Istvan Hidy

Wer´s glaubt wird Seelig!

Zur Erläuterung unserer Geschichte geht der Wortgebrauch Verschwörungstheorie zurück auf die Ermordung des USA-Präsident Kennedy zurück. Damals wurden die Menschen die nicht an der offizieller Begründung geglaubt haben, als Verschwörungstheoretiker in den Medien genannt und abgestempelt. Verschwörungstheorie wird im weitesten Sinne bezeichnet, ein Ereignis oder eine Entwicklung, allerdings um die Begründung von Ursachen von nicht nachvollziehbaren Darstellungen, zu einer Verschwörung erklärt, weshalb die Bezeichnung „Theorie“ in einem bestimmten Sinn zutreffend sei. Der Begriff wird in Allgemein mit Verschwörungsideologie aufgefasst und daher abwertend verwendet. Natürlich gab es in diesem Sinne auch früher schon Verschwörungstheorie und auch jede Menge Verschwörungstheoretiker und selbstverständlich auch die Verschwörungs-Leugner.

Beginnen wir unsere Recherche an Verschwörungstheoretikern mit Jesus Christus, denn ihn ordne ich, obwohl ich kein Gläubiger bin, auch als unseren Kollegen ein. Er war damals in seiner Zeit auch nicht anders, als ein unnachgiebiger Verschwörungstheoretiker in Jerusalem, der gegen den Wind pinkelte. Seine Geschichte ist bekannt, bestraft war er dafür allemal, dennoch seine Auferstehung und seine weitere Erfolgsgeschichte durch seinen unbeugsamen Verschwörungstheoretiker-Aposteln und uns Verschwörungstheoretikern mit sicherlich beispielhaften Anstoß und Hoffnung gibt.

Den nächsten bedeutenden Kameraden nenne ich, den italienischen Universalgelehrten, Galileo Galilei, der sich traute zu behaupten auf die Scheibe worauf er damals noch stand, sei eine Kugel und es dreht sich um ihre Achse. Er hatte Hausarrest und bis sein Lebensende jede Menge Schikane und galt als unbelehrbarer Verschwörungstheoretiker. Erst am 2. November 1992 wurde er von der römisch-katholischen Kirche formal rehabilitiert. Als ehemaliger Verschwörungstheoretiker Kollege von uns, hat es ihm jedoch kaum mehr genützt. Aber uns, wir sind sehr stolz auf ihn!

Martin Luther war auch eine von uns Verschwörungstheoretikern, als er seine Reformation der Heiligen Kirche verkündete. Sein Satz lautete vor dem Kaiser: Hier stehe ich, ich kann nicht anders! Dabei ging es damals erstrangig um Bekenntnis, was tatsächlich Glaubensangelegenheit, Dogma ist. Dass die Reformation sich schließlich im Norden durchsetzte, war sein Verschwörungstheoretiker-Erfolg, jedoch der Preis dafür war mit der Dreißigjährigen Krieg brutal hoch.

Aber nicht nur Männer waren Querdenker und handelten anders als der Zeitgeist tickte. Damit will ich unsere berühmten Kolleginnen, die „Hexen“, die verfolgten Zauberinnen in Erinnerung rücken. Zauberkräftige Frauen gab es auch schon immer, denken sie nur u.a. an der Priesterin Pythia um das Orakel in Delphi. Die römischen Kaiser dekretierten aber, dass Frauen keinen für irgendwen schädlichen Zauber ausüben dürfen. Daran orientierte sich auch später die Lehre der römischen Kirche, bis im Hochmittelalter als Hexerei und Ketzerei gleichbedeutend wurde. Damit begann die Zeit der Hexenverfolgung, die ihren Höhepunkt erst in der frühen Neuzeit fand. Obwohl die meisten Hexen nicht anders als unkonventioneller Denker der damaligen Zeit waren, die mit Unrecht, bedauerlicherweise auf dem Scheiterhaufen landeten.

