Peter Kröger

Hoppala

 

 

Nichts gegen Jupp Jensen, er hatte ja recht. Während allen, die ich kannte, das Leben zu kurz, die Nacht zu dunkel und die Nordsee zu kalt war, stürmte Jupp mit einem schneidigen Hoppala voran und eroberte im Sturm scheinbar uneinnehmbare Festungen wie Göttingen, Graupensuppe oder gar das Historische Perfekt. Sein Tod ging mir nahe, seine damals aktuellen Themen Cloppenburg, Haferschleim, am Ende sogar (wenn ich es richtig verstanden habe) die Grenzen reiner Sittlichkeit berührten mich, er war ganz nah dran. Der, wie ich es nannte, hoppalatische Effekt, war es, der Jensen zu dem machte, was er war: ein Jupp reinsten Wassers. Ich sagte es, er hatte recht mit allem, was er entschlossen erklomm, durchdrang und mutig beim Namen nannte, aber niemals hätte er mich in einem Biergarten in Aschaffenburg einen Versager und Drückeberger nennen dürfen, einen Schatzsucher und Dreckfinder, das Ganze bei einem Eisbein, das zum Himmel stank und meine sonst so gute Laune ohnehin schon nachhaltig verfinstert hatte. Jensens Lebensleistung schmälert es nicht, dennoch: Hier war eine rote Linie überschritten, Jupp wusste es, seine Einschätzung meiner Person kam einem Selbstmordattentat gleich. Da halfen keine Theorien über den Mehrwert, kein Räsonieren über Scham und Schalentiere; mein Freund (ich darf ihn so nennen) spürte sein Ende nahen und ergab sich stolz und ungebeugt dem tobenden Element, den rasenden Feuersbrünsten, mir. Wegen Totschlags fuhr ich neun Jahre ein. Morgen komme ich raus. Vielleicht wären es alles in allem nur sieben geworden, doch bevor ich mit dem schweren Seidel Jupps Haupt in Falten legte, war mir vor Zeugen das Wort entglitten (ihr kennt es längst), das strafverschärfend wirkte, obwohl es doch nur gut gemeint und gar nicht, wie man so sagt, auf meinem Mist gewachsen war: das schöne, zu Herzen gehende Wort, Jensens Erbe: Hoppala.

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