Gaby Schumacher

Ein schwingendes Leben

Ein schwingendes Leben

Uns herzustellen hatte Schuster Klopf viel Fingerspitzengefühl und Geschick abverlangt. Er hatte genäht, geklebt und genagelt. Anfangs lagen nur Lederlappen und zwei sehr schlanke schiefe Holzklötze herum. Bald darauf baumelten an jedem der Lederstücke eine Strippe mit einem zierlichen, blitzenden Etwas darauf.

Schuster Klopf benötigte noch recht lange, aber als wir dann fertig vor ihm standen, betrachtete er uns sehr zufrieden.Wir waren wohl sehr elegante Ausgaben. Dann erklärte er uns, dass diese Strippen ´Riemen` hießen und das blitzende Etwas darauf war eine schicke Schnalle.

 

Na, Ihr werdet Manchen die Schau stehlen!“

Noch ein wenig schüchtern linsten wir an unserem Leder-Metall-Leib herunter. Wie wir wohl aussahen? Herr Klopf hielt uns einen Spiegel vor.

Hm, nicht schlecht!“, murmelten wir.

Unsere geschmeidige Lederhaut glänzte mit der Sonne um die Wette und das blitzende Ding namens ´Schnalle` gab dem Riemen den letzten Pfiff. Schon wollten wir vor Stolz laut klappern, als uns der Holzstab, jener schräge Turm zu Pisa, an unserem hinteren Ende auffiel. Was sollte der dort und wieso war der so enorm hoch, mindestens acht Zentimeter??

Den braucht ihr unbedingt. Er ist sozusagen euer Markenzeichen!“, lachte der Schuster und meinte beruhigend:

Keine Sorge! Viele Eurer Artgenossen tragen so etwas. Manchmal niedriger, manchmal höher. Je nachdem ... “

Wir hatten atemlos zugehört:

´Was meint er jetzt mit ´je nachdem`?` - „Wiee?“

Ihr seid nämlich außergewöhnlich edle Exemplare. Darum ist er bei Euch auch besonders lang ausgefallen. Man nennt den

übrigens ´Absatz`!“

Wow, da hatten wir schon wieder etwas dazu gelernt!

 

Herr Klopf trug uns zu ´mehreren Brettern übereinander`, einem Regal.Verblüfft schauten wir auf mindestens zwanzig andere Schuhpaare. Fast alle trugen Absatz. Brav in Reih und Glied stehend, rührten sie sich nicht von der Stelle. Gleichmütig machten wir es ihnen nach. Immerhin wären wir nicht allein. Scheu musterten wir die Anderen. Die mit ohne Absatz, die mit niedrigem und erst recht die mit etwas höherem Absatz. Der Schuster hatte die Wahrheit gesagt.Wir waren etwas Besonderes. Einen so hohen Absatz wie wir besaß kein zweites Paar.

 

Leider durften wir diesen Triumph nicht allzu lange genießen.

Mein Gegenpart entdeckte nämlich vor den vier umstehenden Schuhpaaren Zettel.Wir stutzten:

Wieso habt Ihr die und was bedeuten die Zeichen darauf?“, fragten wir die Anderen.

Das sind Schilder und die Zeichen sind Buchstaben.“

Und was steht da?“

Haus-, Halb-, Sport-, Regenschuhe …, je nachdem!“

Grübelnd sahen wir uns an und ich kam auf die wohl einzig richtige Erklärung:

Du, es sind deren Namen. Die haben welche und wir nicht!!“

Beleidigt beschlossen wir, den Schuster so lange zu löchern, bis wir eine ausreichende Begründung dafür bekämen.

 

Am nächsten Morgen betrat Herr Klopf das Geschäft schon sehr früh.Während wir Regalbewohner noch schläfrig ins Helle blinzelten, war er dagegen bereits putzmunter und voller Tatendrang. Erinnert Ihr Euch? Gestern hatten mein spiegelverkehrter Zwilling und ich die eigenartigen Schilder mit den für uns total fremd klingenden Aufschriften entdeckt. Heute würden wir den Schuster deswegen zur Rede stellen. Dreißig Minuten später bot sich eine günstige Gelegenheit. Kein Kunde da und er machte Frühstückspause. Also, ran an den Feind! Unsere Lederhaut hob und senkte sich zitternd vor Aufregung.

Meister!", versuchte ich mit fester Stimme zu reden.´Der soll nicht annehmen, dass er es mit Angsthasen zu tun hat.`

Na, habt Ihr Euch schon mit den Anderen bekannt gemacht?", fragte er tatsächlich so harmlos.

Das würde dem noch vergehen!

