Fritz Lenders

...schwarze Burg und rote Rosen ( Teil 45 ) Krieg

... mittlerweile begannen auch verschiedene Paare aus dem Dorf zu tanzen.
Wann würden die Menschen denn so schnell wieder Gelegenheit bekommen, zu solch traumhaften Klängen über den Dorfplatz zu schweben.

Die Küchenfrau von Bruno, welche schon den ganzen Abend neben ihm saß.., stieß dem Dorfvorsteher unsanft in die Rippen.


" Na was ist, du grober Klotz ? Willst du dich nicht auch mal bemühen,dich  mit mir  zu den Klängen zu bewegen ? "


Sie stand auf und zog Bruno, welcher wiederwillig brummte, einfach zu den tanzenden Menschen in die Dorfmitte. 
Sie machte es einfach so wie Armina und Adelheid.
Hände auf die Hüften von Bruno und sich mit den Klängen aus dem Lautsprecher davontragen lassen.

Die Dorfbewohner kannten ihren Chef so eigentlich nicht.
Meistens war er grimmig und oft sogar grob.
Jedoch so tapschig zu fremden Klängen , mit seiner Küchenfrau im Arm, die Musik zu genießen..., das war ziemlich neu.

Einer der Soldaten suchte auf Wunsch von Armina das Lied  : " Time to say goodbye "  von Andrea Botchelli und Sarah Brightman .
Auf der Monitorleinwand lief dazu der Videoclip und Bruno schmolz förmlich dahin.
So zärtlich wie es ihm in seiner Art eben möglich war, zog er seine Tanzpartnerin zu sich heran und legte seine Hände über deren Hintern.

So weich, so fraulich so hmmmm, einladend.
Die Dorfleute rund herum mußten sich ein verstehendes Lächeln verkneifen.
Allerdings wunderten sie sich, daß sich Brunhilde , so hieß die Frau.., einfach am Hintern begrapschen ließ.

Sie war als ziemlich resolut bekannt.

Deshalb war es keine Überraschung, daß sich eine Sekunde später ein Knall an Brunos Wange mit dem Abdruck von 5 Fingern eine rote Spur hinterlassend..., die Stimmung im Dorf ziemlich aufheiterte.
Doch noch während Brunhilde Bruno eine Ohrfeige verpasste.., sagten ihm ihre Augen...

* du grober Klotz..., versuche mal etwas romantischer zu sein. Küße mich einfach mal vor den Augen des Dorfes.., denn dann bin ich Dein *

Bruno brummte nur etwas bärbeissig.
Aber auch seine Augen sagten ihr etwas.

* Du freches Weib..., schlage mich nur. Heute Nacht wirst du noch um Gnade winseln. Du schöne Frau. *

Beide lächelten sich so an, wie es frisch verliebte junge Burschen und Mädels machten..., beim ersten heimlichen Treffen hinter der Heuhütte am Dorfanger.

Bruno wollte durchaus etwas zarter sein. 
Er wollte natürlich Brunhilde zeigen, daß er zu Streicheleinheiten fähig war.
Deshalb fuhr er mit seiner Hornhaut überzogenen Tatze von Hand...., Brunhilde durch die Haare.
Und natürlich geschah es selbstverständlich.., daß er ihr den Kamm aus den Haaren riss...und die Frisur zerstörte, für die die Küchenfrau knappe 2 Stunden gebraucht hatte.

"  Bruno, du kannst jetzt wirklich deine Pranken woanderst hinlegen. Du bist kein Mann zum tanzen sondern ein Hackstock für grobe Waldarbeiten "

Mit rotem Gesicht und mit in die Augen hängenden Haaren schob sie Bruno zu Armina.

" Hier hast du deinen Bär von Vater. Lerne ihm mal, wie man sich beim Tanzen zu bewegen hat.. und lerne ihm ganz besonders..., was eine Frau gerne hat.. und was Frauen hassen. "

Mit diesen Worten schnappte sich Brunhilde Adelheid und zog sie etwas von Armina weg.

