sekt und sein Lächeln aus dem Gesicht.
     Loretta, mit einem Taschentuch in der Hand, sieht ihn verwirrt an. „Andiamo“, sagt Giuliano und streicht ihr über das Haar, „gehen wir zu mir, ich muss mich umziehen. Danke, Liebling, dass ich deine Freunde kennenlernen durfte. Sie sind einmalig.“

 

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