Sie geht noch nicht zur Schule, 1960 muss es sein. Täglich fährt sie mit der Mutter früh am Morgen über eine große Eisenbahnbrücke. Vom Fenster aus sieht sie die Spree. Dann schließt die Mutter eine Eckkneipe am Kreuzberger Ufer auf. Sie folgt ihr in den dämmrigen Raum mit dem dunklen Mobiliar und atmet abgestandene Luft ein, säuerlich schal riecht es, nach Bier und kaltem Rauch. Niemand ist da. Sie darf am Fenster sitzen und warten.
Aus einer Illustrierten reißt die Mutter eine Seite, knüllt das Papier und stopft es in ihren kleinen roten Plastiktopf.
„Immer schön umrühren!“, sagt sie und putzt weiter.
Sie rührt und rührt. Manchmal schaut sie aus dem Fenster.
Ein Pferdefuhrwerk hält. Kräftige Männer, hemdsärmelig mit Lederschürzen, steigen vom Bock, rollen dickbauchige Holzfässer zum Kellerfenster.
Die Tür geht auf. Die Bierkutscher kommen lärmend herein.
„Schön umrühren“, mahnt die Mutter spöttisch und zwinkert den Männern zu. „daraus wird Suppe.“
Noch immer rührt sie das zerknautschte Papier um.
Die Bierkutscher sehen auf das Mädchen herab, lugen in den Topf, sie grinsen die Mutter an – und wiehern los.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.07.2020.
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Wir alle wünschen uns einen Menschen, der uns liebt, dem wir vertrauen können und der da ist, wenn wir ihn brauchen - und für den auch wir da sein wollen, wenn er uns braucht. Dieser Wunsch scheint für viele unerreichbar, fast schon eine Illusion, doch für manche von uns ist er Wirklichkeit geworden. An dieser Wirklichkeit müssen wir jedoch immer wieder neu arbeiten, damit sie uns erhalten bleibt. Dieses Büchlein soll den Leser mitnehmen auf eine dankbare Gedankenreise, die deutlich macht: es ist möglich, Hand in Hand durchs Leben zu gehen, wenn dies wirklich beide Partner wollen. Es nimmt mit in erlebte Gefühle, die Liebe spürbar werden lassen. Und wenn wir dieses Büchlein weiter geben, ist es ein kleines DANKE an die, denen es mit uns gemeinsam gelungen ist, Liebe Hand in Hand zu erfahren... (Angela Gabel)
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