Ja, haben wir!", klackten wir wie aus ein- und demselben Riemenloch.

Hm, und da haben wir etwas entdeckt ... ,“ hub mein Zwilling an und ließ seine Schnalle als aufforderndes Zeichen an mich, jetzt zum Angriff über zu gehen, extra stark aufblitzen. Ich verstand sofort und schoss zur Bestätigung ein grelles Blinken zurück.

... was uns nicht gefiel, um nicht zu sagen, weswegen wir echt sauer sind!"

 

Verunsichert guckte Herr Klopf erst meinen Partner, dann mich an und umgekehrt:

Und - was sollte das denn sein?"

Also, vor den Anderen kleben Namensschilder. Hier vor uns klebt keines. Weshalb nicht?!"

Genau, wieso nicht? Wir sind doch angeblich besonders edle Exemplare. Und ausgerechnet die bleiben dann ohne Namen ??", hakte ich nach.

Der Schuster wusste offensichtlich keine passende Ausrede zu seiner Verteidigung vorzubringen und entschied sich für die Wahrheit:

Entschuldigt, ich hab`s schlichtweg vergessen!"

Das schlechte Gewissen war ihm deutlich anzusehen. Doch so leicht kam er uns nicht davon:

Eigentlich, Meister, steht uns eine Entschädigung für die lange Nacht zu, die wir unbenannt neben all den Namensträgern im Regal verbracht haben. Es hätte nämlich unserem Selbstwertgefühl sehr schaden können."

´Hat es aber nicht!`, sagte ich mir.

W..was verlangt Ihr?"

Herr Klopf stand vor uns, ein gebrochener Mann.

Wie wäre es mit einem eigenen Vornamen für uns beide? Damit würden wir deutlich aus dem Schuhrahmen fallen.“

Zudem möchte ich endlich wissen, welche Schuhart wir vertreten. Das hast Du uns immer noch nicht verraten!", bearbeitete mein Zwilling den armen Mann.

 

Vor lauter Ärger kräuselte sich inzwischen schon unser sonst so wunderbar glattes Oberleder. Der Schuster flehte erschrocken:

Bitte, bitte nicht!Wie soll ich denn dann einen Käufer für Euch finden?"

Ein paar Minuten Bedenkzeit gönnten wir ihm notgedrungen. Zu seinem Glück war er ein fixer Denker.

Ihr seid wirklich edle Schuhe, nämlich Tanzschuhe, werdet wunderschöne Räumlichkeiten kennen lernen und euch auf wertvollem Parkett zu romantischer Musik im Kreise drehen. - Das ist längst nicht allen Schuhen vergönnt," ergänzte er hastig, um uns zu versöhnen.

Prompt verrauchte unser Zorn, glättete sich unser Leder. Verflixt, der wusste, wie er mit seinen Pappenheimern reden musste!

 

Und was ist mit dem Namen ... ?!"

Eine Sekunde des Schweigens, dann schlug er vor:

Was haltet Ihr von ´Isabelle`? Zwillinge teilen ja alles. Eine von Euch hieße ´Isa` und die Andere ´Belle`?"

Wir erklärten uns einverstanden. Zur Buße erlegten wir ihm

auf, sofort das betreffende Schild zu schreiben und unter unserem Logenplatz auf dem Regal anzubringen. In aller Eile begab er sich ans Werk. Kurz darauf hing der betreffende Zettel dort, wo der schon längst hin gehört hätte. Der Schuster hatte sich sehr viel Mühe gegeben. Unser Namensschild war ohne Zweifel das schönste von allen. Damit war der Frieden zwischen uns neu besiegelt.Wäre er nicht sogleich auf unsere Forderung eingegangen, hätten wir ihn nachdrücklich mit den Absätzen gepiesackt.

 

Schade, dass Ihr die gehässigen Blicke wegen unserer tollen Namen nicht gesehen hattet. Wir behandelten jene Neidhammel wie Luft. Mit denen zu reden, war unter unserer neuen Würde. Wir waren jetzt Wer und das sogar zweifach: Jedem, der es wissen wollte oder auch nicht, stellten wir uns vor:

Isa - Tanzi von Schuh

und

Belle - Tanzi von Schuh.

Das ´Von` verliehen wir uns selber. Jetzt fehlte Belle und mir nur noch das passende Zuhause.

 

Da standen wir Prinzessinnen der Klapper-High-Society nun und langweilten uns. Allzu viel passierte nämlich am nächsten Tag nicht. Na ja, ab und zu wurden wir, Latschschuh oder auch nicht, von den Kunden wenigstens mal kritisch begutachtet.

