Fritz Lenders

...schwarze Burg und rote Rosen ( Teil 52 ) Gefahr

... während der Bischofsmann wie eine grüne Echse , vorsichtig und so gut wie unsichtbar,  durch´s  verwachsene Dickicht zurück in den Wald  schlängelte..., spielten sich im Kopf von Anselm  hysterische Treffen von hinterhältigen Gedanken ab.

Er hätte sich ein bischen mehr Zeit lassen sollen um die Frau, welche vor 20 Jahren sein Leben aus der Bahn warf.., in den schwarzes Abgrund der Waldgeister zu schicken.
Andrerseits, so beruhigte er sich selber..., war jede Sekunde, welche die Frau länger lebte, eine Gefahr für ihn und seine Pläne.

Mit Sicherheit hätte sie ausgeplaudert.., welche Idendität seine Wirkliche war.
Nein..., keine Frage. 
Es war wirklich das Beste für Alle Beteiligten.
Immerhin hatte sie doch auch selber stets  Gedanken.., sich in den Abgrund fallen zu lassen.

So gesehen, hatte er ihr eigentlich sogar einen Gefallen getan.

 Na gut , er mußte sich selber eingestehen...,
daß die Sache mit den Fingern und der Schlag mit seinem Ellbogen gegen ihr Rückgrad eventuell nicht im erwünschten Verlauf der Dinge lag, welche sich seine Frau von damals.., so vorgestellt hatte, wenn sie mit dem Tod liebäugelte.

Aber sie hätte sich auch ohne sein Zutun ihre Finger so brechen können, wenn durch den Fall bedingt, die Hände auf den Felsen aufschlugen.
außerdem mußte jetzt nicht jede Kleinigkeit auf einem Teller des Lebens präsentiert werden.
Sie hatte durch ihre bösartige Absicht, ihn bloßzustellen , schon automatisch den Tod verdient.

Außerdem konnte sie sich glücklich schätzen, daß ihr gemeinsames Wiedersehen nicht in Bereichen stattgefunden hatte, wo er mehr Macht und Bewegungsfreiraum hatte.


Ein Stelldichein mit ihm, der Frau und seiner kleinen Zange hätte wesentlich mehr an glühenden Schmerzwellen über den Frauenkörper jagen lassen.
So gesehen hatte er ihr eigentlich einen Gnadenakt  geschenkt

.
Und überhaupt...!

Läppische 15 Meter nach unten.
Vielleicht 1,5 Sekunden freier  Fall..., da blieb ja nichtmal Zeit um panisch zu werden.
Kaum gefallen.., schon aufgeschlagen.
Plummps und Aus.

Angestrengt versuchte er durch die Abenddämmerung ihren zerschmetterten Körper zu sehen.
Sein Blick startete immer wieder vom Blutfleck und kreiste in größer werdenden Bahnen um den Schauplatz des    fröhlichen  Fluges .

Verdammt in alle Wolken der Geister und wieder zurück.

Er erblickte  ihren Körper im Gebüsch, neben der Stelle, wo es nochmals mindestens 100 oder gar 200 Meter nach unten ging.
Ein einziges verfluchtes Gebüsch auf einer winzigen Plattform , welche nicht mal für 2 nebeneinander stehende Menschen Platz bot.
Ein kümmerliches Stück Unkraut mit Dornen, welches auf felsigem Untergrund dahin vegetierte.

Und ausgerechnet dieses  mißratene Stück Grün mußte sie sich für ihren Aufprall in die Welt der Geister aussuchen.

Typisch für seine ehemalige Frau.
Sie hatte auch schon damals immer Alles falsch gemacht.
Nichtmal sein Kind konnte sie anständig zur Welt bringen.
Und jetzt dieser Fall ins dornige Grün.

Hoffentlich hatte sie sich wenigstens  auch noch ihre halbblinden Augen ausgestochen.., jubelten böse Sadistengedanken in Anselms Hirnrinde.

Irgendwie konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.
So oft hatte er sich ihren Tod vorgestellt.
So viele Nächte hatte er mit bitterbösen Fantasien im Bett gelegen.

