Monika Litschko

The Purple Circle - Teil 3

„Puh“, Tim fächelte sich Luft zu, „das war ja die reinste Hexenstory. Aber wer hat die Leichen fortgeschafft? Und warum?“
„Die, die ein schlechtes Gewissen hatten“, antwortete Elsa. „In diesem Fall tippe ich auf die Ehemänner. Slide schrieb, dass die Frauen noch lebten. Slide war tot, also waren es die anderen Beiden. Wenn noch ein Funken Leben in den Frauen war, haben sie sie in dem besagten Wald abgelegt. Slide hat einen Blick zurückgeworfen, also werden es die anderen Ehemänner auch getan haben. Mit ihrem Handeln haben sie ihr schlechtes Gewissen beruhigt. Ich denke, sie wollten ihre Ehefrauen in Würde, abseits von Ashmourd sterben lassen. Obwohl sie elendig und unter Qualen gestorben wären. In so einer Not kann man Kräfte entwickeln, die einem das Leben retten. Wie hießen die Frauen noch gleich?“
„Liliane Slide, Oda Abraham und Anne Roseman“, antwortete Bone.
Ich hatte schweigend zugehört und zündete mir eine Zigarette an. „Elsa, was heißt, in so einer Not kann man Kräfte entwickeln?“
Elsa rutschte ein Stück nach vorne. „Überlebenskräfte, mein Lieber. Ihre Seelen könnten sich verbunden haben und dann entsteht so etwas wie Magie. Sie konnten keine Rache üben, aber die Toten. Sie könnten auch hellseherische Kräfte entwickelt haben. Das heißt, sie wussten, wer verstarb und besetzten diese Körper. Sie rächten sich auf ihre Weise, schließlich hatte man ihnen Schlimmes angetan und alles genommen. Die Toten, das waren immer Liliane, Oda und Anne. Die magische Schranke hat ihren Rachefeldzug gestoppt. Obwohl, sie hätten weiter machen sollen. Das war damals eine schreckliche Zeit. Morden im Namen der Kirche, mehr war das nicht. Mir kann niemand erzählen, dass die Kirche ihren eigenen Nonsens, was den Teufel und die Hexerei betrafen, geglaubt hat. So hat man den Mopp im Zaun gehalten. Alles ein Spiel von Macht und Geld. Allerdings ist es heute nicht anders. Aber das erklärt immer noch nicht, warum eine Catkrabatz nun ihr Unwesen treibt und nicht die Frauen.“ Elsa machte eine kurze Pause. „Es sei denn, sie haben ihre Fähigkeiten auf Catkrabatz übertragen. Die Anruferin sagte ja, dass sie bei den Erdfrauen lebt. Um Himmel Willen, was sind Erdfrauen? Und wie haben sie ihre schrecklichen Wunden geheilt?“
Bone nickte. „Dieses herauszufinden ist ihre Aufgabe. Bisher sind die wenigen Verstorbenen aus Ashmourd, die gesehen wurden, nicht mehr aufgetaucht. Das heißt, sie liegen in ihren Gräbern. Ich werde sie jetzt zum Flughafen fahren. Wenn Sie gelandet sind, werden zwei Autos für Sie bereitstehen. Es sind einfache Kastenwagen, beide neu. Vom Flughafen sind es dann noch zwei Stunden Autofahrt und Sie haben ihr Ziel erreicht. Die eingebauten Navis weisen Ihnen den Weg zu Ihrem Domizil. Außerdem haben wir alle elektrischen Geräte, die Mrs. Baldwin und Mr. Northen auf den Weg geschickt haben, abgefangen und in die Blockhütte schaffen lassen, das erspart Ihnen Arbeit. Hier sind die Schlüssel.“ Er öffnete das Handschuhfach und holte mehrere Schlüssel heraus, die er Glenn in die Hand drückte. „Sechs Haustürschlüssel und zwei Autoschlüssel passen Sie gut darauf auf.

