Francois Loeb

BEGEGNUNGEN

Apps sind Wundertüten wie ich sie in meiner Kindheit im Kolonialwarenladen für wenig Centimes erworben habe. Das Geld von Flaschenpfand der Bierflaschen die mir die Strassenarbeiter beim Holen von Nachschub grosszügig überliessen. Wundertüten was für ein Erlebnis! Ich konnte vor Spannung nur mit allen Willenskräften den Reflex unterdrücken diese sofort zu öffnen. Unmittelbar nach dem Verlassen des Kolonialwarenladens. Eine wahre Geduld- und Charakter-Probe der frühen Kindheit war das. So jedenfalls erlebte ich diese einzigartigen Augenblicke damals. Nie wieder entstehende Momente. Nie? Das wäre nicht der Wahrheit entsprechend der ich mich in meinen reifen Jahren verschrieben habe. Denn, Hand aufs Herz, seit es die Erfindung der Apps gibt ist meine Welt erneut voller Überraschungen. Wahre Wunder sind in ihnen versteckt. Neben Plunder, wie damals auch in den Wundertüten, die wir aber nicht als solchen betrachteten, vielmehr auch als Währung, Tauschartikel um andere Unsinnigkeiten zu erwerben, benutzten. Denn in den Apps ist auch Wertvolles, Goldrichtiges, Nutzvolles, Einmaliges, Weiterführendes versteckt. Ja, verborgen. Auszupuhlen, deshalb das grosse A des Ladens in denen diese APP genannten Schätze zu erwerben sind. Nicht Kolonialwaren, ein ohnehin verpönter, zu recht auf dem Index stehender Begriff, werden dort angeboten. Nein, Überraschungen aller Art! Täglich ist mein erster Gang Frühmorgens zum AppStore. Mit Sandkörnern in den Augenwinkeln, die dann in die entstehende Wünschelwüste fallen, deren Unendlichkeit erweitern.
Heute nun fand ich diese neue, staatlich genehmigte App mit dem Namen BEGEGNUNG. Was für ein vielversprechender Begriff. Eine Riesenwundertüte. Denn was für ein riesiges Versprechen in der heutigen Zeit. In der Welt die der Gottheit der Egomanie verfallen ist. Ich kann es kaum erwarten diese Applikation zu öffnen. Was wird sie mir bescheren? Mir, den die Jahrringe beschwerlich auf den Schultern liegen. Die ich zu Schultern habe. Ohne Widerspruch. Ohne Für und Wider. Einfach so. Zuerst aber einen kleinen Schwarzen. Dann die erfrischende Gartenbrause unter die ich mich stelle, um das letzte Sandkorn das zwischen meine Zehen fällt los zu werden, aber nicht in die Wüste gesandt werden wollte, und jetzt trotz allem muss. Ohne Für und Wider! Setze mich auf den Schaukelstuhl. Der spannendste Augenblick des Tages naht. Das Öffnen meines Funds. Das sich darin Verlieren. BEGEGNEN! Was für ein Versprechen! Begegnungen der dritten Art? Der Vierten? Und da wird mir eröffnet, dass wenn ich näher als 1,5 Meter und länger als 15 Minuten mit einer vom Virus befallenen sitze, stehe, wandere, mich unterhalte, absichtlich, oder ohne jede böse Absicht mich bewege, eine Meldung mir zugesandt wird. Ein Piep Ton. Ein Warnton. Ein Freudenton? Nicht tönern, denn sonst könnten die Begegnungen in Tausend Stücke zerbröseln. Ein simpler Ton der mein Ohr, erreichen werde. Mein Herz? Ist das Virus ein Liebesvirus? Ich bin dafür offen. Öffne mein Herz als sei es ein Scheunentor ...


 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.07.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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