Nando Hungerbühler

Niemals Ohne Dich IV

Nie hätte ich gedacht dich so zu sehen, am Rande des Lebens Schlafend wie ein Engel, vom Tode begehrt und umgarnt.
Du warst immer mein Fels in der Brandung, mein Halt im Sturm des Lebens, und nie hätte ich gedacht dass du Fallen würdest.
Doch das Schicksaal war gegen uns, lies die Brandung zu Stark, den Sturm zu Wild sein, so dass meine Tränen deinem langsam vergehenden Leben gelten.
Niemals Ohne Dich, doch bald werde ich es sein.

So schön und unbekümmert war jener Tag, an dem Plötzlich Dunkle Wolken aufzogen, durch eine Laune Gottes dein Lebensfaden durchschnitten wurde.
Gezittert und Geweint habe ich, als mein suchender Blick dich im Blute liegend vorfand, deinen Atem nur noch erahnen konnte.
Und nun Monate später, wenn mein Blick auf deinen an Schläuchen gehängten Körper fällt, Weine und Zittere ich wie an jenem Düsteren Tage.
Niemals Ohne Dich, auch wenn ich weiss dass dies nicht sein kann.

Fast erbrechen muss ich, wenn ich jenen Schlauch betrachte, der aus deiner Kehle ragt, verbunden ist mit einer der unzähligen Maschinen des Künstlichen Lebens.
Ich misse deine Stimme, die so Schön aus deiner Kehle erklang, mir so oft Zarte Worte der Liebe ins Ohr hauchte, mein Herz mit Glückseligkeit erfüllte.
Mir schwindet mein Blick, beim Gedanke jene Stimme nie mehr zu vernehmen, nie wieder ein Wort von dir zu Hören und nur noch am Grabe dir nahe zu sein.
Ich möchte es nicht, nein ich möchte Niemals Ohne Dich sein.

Entsetzen überkommt mein ganzes Sein, wenn ich erblicke wie dein Körper, früher so Schön anzusehen, mager und welk dahinschwindet.
So viele Nadeln stecken in deinem Faulig und Bleich gewordenen Fleische, unzählige Schläuche ranken wie züngelte Schlangen an deinem Körper empor.
Nicht fassen kann ich es, dass dies alles dein Leben erhält, dich bei mir bleiben lässt und dass bald, zu bald dies alles nicht mehr sein wird.
Niemals Ohne Dich, was soll ich ohne dich machen ?

Durch Mark und Bein geht mir jenes Geräusch, jener Atem der deiner sein soll, doch im Tiefen innern einer Maschine innewohnt.
Anfangs habe ich diesen Klang geliebt, da er mir sagte das du noch da warst, dass Hoffnung auf deine Rückkehr zu mir bestand.
Doch nur ein Trug war jenen Hoffnung, ich lernte jenen Künstlerischen Atem zu Hassen, da weder Hoffnung noch deine Seele in ihm Mitschwammen.
Niemals Ohne Dich, auch wenn keine Hoffnung besteht.

Ich muss Lächeln, ein Lächeln der Traurigkeit, wenn ich daran Denke dass du mich immer deinen Engel, dein Licht in deinem Leben nanntest.
Nicht wissen konntest du, dass deine Worte wahr werden würden, dass ich für dich ein Engel werden würde, ein Engel der Erlösung, ein Engel des Todes.
Ich werde dir das Licht nehmen, deinem Leben eine Grenze setzen, auch wenn ich daran, an dieser Entscheidung zu Grunde gehen werde.
Niemals Ohne Dich, dein Leiden wird bald Enden.

Ich muss es Tun, meiner und dein Schmerz müssen Enden, jedes Leben wird mal vergehen und deine Lebensflamme soll nicht durch Fremde Hand gelöscht werden.
So gerne würde ich zum Abschied nochmals deine Stimme hören, deine Lippen Küssen und in deinen Augen versinken.
Doch dies ist nur ein Wunsch, einer der unerfüllt bleiben wird, so kann ich nur deine Leblose Hand halten, dir so nochmals Nahe sein.
Niemals Ohne Dich, meine Hand wird uns Trennen.

Ich habe es getan, dein Atem ohne Seele verstummt allmählich, der verhasste Klang weicht, sagt mir dass ich nun in diesem Leben ohne dich bin.
Die Last der Trauer lässt mich zusammenbrechen, Gottes Verdammte Welt verfluchen, die unsere Liebe nicht gedeihen sehen wollte.
Ich lasse meiner Trauer freien Lauf, lass mein Weinen ertönen, in jenem nun Still gewordenen Raum in dem dein Lebloser Körper von meiner Tat berichtet.
Niemals Ohne Dich, und dennoch habe ich es getan.

Ich zerbreche an meinem Tun, doch weiss ich Tief im Herzen, dass meine Tat in deinem Sinn ist, dass ich deinem Wunsch Respekt gezollt habe.
Nie wolltest du ohne Würde Leben, ohne Würde Sterben und viel zu Lange habe ich dich gehalten in einem Leben, dass für dich jede Würde verloren hatte.
Dennoch hege ich Zweifel, mein selbstsüchtiges Herz möchte dich zurückholen, wieder jenen, deinen Atem ohne Seele vernehmen, nicht mehr ohne dich sein.
Niemals Ohne Dich, doch habe ich dich gehen lassen.

Ich trage dich zu Grabe, übergebe deinen Verwelkten Körper jener Erde, jener Welt die dich so gehasst hat, dir dein Leben nicht gönnen mochte.
Ich hege keine Schuld in mir, weiss dass ich dich erlöst habe und dass du aus dem Himmelsreich auf mich, mein einsames Herz herablächeln wirst.
Doch Nachts Weine ich, so Stark Schmerzt dein Leben durch meine Hand beendet zu haben und ich fühle mich so alleine, so Einsam ohne dich meine wahre Liebe.
Niemals Ohne Dich, und es ist Wahr geworden.

Ende

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.09.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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