Günter Weschke

Der Maßstab aller Dindde

Frau Olga, der Maßstab aller Dinge und das blaue Wunder

Ort: Amtsgericht in Berlin Moabit

Personen: Frau Olga Chrechinskywoly und

Amtsrichter Karl Krawuttke

Amtsrichter Krawuttke sitzt in seinem Büro und schält einen Apfel, er blickt ungehalten von seiner Tätigkeit auf, als er bemerkt, dass eine Frau vor seinem Schreibtisch steht.
Er fragt:”Haben Sie an meine Tür geklopft?”
Die Frau sagt; “Ick habe hier eenen Zettel, da steht druff, Krawuttke, Zimmer sieben im ersten Stock, und da bin ick nu!”
Der Richter sagt: Also, jetzt gehen Sie erst einmal wieder raus, klopfen an die Tür, und wenn ich -Herein- rufe, dann kommen Sie rein!”
Die Frau geht kopfschüttelnd hinaus, nach eine Weile hämmert sie mit beiden Fäusten an die Tür.
Krawuttke hätte sich vor Schreck beinahe in den Finger geschnitten.
“Was ist denn da los?” brüllt er.
Die Frau kommt wieder ins Büro, “So, da bin ick nu!”
Krawuttke blickt sie böse an, “ Was wollen Sie und wer sind Sie?”
“Also, ick bin die Olja Chrebinskywoly und ick will Anzeije erstatten, wejen Unterhaltszahlungsverletzung!”
“Gegen wen wollen Sie denn Klagen?”
“Dett weeß ick ooch nich, ick bin nämlich Portiersfrau in de Otto Straße Nummer fünf. Dett Haus hat och drei Hintahöfe, allet also vier Häuser und jeden Freitach muss ick da die Treppen wischen.
Und jetzt hab ick een Kind jekricht und ick weeß nich von wem!”
“Wie, Sie wissen nicht wer der Kindsvater ist?”
“Nee, dett sach ick doch!”
“Aber Sie müssen doch wissen, mit wen Sie zusammen waren!”
“Ick wa ja nich mit eenen zusammen, dett wa nämlich so,
Jeden Freitach nehme ick meinen Putzeima, Wischtuch, Besen und ‘ne Schaufel, , denn jeh ick int Vorderhaus vier Treppen hoch, feje erst allet ab und fang denn an zu Wischen!”
“Ja und dann?”
“Also ick hab da meine eijene Technik, ick stehe jebückt und breitbeinich und wisch dann jede einzelne Stufe mit dem Lappen ab, dabei jeh ick langsam, Stufe for Stufe,  rückwärts die Treppe runta. Nu kann ick mia aba bei meine Arbeit nich jedesmal umdrehn, wenn mia eena hinten rumfummelt, da wird ick ja nie mit meine Arbeit fertich!”
“Ja aber um Himmels Willen, Sie müssen sich doch vergewissern, wer ihnen zu Nahe tritt, Sie müssen doch merken, wenn man Ihnen die Unterwäsche auszieht!”
“Eijentlich schon, aba im Somma trare ick ja keene Untawäsche, da wird ett mia denn zu warm da unten!”
“Aber, Sie müssen doch wenigstens den Namen haben, der ist doch der Maßstab aller Dinge!”
“Hab ich nich, drum Klare ick ja ooch jejen Unbekannt!”
“Also Frau…äh, äh, wie war doch gleich Ihr Name?”
“Ick heiße Olja Chrechinskywoly!”
“Wie schreiben Sie sich?”
“Wie ick mia schreibe? Also ick schreibe mia doch nich selba, watt solln dett?
”Nein, buchstabieren Sie mir bitte Ihren Namen!”
“Ach so, -O- wie Olja, ha, ha, -L- wie Lene, -G- wie Justav, und -A- wie Anna, also Olja!”
“Und Ihr Nachnahme, ach hier ist ein Zettel, schreiben sie ihn bitte auf!”
Auf dem Schreibtisch lag immer noch der, vom Richter abgenagte Apfelgriebsch. Er nahm ihn in die Hand, machte eine Faust und zerquetschte in zu Mus, wütend sah er ein paar Tropfen Saft auf die Tischplatte fallen. Er stand auf und wusch sich die Hände in einer blechernen Waschschüssel, trocknete sich die Hände ab und setzte sich wieder auf seinen Platz, mit seinem Ärmel wischte er den Tisch trocken.
“So, also Frau…er sah auf den Zettel mit dem Namen der Frau,  ich nenne Sie einfach Olga, Frau Olga!”
“Dett iss mia eene Ehre, Herr Gericht!”
Immer noch lag das zerquetschte Apfelgehäuse auf dem Tisch, es färbte sich langsam braun. Eine Made hatte das Quetschen überlebt und kroch langsam auf dem Tisch herum.
Der Richter nahm ein Lineal und schlug damit kräftig auf die Made, das Lineal zerbrach dabei.
Schnaufend und voller Wut betrachtete er sein Werk.
“So, Frau Olga, Sie müssen sich in Zukunft immer vergewissern, dass niemand hinter Ihnen ist, wenn Sie Ihrer Arbeit nachgehen, damit keiner in Versuchung kommt, und ziehen Sie sich immer Unterwäsche an
“Wenn mir noch eenmal eena mit sein Maßstab zu Nahe kommt, denn kann der sein blauet Wunda erleben!”
Als der Richter nach Feierabend nach hause kam, trat er mit dem Fuß nach dem Hund, ohrfeigte seine Frau und schrieb seine Kündigung.






 










 

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