Elsa schnippte mit den Fingern. „Eine Blockhütte, das hört sich doch prima an. Was meint ihr?“
Kira legte sich entspannt zurück. „Ja, hört sich nach Urlaub an. Wandern und Fischen.“
Zum ersten Mal sahen wir auch Mr. Bone lächeln. „Ich wünsche Ihnen, dass es so sein wird. Da ist noch etwas. Sie wohnen zwar etwas abgelegen von Ashmourd, aber diese Einöde gehört dazu. Die Einwohner lassen sich da selten blicken. Das ist wiederum gut für Ihre Ermittlungen.“
Mr. Bone fuhr zum Flughafen und wünschte uns viel Glück, als wir ausstiegen.
„Glück ist immer gut“, sagte Elsa. „Ich wünsche Ihnen eine gute Heimfahrt, Mr. Bone.“

Stunden später landeten wir in Cincinnati. Am Flughafen standen zwei nagelneue Autos und auch die Schlüssel passten. Ich fragte erst gar nicht und setzte mich hinters Steuer. Kira und Tim stiegen zu mir. Elsa und Ulf stiegen zu Glenn, der schon hinter dem Steuer saß und das Navi inspizierte.
Ich drehte die Scheibe herunter und rief: „Das Navi ist eingestellt, Glenn! Wir sollten jetzt losfahren!“

Wir fuhren aus Cincinnati heraus, direkt auf eine Landstraße, die in weiter Ferne vom Horizont verschluckt wurde. Kira fummelte am Radio herum und raubte Tim und mir den letzten Nerv.
„Da waren schon etliche gute Sender“, maulte Tim, „warum lässt du nicht einen davon?“
„Ich suche Country“, antwortete Kira ungerührt.
„Du meine Güte, so einen Schmarren sollen wir uns anhören?“, knurrte Tim. „Ich hätte nicht gedacht, dass du auf so was stehst.“
Kira zuckte gelassen mit den Schultern. „Tue ich auch nicht. Aber spürt ihr nicht den Hauch von wilden Westen, der sich hier auftut?“
„Puh, und überall Pferde!“, rief Tim euphorisch. „Cowboys, wohin ich sehe! Indianer und Wildpferde! Seht mal, da hinten hängt jemand am Galgen! Also Kira, du spinnst.“
„Du bist so ein Spielverderber“, maulte Kira und stellte das Radio aus. „Zufrieden?“
„Mehr als das“, murmelte Tim und lehnte sich entspannt zurück, „jetzt kann ich endlich ein Nickerchen machen.“

Ich schmunzelte und fragte mich, warum die Beiden immer eine gewisse Distanz aufrechterhielten, was ihre Gefühle zueinander betraf. Kira nervte Tim und Tim nervte Kira. Dabei spürte man das Knistern zwischen ihnen und erwartete, dass sie sich irgendwann in die Arme fallen würden. Hatten sie Angst vor Nähe? Oder Angst verletzt zu werden? Ich wusste es nicht und schaute zur Seite. Kira war ebenfalls eingeschlafen und schnarchte leise. Tim saß mit verschränkten Armen, den Oberkörper zurückgelehnt auf dem Rücksitz und schlief ebenfalls. Ein wehmütiger Seufzer entglitt mir und ein leichter Schmerz legte sich um meine Seele. Ich hatte mir eingeredet, dass ich Fiona in liebevoller Erinnerung behalten würde, aber dem war nicht so. „Fiona Jackson, ich vermisse dich.“
„Wir auch“, sagte Kira und legte eine Hand auf meinen Arm. „Ihr hattet es verdient, glücklich zu werden.“
„Ich wusste nicht, dass du wach bist“, sagte ich mit rauer Stimme. „Ja, das hatten wir. Aber nun ist sie fort. Ist sie tot oder einfach nur drüben auf der anderen Seite? Welch eine Ironie, es gab noch nicht einmal eine Leiche.“
„Ich habe nur gedöst.“ Kira setzte sich und öffnete zwei Flaschen Wasser. „Ich denke, sie ist richtig rüber. Also mit Körper und so. Das ist es, John. Die andere Seite hat sie zu sich herübergezogen, gebeamt, gezaubert, nenne es, wie du willst. Wäre Fiona gestorben, hätten wir eine Leiche. Das haben wir aber nicht. Hast du Elsa diese Frage auch gestellt? Ich meine, wie kann ihr Leichnam erst da sein und später verschwinden?“
„Elsa sagte, Fiona wäre jetzt ein Engel der Kinder, die diese Welt zu früh verlassen müssen“, antwortete ich. „Sie muss mir einfach noch mehr erzählen.“
Kira reichte mir die Wasserflasche und nickte mir aufmunternd zu. „Das sollte sie. Seelenengel hat sie gesagt. Ihre Seele rettet angeblich Kinder. Aber wenn die Seele futsch ist, bleibt der Körper trotzdem.“

