Peter Kröger

Tunlichst sah ich ab

 

 

Für heute war Schluss. Tunlichst sah ich ab von allem, was jetzt noch Ärger bringen mochte und trat ans Fenster. Bald musste die schöne Nachbarin auftauchen, sie käme um die Ecke, passierte Hecken und Sträucher, spazierte durchs Gartentor, überquerte den Rasen, öffnete ihre Handtasche und schlösse mit dem hervorgekramten Schlüssel die Tür ihres großen, weißen Bungalows auf. Ich musste einen Satz denken und dachte ihn: Die schöne Nachbarin kehrt heim in den großen, weißen Bungalow im Schulweg 19 und überlässt sich dem fröhlichen Feierabendgefühl, wobei ihr der Nachbar aus dem alten Backsteinhaus im Schulweg 21, nämlich ich, gern zur Hand ginge .

Als Titel eines Romans war es zu lang, als Geschichte ungeeignet; als privater Wunsch hingegen mochte es gerade so hingehen.

 

Und da nahte sie schon! Die schöne Nachbarin! Die schönste und beste, wie ich augenblicklich zu denken bereit war. Pünktlich bog sie um die Ecke und hielt auf den Bungalow zu, Hecken und Sträucher hinter sich lassend; wie immer kramte sie in der Handtasche, fand, was sie suchte, schloss auf. Schnell öffnete ich das Fenster und wünschte einen schönen Abend. Sie nickte und lächelte freundlich.

Von einer Welle der Zuversicht getragen schrie ich nun, wie nur ganz starke, furchtlose Menschen es wagen: Sie gefallen mir sehr! Ich möchte Sie heiraten!

Sie schien überrascht. Ihr Blick verriet Ratlosigkeit und Entsetzen. Schnell verschwand sie im großen, weißen Bungalow und ließ die Rollos herunter. Ich ging zurück an den Schreibtisch, überlegte und schrieb. Ich liebte. Ich war glücklich. Bungalow und Backstein! Für heute war längst noch nicht Schluss.

 

Der Ärger begann.

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