Der Joseph, den man Sepp nannte, war ein gottesfürchtiger, gesetzestreuer, aber gescheiter Bauer, der die Ansicht vertrat, staatliche Subventionen an andere Wirtschaftsbereiche als die Landwirtschaft, seien nichts anderes als schleichender Sozialismus. Er wehrte sich dagegen und gründete den Bauernverband, wo er sich durch seine Bescheidenheit und harte Arbeit zum Vorbild entwickelte. Seine Spezialität war Roggen, und er verdiente ein hübsches Vermögen damit, keinen anzubauen. Das Land zahlte ihm gutes Geld für jede Menge Roggen, den er nicht anbaute.
Je mehr Roggen er nicht anbaute, umso mehr Geld gab ihm das Land, und er investierte jeden Pfennig, den er erhielt, wiederum in neues Land, das er dazukaufte, um noch mehr Roggen nicht anzubauen.
Der Sepp war stetig damit beschäftigt, keinen Roggen anzubauen. Täglich sprang er beim ersten Strahl der Mittagssonne aus dem Bett, um zu sehen, dass die Feldarbeit nicht getan wurde. Er investierte sein Geld umsichtig in weiteres Land und bald baute er mehr Roggen nicht an, als irgendein anderer Bauer im Ländle. Sein Motto war: "Wie ihr säet, so sollet ihr ernten."
Er verlangte von der Regierung äußerste Sparsamkeit, immer vorausgesetzt, die Sparsamkeit hinderte sie nicht daran, ihrer heiligsten Pflicht nachzukommen: den Bauern Höchstpreise für all den Roggen zu zahlen, den sie überhaupt nicht anbauten. Er war ein stolzer, frommer Mann, seine geflügelten Worte kreisten selbständig mit dem Wind über die Felder.
"Unser Gott hat uns guten Bauern zwei starke Hände geschenkt, damit wir mit ihnen nehmen, was wir nur bekommen können. Wenn der Herrgott nicht gewollt hätte, dass wir soviel nehmen wie wir bekommen können, hätte er uns nicht zwei tüchtige Hände mitgegeben, um zu nehmen."
"So isch es" klang die Bestätigung als Refrain von den Verbandsbrüdern und die Idee fing an Wurzeln zu schlagen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.05.2020.
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