 

Nach zwei Stunden erreichten wir Ashmourd. Kira und Tim sahen neugierig aus dem Fenster.
„Wenn hier dreitausend Leute wohnen, ist New York doppelt und dreifach überbevölkert“, sagte Tim und tippte Kira auf die Schulter. „Hast du die kleine Kneipe gesehen? Da können wir die Sau rauslassen.“
Kira nickte. „Das könnten wir machen. Aber wir sind zum Arbeiten hier, nicht zum Feiern.“

Ashmourd war ein verschlafenes Dorf, abseits aller Hektik, die in größeren Städten an der Tagesordnung war. Kleine Häuser mit gepflegten Gärten säumten den Straßenrand. Kinder spielten in den Gärten, Erwachsene werkelten in Garagen oder mähten ihren Rasen. Eigentlich war alles idyllisch. Nein, es war schon fast traumhaft.

„Die haben aber viele kleine Bäumchen gepflanzt“, stellte Kira fest. „Dahinten scheint ein Park zu sein, seht mal. Die Bäume sind größer, und eine Grünanlage ist auch vorhanden. Da sollten wir mal anhalten, damit ich mir die Beine vertreten kann. Außerdem muss ich dringend zur Toilette.“
Ich hielt direkt vor dem Park und wir stiegen aus. Glenn, der hinter mir parkte, zeigte auf ein Café.
„Ich muss jetzt einen Kaffee haben, sonst gehe ich ein.“
Elsa quälte sich aus dem Auto und auch Ulf sah etwas mitgenommen aus.
„Ich muss mal“, sagte Elsa, „aber dringend. Lasst uns einen Kaffee trinken, dann kann ich ohne schlechtes Gewissen die Toilette aufsuchen.“
„Ich schließe mich an“, sagte Kira und hakte sich bei Elsa unter. „Jetzt kommt, ihr müsst doch auch. Das sehe ich an euren Augen.“
„Stimmt“, antwortete Ulf, „also los. Wie wäre es mit Kaffee und Kuchen? Ich lade euch ein.“
Jim hob den Daumen. „Wer würde da Nein sagen? Ich nicht.“

Während Elsa, Tim, Kira und Ulf die Toiletten aufsuchten, setzte ich mich mit Glenn an einen freien Tisch.
„Das ist ein malerisches Örtchen“, sagte ich und griff nach der Speisekarte, die in einem Ständer klemmte. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Verstorbene hier ihr Unwesen treiben. Die Leute benehmen sich stinknormal.“
„Das kann auch Fassade sein“, antwortete Glenn. „Weißt du, mir ist alles zu harmonisch. Zum Beispiel die Kellnerin. Es kann nicht normal sein, dass ein Mensch immer nur lächelt. Aber genau das, tut sie. John, wir sind die Einzigen hier im Café. Also kein Grund, engelsgleich vor sich hin zu lächeln.“
Ich warf einen kurzen Blick auf die Frau mit dem blonden Pferdeschwanz, die in einem adretten Outfit gekleidet war. Penibel zupfte sie die Tischdecken zurecht und summte leise vor sich hin.
„Ja, sie lächelt“, sagte ich, „für mich ist das nichts Ungewöhnliches. Hier ist eben Freundlichkeit angesagt. Da kommt die Bande ja.“
Elsa, Kira, Ulf und Tim setzten sich zu uns. Ulf hob die Hand und signalisierte der netten Dame, dass wir bestellen wollten. Diese reagierte auch sofort und kam zu uns an den Tisch.

„Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte sie freundlich und zückte ihren Block. „Sind Sie auf der Durchfahrt?“
„Nein, wir machen Urlaub“, antwortete Ulf.
„Bewohnen Sie die alte Blockhütte, die etwas abseits von Ashmourd liegt?“, fragte die Blonde und ließ den Block sinken.“
„So ist es“, sagte Ulf. „Wissen Sie, wir, sind sehr wanderfreudig und die Blockhütte ist ideal. Uns wurde gesagt, dass sie gerade erst renoviert wurde.“
„Ja, das stimmt“, antwortete sie und zückte erneut ihren Block. „Was darf ich Ihnen denn bringen?“
Während die anderen ihre Bestellung aufgaben, betrachtete ich die Blonde genauer. Sie war klein und hatte eine überaus schlanke Figur. Ich schätzte sie auf Mitte dreißig. Eigentlich hatte sie ein hübsches Gesicht, aber die feinen Linien, die sich schon an den Augen - und Mundwinkeln abzeichneten, deuteten auf ein nicht so leichtes Leben hin. Außerdem zuckte ihre Oberlippe.
„John, deine Bestellung“, sagte Kira und stupste mich an.
„Ich nehme ein Kännchen Kaffee und ein Stück Cremetorte. Verraten Sie uns Ihren Namen?“
„Mary Glanter, aber nennen Sie mich ruhig Mary. Ihre Bestellung kommt sofort.“

„Die war ziemlich unsicher“, sagte ich, als Mary außer Hörweite war.
Glenn lehnte sich vor und sah mich siegessicher an. „Sagte ich nicht, dass mir alles suspekt vorkommt? Schaut euch doch mal um. Jedes Deckchen liegt penibel auf dem ihm zugedachten Tisch. Kunstblumen auf den Fensterbänken und helle Übergardienen vor den Fenstern, gediegene Sitzmöbel, aber nicht ein einziges Bild an den Wänden. In den meisten Cafés oder Restaurants hängen Landschaftsbilder. Hier aber nicht. Touristen sollen durch solche Bilder einen ersten Eindruck von dem Ort bekommen, an dem sie sich aufhalten. Hier hat man darauf verzichtet. Warum?“
Wir ließen unauffällig unsere Blicke schweifen. „Stimmt“, sagte Kira, „nicht ein einziges Bild. Vielleicht stehen sie nicht auf Bilder. Aber ungewöhnlich ist es schon.“

Der Kuchen schmeckte ausgezeichnet und der kräftige Kaffee baute uns wieder auf. Elsa legte ihre Kuchengabel beiseite und lächelte zufrieden.
„Das tat gut“, sagte sie glücklich. „Ich esse für mein Leben gerne Kuchen, Schokolade, Eis, Bonbons und Schokocreme. Für Schokocreme stehe ich sogar nachts auf. Mit dem Löffel, ihr wisst schon. Früher habe ich mir oft ein Stück Schokolade geholt und bin dann wieder ins Bett gehüpft. Aber nachdem ich damit eingeschlafen bin und morgens, als ich in den Spiegel schaute einen Schreck bekommen habe, lasse ich es. Der Schokoriegel klebte in meinen Haaren und an meiner Wange.“
Wir lachten, denn das war eine ganz neue Seite von Elsa, die wir noch nicht kannten.
Tim machte ein entsetztes Gesicht und sagte ernst: „Gut, dass du nicht draufgelegen hast.“
Kira hielt sich die Nase zu um das Lachen zu unterdrücken, welches ihr in der Kehle steckte, als sie Elsas biestiges Gesicht sah.
„Junger Mann, das ist gar nicht witzig“, keifte diese sauer. „Irgendwann, das schwöre ich dir, ziehe ich dir die Löffel lang.“
Jim duckte sich und bettelte: „Bitte nicht, die sind doch schon groß genug. Ach Elsa, das war doch nur ein harmloser Spaß. Du weißt doch, wer es sagt.“
Elsas Stimme klang schon milder, als sie antwortete: „Das ist aber auch dein Glück. So, mein Vorschlag wäre, wir fragen Mary, warum sie hier komplett auf Bilder verzichten und fahren, dann weiter.“
„Ok“, sagte Ulf und rief nach Mary, die sich gerade eine Tasse Kaffee einschenkte.

„Hat es Ihnen geschmeckt?“, fragte Mary freundlich und sah uns erwartungsvoll an.
„Ich glaube, ich spreche für uns alle“, sagte Glenn, „und kann daher nur bestätigen, dass der Kuchen vorzüglich war. Sagen Sie Mary, warum hängen keine Landschaftsbilder an den Wänden? Ich meine mich zu erinnern, dass das in Lokalen und Cafés üblich ist. Nicht dass es wichtig wäre, aber so hätten wir einen ersten Eindruck von Ashmourd bekommen.“
Mary zuckte mit keiner Wimper, als sie antwortete: „Es hangen mal Bilder an den Wänden, aber seitdem wir renoviert haben, verzichten wir lieber darauf. Meine Chefin möchte lieber etwas Modernes und Farbenfrohes an den Wänden sehen und nicht so eintönige Landschaftsbilder, die sich jeder hinhängt. Sie ist noch auf der Suche. Zahlen Sie getrennt oder zusammen?“
„Ich übernehme die Rechnung“, sagte Ulf und zückte die Geldbörse. „Der Rest ist für Sie.“
Mary bedankte sich und wünschte uns einen erholsamen Urlaub.