Die Aufklärer, die Vorboten der französischen Revolution, waren auch unseren Kollegen. Die Rechnung, die vor 230 Jahren das aufstrebende Bürgertum dem Feudaladel aufriss, dass nämlich jeder reale Wirtschaftswert, als Reichtum, einzig durch Arbeit und nicht aber durch Privilegien entsteht, hätte eine solide Grundlage für eine zeitgemäße, arbeitsteilige Zukunft sein können. Aber, wie auch immer, es kam ganz anders. Von der, damals als heute noch als richtig geltende Verschwörungsideologie der aufstrebenden Bürgerdemokratie, leider so viel wie nichts ist übriggeblieben. Der sich in der Zeit der Aufklärung herausbildende bürgerlich-kapitalistische Staat hat nie primär dem Allgemeinwohl gedient. Es wäre also ein Kategorienfehler, die real existierenden Staaten als moralische Akteure anzusehen.

Dass, den Deutschen Reichstag die Kommunisten angezündet haben, galt im Faschismus als Fakt. Die damals einen Zweifeln daran äußerten, galten ebenfalls als Verschwörer, und landeten im KZ.

Ebenfalls gab es jede Menge Verschwörungstheoretiker gegen die Mutmaßung, dass am 01. September 1939 an der polnischen Grenze "seit 5:45 Uhr zurückgeschossen wird ". Denen hat es auch nicht geholfen, eher geschadet. Wegweisende Fakten sind und bleiben Fakten, mindestens eine Weile, und dagegen anzukämpfen war uns, Verschwörungstheoretikern, immer schon sehr schwer.

Am 5. Februar 2003 führte US-Außenminister Colin Powell bei der entscheidenden Sitzung des UN-Sicherheitsrats angebliche Beweise für biologische und chemische Waffen sowie für Bauteile atomarer Waffen des Irak vor, die sich bis Mitte 2004 alle als falsch herausstellten. Damit war der zweite Irakkrieg begründet und ausgeführt. Der lupenreine Demokrat und immer Realität schaffende Putin sagte dazu, „wenn ich einmarschiert wäre, hätte ich auch mindestens auch die Beweise gefunden.“ Saddam Hussein und sein Volk waren zwar für Verschwörungstheoretiker Arm im Arm mit der internationalen Friedensbewegung, weil die nicht an die vorgetragene „USA-Wahrheit“ geglaubt haben. Es hat denen jedoch bis heutzutage nicht genützt. Seither leben Generationen unter miserablen Umständen unrehabilitiert in Irak als Opfer der Realität des Stärkeren! Man muss sich es fragen, wer hieße hier richtig Verschwörungstheoretiker und -Leugner?

Wir nähern geschichtlich an unsere Tage heran und, weil wir heutzutage, auch in Zeiten von Irritationen und Mutmaßungen, eine Pandemie-Krise erleben. Ein Schlüsselwort, an dem die Gleichschaltungsbestrebungen abzulesen sind, ist das Schimpfwort „Verschwörungstheoretiker“, und das scheint überhaupt eine ziemlich gravierende Neben- und Folgewirkung der Pandemie zu sein. So häufig wie selten zuvor geisterte es durch Presse, Funk und Fernsehen, an manchen Tagen wurde es uns stündlich in den Nachrichten aufgedrängt.

In unserer heutigen, hitzigen Corona-Debatte drohen Sachinteresse und respektvoller Umgang vollends verloren zu gehen. Wenn die „verwirrende Vieren Situation“ vorbei sein wird, werden Seuchenhistoriker, Epidemologen, Virologen, Statistiker, und Juristen anhand der Daten aus der Vergangenheit, die Ereignisse in der Rückschau wieder aufrollen. Es wird darum gehen, festzustellen, was seit Anfang 2020 in Deutschland passierte. Auf welcher Grundlage wurden, welche Entscheidungen getroffen? Wie verlässlich waren die Daten? Wie zuverlässig waren die Tests? Welche Prognosen haben sich bewahrheitet, welche nicht? Damit ergänzen wir unsere Verschwörungstheorie mit der heutigen Problematik: In den vergangenen Jahrzehnten ist die Asymmetrie der Machtverhältnisse zwischen den Zentren der Privatmacht und deren Unterworfenen so groß geworden, dass sich Macht wieder ungehindert und zügellos entfalten kann. Die daraus resultierenden Verunsicherungen und Vertrauensverluste bestimmen den aktuellen, sehr einseitigen gesellschaftlichen Diskurs. Mit dem Ende dieses Diskurses geschah Etwas, mit dem niemand gerechnet hatte: Es verschwanden die alternativen Sichtweisen, es gab nur eine Meinung, die Geltung beanspruchen durfte und die sich dann auch durchsetzte. Hier zerbrach die Gesellschaft an einer ihrer empfindlichsten Stelle: Die Meinungsvielfalt der pluralistischen Gesellschaft wurde durch die Deutungshoheit einer Minderheit ersetzt. Deutungshoheit hatte hier von einem Tag auf den anderen ein kleiner Zirkel um Prof. Christian Drosten und das Robert Koch-Institut.