Aber jetzt war Alles gut.
Seine eigene Gerechtigkeit.., in seinem Kopf solange herumgebogen bis sie passte, hatte gesiegt.

Und nun Teil Zwei seiner Aktion..

"  Hilfe.. Hiiiilfe..., es möge jemand schnellstens helfen... "

Gellend hallte seine Stimme, von Oben herab.. durch den Burghof .

Alle Menschen, welche sich im Hof aufhielten, blickten zu ihm hoch.

" Die Krankenhelferin hat sich vom Turm gestürzt..., bitte helft.., vielleicht gibt es noch Rettung... "

Fast mußte er schon  lachen über seine Idee..
Tatsächlich  hatte sie nicht gerade wenig vom Sterben geredet. Und immerhin kannten sie sich erst ganz kurze Zeit.
Sicher hatte sie der ganzen Burg schon ihre Flugvorstellungen in eine andere Welt.., vorgeplappert.

"  Hiiilllffeeee "

Anselms Stimme überschlug sich und bewundernd stellte er fest, daß sich direkt schon ein Echo gebildet hatte.
Denn aus der Tiefe des Turmes, vom Abhang.., hallte das Wort wieder.

Doch Anselm war nicht berühmt für fantastische Gedanken in seinem Kopf.
Innerhalb einer hunderstel Sekunde begriff er, daß das Echo nichts mit seiner Stimme zu tun hatte.
Diese verfluchte und verdammte Stimme  kreischte von unten in seine Gehörrichtung nach Oben.

Das durfte es ja wohl nicht geben.


Die Frau im Gebüsch  scharrte mit den Füßen und schrie schmerzerfüllt um Hilfe.
Na toll.
Von unten, vom Burghof hörte er das Laufen von  hektischen Füßen. 
Schon konnte er auch das Poltern hören , welches Füße verursachen, wenn sie Treppen nach Oben hetzten.

In Windeseile  schnappte er sich den faustgroßen Stein von vorhin und schleuderte ihn so fest er konnte, in das Gebüsch  am Fuße des Turmes.
Mit großen Augen und noch größeren Ohren.. erfreute er sich an dem merkwürdigen   Platsch...., als der Stein wie ein Felsen aus dem Katapult, auf der Brust der Frau aufschlug.
Etwas seitlich der Brustmitte.
Direkt unter ihrem Busen zertrümmerte der steinige Brocken den Körper der Frau.

Zumindest hoffte dies Anselm.
Aber immerhin erstummte der Schrei der Frau schlagartig.


Hektisch riss Anselm seinen Arm auf der felsigen Brüstung des Turmes hin und her um sich die Haut an der Hand aufzureissen.
Mehr als höchstens 3 Sekunden hatte er nicht Zeit.
Vorsichtshalber schlug er sich auch noch die Rückhand.., also seine Knöchel blutig.
Nochmals ein kurzer Ruck durch die schorfige Felsplatte und wie geplant lief das Blut aus seiner Hand.

Ein hoffentlich überzeugender Beweis, seiner Rettungsversuche.

Auch eine plausible Erklärung, warum die Turmbrüstung blutig war.

Wundervoll...

Noch bevor die ersten Füße um die Kurfe nach Oben sausten, ließ er sich dramatisch zu Boden sinken.
Schnell noch ein kurzer Wisch seiner Finger durch sein Gesicht.. und die Dramatik war perfekt.

Blut im Gesicht und Blut von seiner Hand laufend..., kauerte er weinend am Boden vor der Turmöffnung.., vor den Turmzinnen.


" Die Frau.., ich verstehe es nicht.. sie lächelte so lieb.. sie summte so friedlich ein Lied über ihre Lippen.. und plötzlich wollte sie sich auf die Steinplatte setzen. Ich konnte es doch nicht wissen. Sie hat sich einfach fallen lassen. Kurz konnte ich noch ihr Kleid fassen und sie halten. Aber dann war meine Kraft einfach zu wenig.  Ich mache mir solche Vorwürfe... Ich wollte doch nur helfen.. ich bin so ein schwacher Mann.., ich habe selber den Tod verdient.  "

Und mit schauspielerischer Meisterleistung vollbrachte er das Kunststück, daß die Tränen wie Springfluten aus seinen Augen stürzten. 
Sein ganzes Gesicht war nass vor Tränen.