Anscheinend wollen die alle so richtige Treter. Schon wieder Turnschuhe!!“, rümpfte Belle geringschätzig die Schuhspitze.

Nachdem ich die zukünftigen Besitzer jener Artgenossen kritisch angesehen hatte, stand für mich fest:

Nur gut, dass sie nicht uns gewählt haben. Schrecklich, wie die ´rum laufen!“

Vor Abscheu zitterte mir die elegante Schnalle.

Gammelshirt über ´ner durchlöcherten Jeans und auf dem Kopf einen Filzhut!"

Um die Stunden zu verkürzen, lenkten wir uns mit Gesprächen ab. Themen gab es mehr als genügend. Aber irgendwann verstummten wir denn doch.

 

Nachmittags brachte eine Kundin Schuhe zur Reparatur. Zwar waren es etwas elegantere Exemplare, Sandaletten oder so, konnten sich aber dennoch, was Schönheit anging, nicht mit uns vergleichen. Aber wer durfte das schon? Wahrscheinlich kein einziges Schuhpaar auf der ganzen Welt.

Was ist mit Euch denn passiert?“

Typisch Belle. Der guckte die Neugierde aus sämtlichen Riemenlöchern. Dei Beiden wirkten total verzweifelt:

Wir kriegen neue Absätze.“

Es stimmte, deren Aussichtstürme waren ja noch viel krummer als unsere.

´Das bedeutet ´nageln`, brr!", dachte ich erschrocken.

Wie das wohl passiert ist?“, flüsterte ich Belle zu.

Sie wusste es auch nicht. Ich erklärte es mir letztendlich so:

Weil die Erde rund ist. Marschiert man lange genug auf ´ner Kugel herum, dann sind Absätze schief getreten und klackern dann laut herum.“

Felsenfest davon überzeugt, verriet ich stolz Belle meinen überragenden Geistesblitz.

Quatsch, du spinnst!“

Eine bessere Begründung wusste sie aber nicht. Eigentlich hatte ich vor gehabt, die wichtige Erkenntnis mit den anderen Schuhen zu teilen. Wegen Belles niederschmetternden Widerspruches jedoch behielt ich meine Weisheit lieber für mich.

So verging der erste Tag ohne nennenswerte Ereignisse.

Mist, wenn das jetzt immer so weitergehen soll, dann ...“, knurrte ich leise.

Klick- klack!“, machte Belle nervös neben mir.

Isa! Hab doch etwas Geduld!“, tröstete sie mich ein wenig genervt und damit genauso sich selber. „Morgen ist auch noch ein Tag!“

 

Sie ahnte ja nicht, wie recht sie damit hatte. Nicht allein, dass mit dem nächsten Morgen ein neuer Tag anbrach, sondern vor allem, dass endlich etwas Entscheidendes passieren sollte. Gegen neun Uhr öffnete der Schuster das Geschäft. Bereits zehn Minuten später kamen zwei Frauen herein, die sich sehr ähnlich sahen.

Bestimmt Mutter und Tochter!“

Wir musterten sie kurz:

Du, Isa, das ist unsere Chance! So, wie die aussehen und gekleidet sind, kaufen die garantiert nicht die doofen Latschen von gegenüber. Die suchen etwas Schickes!“

Und richtig! Das junge Mädchen überflog beide Regale mit einem flüchtigen Blick, der dann tatsächlich an uns hängen blieb.

Mutti, die sehen toll aus! Hoffentlich passen sie!“, jubelte es.

Klick, klick!“, machten wir aufgeregt.

Herr Klopf zwinkerte uns unauffällig zu. Sofort nahmen wir noch mehr Haltung an als ohnehin.

Ist denn der Absatz nicht ein wenig zu hoch!? Du musst ja beim Tanzen gut auf ihnen laufen können.“

Mutti, fürs Walzer tanzen brauch ich so hohe Absätze. Alles andere sieht bekloppt aus!“

Jetzt kam der große Moment. Die junge Dame streifte uns über. Geschmeidig schmiegten wir uns um ihre Füße.

´Nimm uns!`, flehten wir im Stillen.

Sie drehte sich ein paar Male, besah sich im Spiegel und juchzte:

Die oder keine!“

Mit dieser Aussage bestätigte sie unsere Meinung von unserem Äußeren sehr ausdrücklich. Zufrieden bemerkte ich:

Belle, die ist klug und hat erkannt, wie toll wir sind!“

Zudem passten wir wie angegossen. Mittlerweile schlug ja unser Selbstwertgefühl Purzelbäume.