Während Bruno mit Armina zu den Klängen von Brightman und Botchelli  langsam und interessanterweise sogar ziemlich harmonisch tanzte, 
machte Brunhilde einen kleinen Knicks in  Richtung Adelheid und bat um einen Tanz.

Es war absolut nicht üblich in den damaligen Zeiten, daß Frauen miteinander tanzten.
Andrerseits war es auch nicht üblich.., daß Musik aus dem Lautsprecher.., über den Dorfplatz hallte.

Armina legte ihre Arme um den Hals ihres Vaters und ließ sich von ihm durch die Klangwelt führen.
Irgendwie war sie wieder zu dem kleinen Mädchen geworden, welches sich an Papa ankuschelte.
Er strahlte so eine unglaubliche Stärke und  Fürsorge aus.

Armina blickte ihm in die Augen und eine Träne kullerte nach unten über ihre Wangen.

" Papa.., ich hätte mir so sehr gewünscht, daß du Helene kennengelernt hättest. Sie war so ein besonderer Mensch. Ihr hättet euch bestimmt gut verstanden."

" Armina, mein kleines Mädchen.., ich habe Helene ganz kurz kennengelernt, als sie dich in der Burg verarztet hat .Damals wußte ich nicht, wie sich die Zukunft entwickeln wird.., aber jetzt im Nachhinein bin ich glücklich, wenigsten ein paar wenige Worte mit deiner Frau gewechselt zu haben. Mit meiner  wunderschönen Schwiegertochter.. sozusagen ! "

Bruno mußte etwas schniefen.

" Außerdem haben wir doch auch über die flimmernde Mauer in deinem Zimmer,  mit ihr gesprochen, als sie dir sagte, was du bei mir machen sollst wegen meiner Schwächeanfälle.. Und auch wegen dem Schießapparat sprachen wir doch zusammen. Eigentlich habe ich ziemlich viel Kontakt mit deiner Frau gehabt..., fällt mir so nach und nach ein.  "


Zwischenzeitlich unterhielten sich auch Brunhilde und Adelheid recht angeregt über den morgigen Tag und über die Situation des Dorfes, wegen den Zerwürfnissen der Burg mit dem Bischof.
Hoffentlich würde dieser Konflikt keine weiten Kreise ziehen und unbeteiligte Menschen mit in den Strudel hinein saugen.

Im Hintergrund beobachteten die Dorffrauen ebenfalls den Tanz von Brunhilde und Adelheid.
Wie schön es aussah, wenn zwei Frauen miteinander tanzten.
So ungewohnt.., aber so wunderschön anzusehen.

Im Laufe des Abends jedoch ergab es sich dann automatisch, daß immer wieder die eine oder andere Frau mit Armina tanzte, oder auch mit Adelheid  im Gleichklang die Musik genoss.

Drüben im hinteren Teil des Dorfplatzes dachte sich derweil der Mann, welcher etwas außerhalb des Dorfes wohnte...

 * Was würden die Leute sagen, wenn ich jetzt hingehen würde zum Dorfschreiner und fragte.. ob er auch mit mir tanzen wolle ? *

ob solch blöder Gedanken schüttelte er sozusagen für sich selber den Kopf...

* sie würden mich prügelnd aus dem Dorf jagen . Natürlich *

Trotzdem schlenderte er  langsam Richtung Schreinerhaus, an dessen Hauswand der Holzarbeiter angelehnt , dem Treiben wohlgesinnt zusah.

" Ich hätte eine Frage.., was könnte ich machen, wenn der Schrank im Haus, drüben am Waldrand.. immer wieder umfallen will.. ? "

Er stand im Abstand von etwa einem Meter von dem Schreiner entfernt und blickte diesen fragend an. Nebenbei geschah es, daß er sich ein bischen im Rhytmus der Klänge bewegte.
Und wie magnetisch angezogen.., stellte sich der Schreiner etwas näher zum Waldrandbewohner... und wippte ebenfalls mit seinen Zehen einen sanften Takt in den Boden.