Weiterhin bedeuten die verordneten Wirtschafts-Ökonomischen-Maßnahmen auch eher eine Rückwärtssalto der Regierung. Es ist nicht zu verstehen, dass bisher die Strategie der GroKo, die schwarze Null, keine neuen Schulden war. Dann kam zwei Monate lang Corona und sie veränderte das bisherige Gesamtkonzept. Jetzt lautet der richtige Weg, von den Kommunen bis zur EU, auf in die unkontrollierbaren Verschuldungsfalle. Wer´s glaubt wird Seelig! Immanuel Kants berühmte Aufklärungsschrift aus dem Jahr 1784 liest sich wie ein Aufruf zum Erwachsenwerden und mitdenken. Er plädiert eindringlich gegen die Bequemlichkeit des blinden Vertrauens in die vorherrschenden äußeren Autoritäten — zu seiner Zeit offenbar Medizin, Kirche und Medien. Ein späterer territorial fast Landsmann sagte es andersrum: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!

Sicher gibt es nicht den finstere Pläne schmiedenden Verschwörer im Hintergrund, aber es gibt einflussreiche Privatkreise, die Corona-Pandemie interessengerichtet steuern, und auf diese dürfte man hinweisen in einem gesellschaftlichen Diskurs. Medien und Experten können in diesem Kontext auch nicht die „Wahrheit“ verbreiten, sondern nur Scheinwissen, das den Herrschaftsinteressen, was leider nicht, wie theoretisch immer noch behauptet wird, vom Volke ausgeht, sondern ihrer Lobby-Auftraggeber dient. Denn diejenigen, die die Macht haben, können sich auch den Geist kaufen, der benötigt wird, um „die verwirrte Herde auf Kurs zu halten“. Denn ökonomische Macht kann sich beliebig Manipulationsmacht kaufen und sie tut es auch. Von oben ausgerufene oder verordnete Kämpfe, ob gegen sogenannte Fake News, Populismus oder gegen den Klimawandel, würden nicht dem Gemeinwohl, sondern den Interessen der ökonomischen und politisch Mächtigen als Ablenkungsmanöver dienen.

Warum aber die öffentlich-rechtlichen Medien den Menschen, die in immer mehr Regionen des Landes den Weg auf die Straße wählen, um sich und ihre Unzufriedenheit sichtbar zu machen, keinerlei Verständnis entgegen bringen, ist und bleibt ein Rätsel. Warum haben Medien ein Problem damit, wenn Bürger gegen die Corona-Maßnahmen demonstrieren? Warum qualifizieren Journalisten Demonstranten pauschal als Verschwörungstheoretiker, Spinner oder Rechte in einer Demokratie ab, stattdessen mit ihnen sachlich auseinanderzusetzen?

