Günter Weschke
An einen Sonnentag im Mai
An einen Sonnentag im Mai
Es gab ihn also tatsächlich einmal, diesen wunderbaren, sonnigen, warmen Mai. Die Forsythien waren zwar schon verblüht, aber nun zeigte sich der Flieder - seine süßen Düfte verströmend- in all seiner Pracht. Das zarte Grün der Blätter an den Bäumen, erinnerte an Mai Bowle, diesem köstlichen Getränk, welches fröhliche Menschen noch fröhlicher werden läßt. Auf den Straßen und in den Gassen spazierten die Damen, in ihren luftigen, bunten Kleidern des Sommers. Die Spatzen, die Frechen, pickten eifrig die herunter gefallenen Krümel vom Gebäck der Gäste, die vor den Cafès, in der bereits warmen Morgensonne saßen.
Der Bischof von Münschen (der Name musste gelöscht werden) -hinter seinem Rücken, von einigen Ministranten auch Watschenhand genannt-, lustwandelte im Garten der Frauenkirche, dabei murmelte er ein Gebet, er beendete dieses mit einen Blick zum Himmel. Als er gerade -Amen- sagen wollte sah er plötzlich, dass um den Turm der Kirche, ein Mensch herum flog. Er traute seinen Augen kaum, den Mund weit aufgerißen, blickte er fassungslos zum Himmel.
Er kniff die Augen fest zusammen, aber als er dann wieder zum Turm aufblickte sah er stets das gleiche Bild, einen fliegenden Menschen. Einem Herzinfarkt nahe sah er plötzlich, dass jetzt sogar zwei Menschen dort oben herum flogen. Sie winkten und die Leichtigkeit ihrer Bewegungen wirkten auf den Bischof wie die Aufforderung, zu ihnen herauf zu kommen. Er musste der Sache auf den Grund gehen. Hastig öffnete er eine kleine Nebentür zum Turm, von hier führte eine hölzerne Treppe nach oben. Oh wie war das anstrengend für ihn, diese steilen Stiegen zu erklimmen, aber eine unbändige Neugier trieb ihn immer höher. Er musste noch eine zweite Tür öffnen, von hier führte eine Wendeltreppe zu einer Luke. Endlich erreichte er die geöffnete Tür eines Ausstiegs.
Tatsächlich, dort saßen zwei junge Männer und lachten ihn an. Einer von ihnen fragte:! Na Herr Bischof, möchten sie auch einmal fliegen?" Der Bischof war noch ganz ausser Atem, aber er nickte und fragte:" Habe ich euch wirklich fliegen sehen?" Beide lachten, :" Aber ja!" sagten sie "das ist doch ganz einfach!"
Einer von ihnen stand auf, breitete die Arme aus und flog einmal um den Turm herum, mit einer eleganten Leichtigkeit landete er wieder am Ausstieg. Der Bischof war ganz aufgeregt, "was muss ich tun, um auch so fliegen zu können?", fragte er. "Na ja," sagte einer von ihnen, "stellen Sie sich dicht an den Abgrund, breiten Sie die Arme aus und lassen sich dann fallen!" Der Bischof stellte sich auf den Ausstieg, unter sich sah er sein geliebtes Münschen im hellen Licht der Sonne, dann ließ er sich- mit ausgebreiteten Armen- fallen....
..................Platsch!
Die beiden Männer auf dem Turm lachten, dann schlugen sie ihre rechte Handflächen aneinander, dabei sagte einer von Ihnen:" Was sind wir doch manchmal für Hundlinge, wir Engel!"
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.06.2020.
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