Bevor wir weiterfuhren, fragte ich Elsa, ob sie zu mir steigen würde, denn ich hätte eine wichtige Frage. Tim und Kira verstanden, um was es ging, und stiegen bei Glenn ein. Elsa setzte sich neben mich auf den Beifahrersitz und sah mich mit einem wissenden Blick an. Dieses Mal fuhr Glenn vor mir her und ich folgte ihm.
„Es geht um Fiona, nicht wahr?“
Ich nickte. „Ja, es geht um Fiona. Elsa, hat Fiona wirklich gesagt, dass sie ein Engel ist?“
Fiona schaute aus dem Fenster und rieb sich die Knöchel. „Nein“, antwortete sie mit rauer Stimme. „Ich dachte nur, es würde dich trösten. Eigentlich habe ich diese Frage erwartet. Dir fehlt die Leiche, nicht wahr?“
„Ja, mir fehlt Fionas Leiche. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass du mir alles sagst.“
Elsa sah mich an und nickte. „Die Zeit ist gekommen, das stimmt. John, Fiona lebt noch, sie ist kein Engel oder dergleichen. Aber sie nimmt sich der Kinder an, die zwischen den Welten umherirren, weil sie gehalten werden. Diese Kinder werden von Wesenheiten gehalten. Wesenheiten, die diese unschuldigen Seelen brauchen, denn nur so können sie sich beizeiten manifestieren und in unsere Welt eindringen. Fiona lernt nun, gegen diese Widerwärtigen zu kämpfen. Sie wird ihnen, wenn der Wächter der Seelen sie alles gelehrt hat, die Seelen der Kinder entreißen und zu ihren neuen Müttern bringen. Diese Kinderseelen können nicht warten, sie müssen sofort inkarnieren, sonst werden sie in ihrem neuen Dasein mit dem Schmerz der Erinnerung leben. Fiona hat an der Schwelle des Todes ein Versprechen abgegeben, welches sie auch halten will. John, Fiona liebt dich, aber das Schicksal der Kinder liegt ihr am Herzen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Wächter der Seelen irgendwann ein Einsehen hat und eure Wege wieder verbindet, das hat sie mir auch gesagt. Ich habe nicht gelogen, wenn du das jetzt glaubst. Fiona hat mich gebeten, dir dieses zu sagen, weil sie nicht wollte, dass du lange leidest.“

Ich hatte schweigend zugehört. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, sagte ich müde. „Wenn es Fionas Wunsch war, akzeptiere ich ihn. Mir ist jetzt wohler, da ich nun weiß, dass sie noch lebt. Elsa, ich werde die Hoffnung, Fiona wiederzusehen, nicht aufgeben.“
Elsa wischte sich eine Träne fort, die sich heimlich davonstahl. „Das solltest du auch nicht, John. Manchmal öffnen sich große Tore zu neuen Welten. Welten, in denen wir aufeinandertreffen können, auch wenn es nur für eine kurze Zeit sein wird.“
Ich drückte dankbar ihre Hand. „Danke für die gut gemeinte Lüge und danke für die Wahrheit. Hast du je wieder von Fiona gehört?“
Elsa seufzte. „Nein, nie wieder. Als sie ihr Versprechen einlöste, welches sie dem Wächter gegeben hatte, war mein inneres Ich bei ihr. Wir haben uns verabschiedet, für immer. Das ist die Wahrheit, John. Sieh mal, Glenn biegt ab, wir müssten gleich das ein.“
„Elsa, eine Frage noch. Wo ist Fionas Körper?“
„Der Wächter hat ihn hinübergetragen. Dorthin, wo sie jetzt ist. Er hat Körper und Geist wieder verbunden.“
„Danke, dass du mir alles erzählt hast.“

©Monika Litschko

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.07.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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