" Naja, ich müßte es mir mal ansehen.., kann man so auf die Entfernung hin nicht leicht beurteilen. "

Irgendwie begannen sie beide sich im Rhytmus zu wiegen.
Wieder fiel etwas Sonnenschein in zwei Herzen.

Heute ganz normal, war es jedoch früher das geheimste aller Gefühle.
Einfach nicht denkbar.
Und dennoch vorhanden.

Spät am Abend brachen dann so nach und nach alle Bewohner des Dorfes auf um sich nach Hause zu trollen.
Morgen war ein neuer Tag und jeder musste früh aufstehen.
Jedoch wurde in so manchen Betten an diesem Abend nicht sofort der Schlaf gerufen, sondern gewisse sinnliche Gefühle ausgelebt.

 Vielleicht würden sich in 9 Monaten die Zahlen der Dorfbewohner verändern.
Wer weiß schon ?

Auch Armina und Adelheid zogen sich in das Zimmer des Mädchens zurück.
Armina schlug die Bettdecke zurück und entledigte sich ihrer Bekleidung.
Nackt wie Gott sie schuf schlüpfte sie in das ziemlich große Bett, welches Helene ihr hinterlassen hatte.

Wie eine kleine Maus schaute sie aus den Tiefen der Zudecke und Kissen  zu Adelheid.., die sich ein bischen unbehaglich fühlte.. ihre Bekleidung vor dem Mädchen fallen zu lassen.

"Komm, du kleiner Feigling. Es passiert doch nichts. Ich will nur die Nähe und die Wärme deiner Haut fühlen "

Sie schaltete per Fernbedienung die Beleuchtung im Zimmer an der Zimmerdecke aus und  nur noch die Monitorfolie warf bunte Lichtschatten durch den Raum, während Videoclip  nach Videoclip , den Raum mit sanfter, leiser Musik erfüllte.

Adelheid öffnete den Verschluß an ihrem Kleid und mit einer gleitenden Bewegung rutschte das weiche Stoffteil über die sanften Rundungen der Burgfrau, nach unten.
Armina schlug die Zudecke zurück und zog die Frau mit sanfter Gewalt zu sich in das Bett. 

Gemeinsam ließen sie sich in die unendliche Zärtlichkeit der Sinne fallen.
Sie hielten sich fest umklammert.. sie streichelten sich gegenseitig über die Haut und sie ließen ihren Lippen die Freiheit.. einfach zu reagieren, einfach zu tun, was die Sehnsucht ihnen auftrug.

Helene würde die Liebe ihres Lebens bleiben.
Für immer..
Doch diese eine Nacht wollten beide Frauen  das Feuer auf der Haut und im tiefsten Innersten entfachen und kosten, wie süß Romantik schmecken konnte.
Sie wollten sich vom Leben diese eine Nacht stehlen
und danach wieder das gewohnte Leben bestreiten.

Vielleicht würden sie in den Nächten, im Gedächtnis und mit heißen Gedanken.. immer wieder diese Nacht wiederholen.
Vielleicht...?

Denn in dieser Sekunde, als sie sich gegenseitig in den Himmel streichelten...

...brach die Musik an der Folie abprupt ab und  Armina hörte die Stimme eines der Soldaten aus der Burg.

" Armina, wir werden gerade im Moment auf der Burg angegriffen. Wir haben keine Ahnung, wie viele Truppen vor den Mauern lagern aber es ist ziemlich bedrohlich.
Ihr dürft auf keinen Fall morgen zur Burg kommen. Im Gegenteil.. ihr müßt das Dorf absichern und euch eventuell auch auf Übergriffe gefasst machen. "

Armina sprang aus dem Bett und lief zu ihren Bekleidungen.
Viel Zeit hatte sie nicht. Sie schlüpfte fahrig in ihre Unterwäscheteile und rannte rüber zu Bruno.

Das Anklopfen konnte sie sich wirklich ersparen, denn es war Gefahr in Anmarsch.