 

Wir landeten in einem weich gepolsterten, angemessen schicken Pappkarton und danach in einer flotten Einkaufstüte.

Machts gut, Ihr Zwei!“, verabschiedete sich Schuster Klopf noch von uns, aber das bekamen wir nur noch so am Rande mit.

Gleich daheim trippelst du am besten stundenlang auf den Stelzen rum, damit du dich an sie gewöhnst, Michaela. Bis Samstag ist es ja nicht mehr lange!“, riet die Mutter der Tochter.

Isa: Michaela also heißt sie!“, flüsterte mir Belle zu. „Ein hübscher Name!“

Aber hübsch fanden wir sie sowieso.

Das neue Zuhause gefiel uns auf Anhieb. Garantiert schützten uns die Vornamen und dass wir sogar ´von` hießen, davor, uns zusammengepfercht mit -zig anderen Schuhpaaren (übrigens fast alles ordinäre Treter!) die Enge in dem winzigen Abstellraum hinter der Eingangstür teilen zu müssen.

 

Unter den missgünstigen Blicken der gemeinen Schuh-Armada trug Michaela uns in ihr Zimmer. Streng prüften wir dessen Einrichtung und befanden sie für uns edle Prinzessinnen als angemessen. Entzückt geradezu waren wir von dem breiten Standspiegel.

Vor dem findet sicher Michaelas Modenschau statt und wir werden stets mit von der Partie sein!“

Michaela konnte es offensichtlich gar nicht erwarten, streifte uns über und tänzelte vor dem besagten Spiegel auf und ab.

So, jetzt üben wir ´drehen`!“

Kurz darauf rutschten uns fast die Sohlen weg vor Schwindel. Oder lag es etwa nur an dem glatten Parkett?

Isa, Belle, so ähnlich wird es am Samstag sein. Nur drehen wir uns dann noch viieel länger!“

Michaelas Gesicht leuchtete.

Hm, oh ... oh!“, machten wir, weil wir nicht recht wussten, wie wir uns dazu äußern sollten.

Hach, wird das schöön!!“

Michaela wirbelte im Kreis herum und sang dabei lauthals eine schwungvolle Melodie. Uns durchzuckte ein heftiger Schrecken. Es klang verdächtig nach `Kaiserwalzer` und der dauert lange. Plötzlich waren wir uns nicht mehr sicher, ob wir Michaelas Vorfreude teilen sollten.

´Was da wohl auf uns zukommen wird ... ?`

 

Es wurde Samstag. Michaela rannte hektisch vom Bad in ihr Zimmer und wieder zurück. Die Aufgeregtheit steckte an. Uns kribbelte es im Leder. Alle zwei Minuten schielten wir zum Spiegel.

Isa, sitzt meine Schnalle richtig?“, hauchte Belle.

Super!“, linste ich zu meiner.

Inzwischen hatte Michaela den sämtlichen Inhalt des Kleiderschrankes aufs Bett geworfen, ausgesucht und gleich wieder verworfen.

Nee, zu dem passen die Neuen wirklich nicht!“

Nach zwei Stunden war endlich die Entscheidung gefallen. Sie würde in einem Traum aus königsblauer Seide übers Parkett schweben.

 

Dann brachen wir auf. Die Tanzschule erstrahlte in heller Festbeleuchtung. Aus dem riesigen Saal tönten die ersten romantischen Klänge. Belle und ich schauten nur flüchtig auf all die Pracht und widmeten uns verstohlen der heimlichen Prüfung der Konkurrentinnen an den fremden Füßen.

Belle! Haste die mit all dem Blinkzeug auf ihrem Riemchen gesehen? Furchtbar!“

Nein, hier mussten wir uns wirklich nicht verstecken. Der Chef der Schule hielt eine kurze Begrüßungsansprache und erntete viel Beifall sowie fröhliches Lachen. Damit war der Ball eröffnet.

So, jetzt beweist, dass ihr das Geld wert seid!“, lachte Michaela.

Und schon ging es los.

 

Au!“, maulte ich kurz darauf und schoss wütende Blicke auf eine neben mir her hüpfende Sandalette, die unbekümmert total unelegant auf meiner Schuhspitze gelandet war. Zum Glück hatte mich nicht ihr Absatz erwischt. Tapfer machten wir trippelnde Tanzschritte, Runde um Runde.

Klick-klack, klick-klack!“.

Eine Weile später jedoch - die Sohlen waren bereits grauschwarz vor Anstrengung - ereilte uns unser Schicksal. Wir hatten ja immer noch gehofft, dass uns jener Kelch verschonen würde. Ganz groß wurde er angesagt und mit Jubelrufen begrüßt:

Kaiserwalzer!!“

´Der gibt uns garantiert den Rest!`

 

Begeistert drehte sich Michaela im Kreise. Weit weniger begeistert folgten wir der Pflicht, sie dabei trittsicher zu unterstützen.

