Monika Jarju

Eintopf

Sie geht noch nicht zur Schule, 1960 muss es sein. Täglich fährt sie mit der Mutter früh am Morgen über eine große Eisenbahnbrücke. Vom Fenster aus sieht sie die Spree. Dann schließt die Mutter eine Eckkneipe am Kreuzberger Ufer auf. Sie folgt ihr in den dämmrigen Raum mit dem dunklen Mobiliar und atmet abgestandene Luft ein, säuerlich schal riecht es, nach Bier und kaltem Rauch. Niemand ist da. Sie darf am Fenster sitzen und warten.
Aus einer Illustrierten reißt die Mutter eine Seite, knüllt das Papier und stopft es in ihren kleinen roten Plastiktopf.
„Immer schön umrühren!“, sagt sie und putzt weiter.

Sie rührt und rührt. Manchmal schaut sie aus dem Fenster.

Ein Pferdefuhrwerk hält. Kräftige Männer, hemdsärmelig mit Lederschürzen, steigen vom Bock, rollen dickbauchige Holzfässer zum Kellerfenster.

Die Tür geht auf. Die Bierkutscher kommen lärmend herein.
„Schön umrühren“, mahnt die Mutter spöttisch und zwinkert den Männern zu. „daraus wird Suppe.“

Noch immer rührt sie das zerknautschte Papier um.
Die Bierkutscher sehen auf das Mädchen herab, lugen in den Topf, sie grinsen die Mutter an – und wiehern los.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.07.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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