Robert Fischaleck

Das unsichtbare Überall und Nirgends 01

Denkbar


Ganz im Gegensatz zu den überall herumliegenden Prospekten, den unausgesprochenen Idealen, den täglich verbreiteten Annahmen, leuchtenden Überschriften, quasi unsere gesammte Kultur durchdringende Präsenz, war die tatsächliche "!Denkbar" eine kleine staubige Spelunke in der Nähe der Tankstellen.
Der Wirt war eigentlich ständig schlechter Laune, so dass man sich gleich zweimal überlegte, ihm eine Frage zu stellen.
Aufgrund dieses Mangels an Kommunikation war die "Denkbar" eher eine Werbefläche für die angrenzenden Industrien als die Verwirklichung eines Traums ihres ursprünglichen Besitzers, der  diese lustige Idee hatte..
Wenn wir schon zusammen sitzen, weil es daheim zu langweilig ist, lass uns das wenigstens gut machen.

An diesem speziellen Nachmittag klapperte die Plastikhalterung der letzten funktionierenden Telefonzelle in diesem Teil des Universums, die der schon erwähnte Wirt auf Grund einer Wette in Betrieb hielt, was ihn zu einem ungläubigen Blick Richtung Eingang bewegte.
Niemand hatte dieses Relikt seit es dort stand benützt.
Er war sich nicht einmal sicher ob es überhaupt  noch Festnetzverbindungen gab. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er den Monitor für die Videoüberwachung noch gar nicht eingeschaltet hatte. Als er den Ein/Ausschalter knippste, musste er feststellen, dass der Computer ebernfalls noch nicht online war. Er startete diesen in der Hoffning noch einen Blick auf den Anrufer werfen zu können.
Die Synchronstimme von  Jack (Nicholson) krächzte seine Abwesenheitsansage (eigentlich sollte das ja "Absage" heissen, aber das Deutsche hat wie jede andere Sprache auch, eine ganz andere Logik), Platterton starrte auf den altmodischen Apparat, den er gerade für die Kommunikation zu benutzen versucht hatte, ihm verschlug es fast das Silbengewusel seiner eigenen geografischen Besonderheit und ein absolut einsilbiges "ä" entfloh direkt aus dem Brustkorb, wie auch immer so etwas möglich ist.
Er ersparte sich selbst und damit auch dem Leser dieser Zeilen jede weitere Artikulation der enttäuscht hin und her flatternden Gedankenkenkenken, würgs....-klick

Wie sich später noch zeigen wird, wusste nicht einmal Jack, dass seine deutsche Synchronstimme für einen befreundeten Waschmittelvertreter eine Mailbox besprochen hatte.


Zunächst passierte nichts, der Wirt saß auf seinem Barhocker hinter den Thresen warterte die ewigen Sekunden des Computers vor dem Erscheinen der Benutzeroberfläche. Reste vom abendlichen Tageslicht blinzelten durch den Türspalt. Dem weniger geübten Beobachter wäre sogar die nicht einmal vorgetäuschte Ungeduld der Neugier entgangen, wer denn um alles in der Welt ein altmodisches Telefon benutzt und dann auch noch auf einem Anrufbeantworter landet.
Dann öffnete sich die äussere Eingangstüre die zum Vorraum mit dem Telefon führte.
Ein intreraktives Netzwerk betrat den Vorraum , der Wirt konnte das über die imzwischen aktive Videoüberwachung sofort erkennen.
Er hatte aus Sicherheirsgründen Wärme- und Metallsensoren installiert. Im dafür vorgesehenen Menü erschien, unbekannter Hersteller, was nicht weiter erstauinlich war, hatten doch nur 20 % ihre  Androiden bei den Überwachungsfirmen registriert.
Es war als Parkplatzwächter verkleidet. Mit androider Sicherheit ließ es seinen Blick durch den Raum schweifen, bemerkte die Videoüberwachung und schenkte ihr, was man bei Humanoiden, ein Lächeln nennt. Seine Uniform war der einer  Tankstellenkette nachempfunden. Allerdings keiner, die er kannte.
Das gab jedem Betrachter genügend Wiedererkennungswert, aber keine Möglichkeit zur Nachforschung. Bevor es die Tür zur Bar öffnete machte es eine genau berechnete Pause.
Der Wirt hielt das für eine Spielerei der Programmierer, als plötzlich am Seitenrand des Überwachungsmonitors ein Mailsymbol blinkerte.

Kommunikationsschaltkreise

Er kannte das Geräusch, Fußabstreifer schleift zuerst sanft gleichmässig, dann der Riffler beim Uberqueren des Teppichrands, doch  noch nie hatte er dem viel Bedeutung beigemessen, heute schon und er fragte sich wieso. Der androide Stanktellerwart. pardon, natürlich Tankstellenwart, stand in der Tür.
Er war auf "record", daher die gesteigerte Akkustik.
Ein Phänomen, das er aus Aufnahmestudios kannte, sobald die Aufnahmetaste gedrückt ist, verändert sich die akkustische Wahrnehmung, zumindest für Menschen. Die Programmierer der Interaktionssoftware hatten natürlich versucht, der immer noch recht stacksig wirkenden Erscheinung zumindest Gesten und Bewegungsabläufe zu verleihen, die an die Begegnung mit Menschen erinnerte. Also blieb es stehen und fragte höflich:
"Haben sie unsere Nachricht erhalten"
 "Die durch die Pause entstandene", fragte der Wirt.
"Erhalten schon, gelesen noch nicht."
"Ist auch nicht wirklich notwendig, es sei denn sie haben Einwände."

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.07.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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