Belle, es bringt mich noch um. Hoffentlich ist der verflixte Tanz bald zu Ende!“

Belle gab keine Antwort, sie konzentrierte sich aufs Takt halten. Mir selber wurde es sehr bald schlecht von dem ununterbrochenen Drehen und ich fühlte mich wie kurz vorm Wegknicken. Plötzlich schaffte es Belle nicht mehr, die Richtung einzuhalten und schlingerte bedenklich hin und her.

Isa, ich kann nicht mehr!“

Halte durch! Irgendwann ist auch der längste Tanz vorbei!!“

Während des nächsten Wirbelns um die eigene Achse drohte mir fast der Lederinfarkt. Belle hatte erst die Balance und dann Michaelas Fuß verloren. Aber nicht den Schwung des Kaiserwalzers.

Hiieelf mir, Isa!“

Wie denn? Geht nicht. Ich muss weiter!“, quietschte ich zurück ...

 

Ehe Michaela und erst recht ich ihr helfen konnten, sauste Belle vor aller Augen und sämtlichen entsetzt starrenden Schuhspitzen quer übers Parkett, zwischen den Beinen der Tanzpaare hindurch bis zum anderen Ende des Saales. Dort stand glücklicherweise ein hilfsbereiter Herrenschuh. Der sah sie heranschlindern, machte einen raschen Schritt vorwärts und stoppte sie. Es war ein sehr schicker Herrenschuh ...

 

Derweil bemühte ich mich, Michaelas Aufmerksamkeit zu erregen:

Klack, klick, klick!“

Doch wegen der lauten Musik schien sie es entweder nicht zu hören oder wollte es eher auch nicht, denn sie sagte zu ihrem Tanzpartner:

Macht mir gar nichts. Dann tanze ich eben mit nur einem Schuh weiter!“

Die ignoriert mich mit Absicht und der blöde Kerl lacht dazu auch noch!“ - ´Wie kann sie nur so herzlos sein?`

Noch länger darüber nachzugrübeln oder gar auf passende Rache zu sinnen, blieb mir keine Zeit. Ich war ja nur ein Schuh und hatte zu gehorchen.

La, la, la ... !!“

 

Nach ein paar weiteren Drehungen sagte ich mir:

Eine Runde heißt Runde, weil es immer rund geht. Also kommen wir gleich bei Belle vorbei!“

Dies beruhigte mich ein wenig. Derweil hatte sich mein Zwilling wieder gefasst, schaute sich seinen Bremsklotz etwas genauer an und bedankte sich standesgemäß bei ihm:

Das war sehr nett ...“

Dabei blieb es aber denn auch. Sie hatte nämlich gleich mir festgestellt, dass ihr Gegenüber ein ungewöhnlich attraktiver Herrenschuh war. Ihre Schnalle blitzte ihn an, was zwar gegen jeglichen Schuh-Knigge ging, sie aber nicht mehr

vermeiden konnte. Eindeutig hatte es sie erwischt. Das Leder ihres männlichen Gegenübers glänzte auffällig strahlend zurück.

Arme Belle! Sie sieht ihn wahrscheinlich nie mehr wieder.“

 

Endlich blieb Michaela neben Belle stehen und wollte sie aus der mehr als peinlichen Lage befreien.

Einen Moment bitte!“, sprach sie in dem Moment eine freundliche Stimme an.

Der Besitzer des schönen Herrenschuhes bückte sich rasch, hob Belle auf und legte sie in Michaelas ausgestreckte Hand.

D..Das ist lieb!“

Eigenartig! Michaela stotterte ja beinahe so wie eben Belle. Sollte sie sich etwa auch ... ?

´Meine Güte, der strahlt sie ja genauso an!`

Mir klopfte das Herz.

Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht. Michaela und der junge Mann unterhielten sich pausenlos und verstanden sich prächtig. Als es ans Abschiednehmen ging, fasste der junge Kavalier ihre Hand und bat sie um ein Wiedersehen. Gar nicht mehr der übermütige Wildfang, hauchte Michaela schüchtern:

Ja. Ich würde mich freuen.“

Belle, ahnst du, was das für dich bedeutet??“

Ich brauchte sie nur anzusehen, um zu wissen:

Sie ist glücklich. Sie wird ihren Herrenschuh wiedersehen!!“

Und ich freute mich mit ihr.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.07.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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