" Papa, die Burg wird gerade im Moment angegriffen.., ich habe Nachricht von den Soldaten erhalten. Wir müssen uns vorbereiten, daß eventuell auch Leute des Bischofs zu uns kommen.. "

Gleichzeitig blickten zwei Köpfe aus dem Bett in ihre Richtung.
Brunhilde und Bruno.., beide ehr weniger bekleidet saßen aufrecht vor Schreck im Bett.

Dann ging es auch schon Schlag auf Schlag.

Draßen trommelte es an der Türe.
Die zwei Soldaten und die Krankenschwester standen draußen.

Alle drei in ihre Kampfmontur  geschlüpft und die Waffen in den Händen griffbereit.

" Wir müssen sofort losfahren , rüber zur Burg. Armina , du mußt schnell das Gewehr aus deinem Schubladen unter dem Bett holen. Auch den Compoundbogen mit den Pfeilen, welchen dir Helene ebenfalls überlassen hat. "

Im Schnelldurchlauf erklärten sie Armina im Beisein von Adelheid.. wie das Scharfschützengewehr zu bedienen sei und auch wie man den Bogen mit den Pfeilen handhabte.

Pfeil und Bogen waren für Armina natürlich sehr vertraut, jedoch Compound war dann doch schon die gehobenere Klasse .

Mit den üblichen Bögen war die Distanz von knapp 30-40 Metern nicht zu übertreffen.
Ein Langbogen war eventuell auf 100 Metern einsetzbar...
Hingegen war die Reichweite der Bögen aus der Neuzeit.. bei weit über 200 Metern.
Außerdem waren die Pfeile so dünn und so unglaublich durch die Luft gleitend, daß sich schon ein ziemlicher Effekt  ergab, wenn die Geschosse durch die Luft zischten.

Ein Probeschuß von Armina, in den Stützbalken , drüben am Nachbarshaus, jagte den Pfeil so weit in das Holz, daß er nicht mehr heraus zu ziehen war.

Auch die Handhabung mit dem Gewehr war zwar ähnlich wie bei der Skorpio.., und dennoch ganz anderst.

 Die Art des Abfeuerns war zwar schon ähnlich, doch konnte bei diesem Gewehr jeweils nur eine Kugel in den Lauf gegeben werden.
Magazin war keines vorhanden.

Vorne am Lauf waren zwei Stützen angebracht, welche aufgeklappt dem Gewehr Standsicherheit gab.
Die Reichweite des empfindlichen Kampfgerätes lag bei cirka 800 Metern, welche durch das Fernrohr  den Sichtkontakt zum Ziel herstellte.

Nähere Beschreibungen würde Armina in den Büchern finden, welche Helene dem Mädchen überlassen hatte.

Für das Präzisionsgewehr waren 500 Schuß an Munition vorhanden.
Der Bogen war mit ebenfalls 200 Pfeilen einsetzbar.
Jedoch würden sich die Pfeile ja immer wieder auffinden lassen, während das Gewehr nach den 500 Schuß sozusagen unbrauchbar war.

Deshalb kam auch die Ermahnung, die Waffe nur so wenig wie möglich und so gezielt wie es die Situation erforderte.. einzusetzen.

Eiligst verabschiedeten sich die Drei von Bruno, Brunhilde, Armina und auch von Adelheid.

Die Burg befand sich im Krieg und die Kameraden brauchten Hilfe von außen.
Wer wußte, wie sich der Tag entwickelte ?
Die Nacht verschlang die Drei.. und Armina hatte plötzlich richtig Angst.

Angst um sich, Angst um das Dorf und Angst um Adelheid.


"  Helene, bist du irgendwo und kannst mich hören ? "


Armina fühlte sich so verletzlich.. so frierend.. so klein.

Adelheid stand ganz dicht hinter ihr und legte ihre Arme um die Schultern des Mädchens...


" Armina.., ich habe auch Angst. Aber  dafür ist jetzt keine Zeit. "

Sie drehte Armina zu sich herum...

" Ich nehme den Bogen und du nimmst das Gewehr. Gehen wir ein bischen im Wald spazieren. Wo ist dein Fahrzeug mit dem wir gekommen sind ? "






 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.05.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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