Natürlich mußte man auch bedenken.., daß seine aufgerissene Hand und die angeschlagenen Fingerknöchel höllisch schmerzten.


" Schnell, wir brauchen ein Seil... "  hallte eine Stimme in den Burghof

" Die Frau lebt scheinbar noch, ich habe gesehen, wie sich ihre Füße bewegten "...   vernahm Anselm in einem totalen  Sturm der Panik die Stimme eines der helfenden Männer.

Während nun ziemlich schnell der Abend sein dunkles Tuch über die Burg legte, erleuchtete ein Scheinwerfer, von oben , in den Händen von  einem der Männer.. die Situation unterhalb der Turmmauer.

Ein Soldat hatte sich von der Höhe der Turmzinnen wie ein fliegender Zauberer abgeseilt und kniete neben der Frau im Gebüsch.
Noch nie hatte Anselm so oft innerhalb 2 Minuten den Satz in Richtung Waldgeister gebetet.., daß das Seil reissen möge.
Am besten dann, wenn der Soldat über der Frau schwebte, damit er sie hoffentlich zerquetschen  würde.

Wieviele Leben hatte denn diese Frau aus seinem früheren Leben ?


Wie ein Zuseher eines dramatischen Schauspieles aus den geselligen Abenden im Burghof..., stand er etwas Abseits und fühlte sich wie in einem Albtraum.
Sollte die Frau wirklich überleben, wäre auch sein Leben zu Ende.
Das war schon mal sicher...

" Ich fühle schwachen Puls.., aber sie ist nicht ansprechbar. Scheinbar sind viele Knochenbrüche entstanden. Jemand muß mir das Notfallpaket runterwerfen. Schnell, schnell ..., ich glaube sie hat nur ganz wenig Möglichkeit, zu überleben. "

Als das Paket den Mann erreichte, setzte er schnellstens eine Injektion und verhalf   der Frau in künstlichen Tiefschlaf.
Anschließend wurde sie in einen Rettungsgurt verpackt und hochgezogen.
Der Mann von unten, zog sich mit Hilfe zweier interessanter Griffe aus Metall.., selber am Seil nach Oben.

Sollte Anselm das Glück haben.., daß die Frau hoffentlich schnellstens das Zeitliche segnete.., würde er unbedingt erkunden müssen, wie die Kletterei mit dem dünnen Seil und den zwei Griffen funktionierte.
Auch so eine Sache, die er unbedingt brauchte und wollte.

Als die ohnmächtige Frau über die Brüstung in den Turm nach innen gezogen wurde.., sah der Anführer mit erfahrenem Blick, daß das Leben der weiblichen Gefahr.. nicht mehr lange dauern könnte.
Er hatte solch bleiche, eingefallene und vom Tode überschattete Gesichter schon oft gesehen.

Sein Geschäft war immerhin der Tod und eben dieser war stets bei seinen Unternehmungen  zu Gast.
Als die Frau an ihm vorbei nach unten getragen wurde.. flackerten nochmals für eine Sekunde ihre Augenlieder und unglaublicherweise.. blickte sie ihn für einen kurzen Moment an.
Dann endlich sank ihr Kopf zur Seite und sie hauchte mit einem letzten Atenzug ihr Leben aus.

Endlich...
es war ja auch wirklich schon Zeit !


dachte sich das kranke Gehirn des Anführers.
Und dicke Tränen kullerten über sein Gesicht.

Mitfühlend legte einer der umherstehenden Männer  die Hand auf seine Schulter.

" Wir haben eigentlich schon täglich damit gerechnet.. Aber nun, da es geschehen ist.., bringt uns der Tod der armen Frau trotzdem in tiefstes Trauern. So unglaublich tragisch. Eine so junge Frau.. so ruhig und dennoch so voller Todeswünsche... "

Bei den Worten des fremden Mannes begann Anselm zu schluchzen.

Er verbarg sein Gesicht mit den Händen..
... damit Niemand sein erleichtertes Lächeln sehen konnte.



 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.06.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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