Die Antwort lautet: Medien dienen grundsätzlich nicht zur Verbreitung der s.g. „Wahrheit“, sondern den politischen und ökonomischen Interessen derjenigen, in deren Besitz sie sind. Das Misstrauen der Menschen beruht einfach auf dem fehlenden Vertrauen an der den Herrschaftsinteressen dienenden Führung und den gleichgeschalteten Medien! Wir sind nicht so frei mit unseren Wahlen, wie der Deckname Demokratie es uns zulässt, selbst die Liste unserer möglichen Unterdrückern bekommen wir nur vorsortiert angeboten. Allenfalls können wir wählen, von wem wir beherrscht und unterdrückt werden. Waren es rückblickend Verschwörungstheorien, was Rot-Grün mit dem Jugoslawienkrieg, mit der Einladung von Hedgefonds und mit den Hartz Gesetzen veranstalteten? Basta Gerhard, der Sozialtrampel war Typisch billiger Roter, ganz schwach für seine Klientel von Anfang an, aber er trumpfte das Alles noch mit durch seinen Abgang von der Politik, als er der Gasableser von Putin wurde! Die sind klare Beweise gegenüber den schon damals kursierenden Verschwörungstheorien, gegen die Schröder-SPD und gegen die Grünen, die einmal als Friedenspartei starteten.

Was lief schief in den vergangenen Jahrzehnten? In unserer neo-liberal verfassten Gesellschaft gibt es zur herrschenden Wahrheit keine Alternative mehr. Aber die offiziellen Täuscher stehen in immer krasserem Widerspruch zu der von den Menschen zu beobachtenden Realität. Deshalb traut inzwischen die Mehrzahl der Bevölkerung nicht mehr ihren Regierungen und Medien. Diese versuchen im Gegenzug ihre Kritiker als Spinner oder Verschwörungstheoretiker zu diffamieren und auszugrenzen. Aber damit wird das Problem der Herrschenden nicht gelöst. Das Perfide, das Ärgerliche, ohne Fakten und nachvollziehbaren Begründungen werden jene Bürger, die die aktuellen Entwicklungen in diesem Land hinterfragen, als Verschwörungstheoretiker abgestempelt. Propagandakonzepte wie Fake News haben die Funktion, abweichende Meinungen zu stigmatisieren und zugleich überhaupt unsere Befähigung zu einem rationalen Denken zu zersetzen. Dankenswerterweise offenbaren Medien allein dadurch, dass sie diesen Ausdruck in einem solchen Ausgrenzungssinne verwenden, wie hemmungslos sie sich in den Dienst der Stabilisierung herrschender Machtverhältnisse stellen. Aktuell sind es die Corona-Ketzer, in den letzten Jahren waren es die CO2-Ketzer, die wegen ihren alternativen Meinungen und deren Verbreitung mit dem Bannfluch belegt wurden. Dabei sind die freie Meinungsäußerung und deren Verbreitung ausdrücklich durch das Grundgesetz geschützt.

Unser Ringen gegen Machtkonzentration, Demokratieabbau und Totalüberwachung reicht Empörung allein nicht aus. Es ist ein Teufelskreis, obwohl eigentlich „anerkannte Fakten“ und alternative Möglichkeiten zwei Seiten von selben Medaille sein sollen. Alternativlosigkeit gibt es nicht! Ein gesunder Erwachsener, einer der nach Kant „den Mut hat, sich seines eigenen Verstandes ohne Anleitung eins anderen zu bedienen“, hätte es nicht nötig, andere wie in voraufklärerischen Zeiten als Ketzer zu diffamieren und exkommunizieren, denn er müsste vor Andersdenkenden keine Angst haben. Die Zeit arbeitet also für uns, spätestens wenn die Fakten von Corona Daten auf dem Tisch liegen, sehen wir klar, jedoch dann wird die Geschichte keine mehr ernsthaft interessieren und dadurch kaum was nützen. So bleiben wir Verschwörungstheoretiker wieder mal vorübergehend, in der entscheidenden Phase, Abseits gestellt und bleiben wir auf der Strecke. Trotzdem sollen wir unseren Kampf gegen die Verschwörungsleugner nicht aufgeben, weil wenn wir es wirklich wollen auch die Auseinandersetzung gewinnen könnten. Weitermachen mit dem Motto: „Dennoch siegt die Vernunft“ wie der Geschichte es uns lehrt und sie uns, leider nicht immer, aber Diskurs sei Dank, immer öfter es beweist.

Istvan Hidy (2020)

 

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