Francois Loeb

DIE SCHIRMFRAU

 DIE SCHIRMFRAU

Die Schirmfrau gehört zum Straßenbild unserer Großtadt. Wie der Dom. Oder das historische Rathaus in dem heute sich anstelle von Räten Mäuse und Ratten tummeln. Denn in ihm wird gähnende Leere gepflegt. Leere zu Leere, wie der Verantwortliche für die Stadtkasse letzthin in einem Beitrag im Lokalradio, auf die Finanzsituation der Stadtkasse sich beziehend, bekanntgab. Nun, ich muss mich korrigieren. Die Schirmfrau gehört nicht zum Stadtbild, sie gehörte, wenn ich in der Gegenwart sprechen soll, dazu. Denn seit sieben Tagen und sechs Stunden, um genau zu sein, und das will ich, ist sie von der Stadtfläche, nicht der gespiegelten, nein, der echten, verschwunden. Suchtrupps der lokalen Polizei suchten in den ersten Tagen nach ihrem Verschwinden nach ihr. Die Stadtoberen versuchten ihre Absenz zu vertuschen. Hingen die Tatsache an die kleine Glocke des alten, leerstehenden, baufälligen Rathauses. Einzig der enge Kreis des Stadtoberhaupts wurde eingeweiht. Die Bevölkerung sollte nicht beunruhigt werden. Und da die Stadtbewohner sich so an den Anblick der Schirmfrau gewöhnt, dieses Bild sich Prismen bildend in deren Netzhaut eingebrannt hatte, dass ihre Absenz niemandem auffiel.
Als dann aber eines der Stadtunterhäupter, diese waren zahlreich vorhanden um das Stadtoberhaupt in seinen Ansichten zu bestärken, eines Abends nachdem Genuss einiger, der heranrückenden Festzeit wegen mit Hilfe von Hopfen und Malz doppelt und dreifach gebrauten Getränken, die Katze aus dem Sack liess, geschah er. Der Aufruhr. Vorerst torkelnd veliessen alle Zechgenossen des fehlbaren Geheimnisverletzers den Braukeller. Verbreiteten die Neuigkeit durch die Gassen ziehend, als regne es Bier über der Stadt, lauthals und johlend, ja kreischend, die Worte, „Die Schirmfrau wo ist sie geblieben?“ So erfuhr auch ich von dieser schrecklichen Tatsache mitten im Schlaf aus meiner Ruhestätte aufspringend, zum Fenster rennend, dieses öffnend. Schloss mich dann, wie die Mehrzahl der Einwohnerschaft dem Suchtrupp an, der seit Tagen nach der Schirmfrau fahndet, ohne eine Spur von ihr zu finden.
Und so müssen wir uns an die Tatsache gewöhnen, dass die so herrliche Brunnenfigur am Rathausplatz, die unserer Stadt bisher die Schirmherrschaft gewährte einfach sang- und klanglos verschwunden ist. Um die Ruhe und gefühlte Sicherheit wieder herzustellen verbreitete die Stadtverwaltung die Nachricht, dass es nie eine Schirmfrau gab, und wer dies wider die mehrfach erbrachten Beweise behaupte, mit strengster Strafe zu belegen sei, an deren Stelle als Brunnenfigur die nächsten Tausend Jahre als Schirmfrau oder Schirmherr der Stadt und ihrer Einwohnerschaft zu dienen.


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Der Titel des Werks: MORGENDICHTE.
Und tatsächlich erleben wir in Loeb's Werk eine beispielhafte Wort- Dichte, die Gedanken zwischen Autor und Lesenden zum fließen bringt!"

Herzlichst François

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