Hella Schümann

Irgendwo da oben

Irgendwo da oben gibt es einen Stern, da fahren die Männer mit ihren schnellen Autos und Motorrädern herum. Vor langer Zeit blühte dort eine wunderschöne Landschaft. Es wuchsen riesige Bäume auf bunten Wiesen und in kleinen romantischen Seen spiegelte sich der Himmel. Nichts von alle dem haben die Männer bemerkt, sie rasten so lange durch die Gegend, bis die Blumen von den Auspuffgasen und dem Staub erstickten. Die Berge wurden immer platter, bis es schließlich nur noch glatte und schnelle Straßen gab. Das Wasser in den Seen spritzte bis ins Weltall wenn die Männer hindurch rasten.

Ich habe nie glücklichere Männer gesehen.

Irgendwo da oben gibt es einen Stern, da wird von morgens bis morgens Fußball gespielt, denn es wird niemals dunkel. Jemand hat die Regeln geändert, sodass jeder jeden vor das Schienbein treten darf. Es gibt so viele Freistöße wie man will. Abseits kann niemand mehr pfeifen, weil keine Schiedsrichter da sind. Wer noch kein Tor geschossen hat darf so lange probieren, bis es klappt. Auf diesem Stern sprudelt eine Bierquelle, allerdings ist das das einzige alkoholische Getränk.

Ich habe noch nie glücklichere Männer gesehen.

Irgendwo da oben gibt es einen Stern der mit Spiegeln dekoriert ist. Dort arbeiten Friseure und Stylisten für die schönen Frauen und die, die sich dafür halten. Dort gibt es riesige Kleiderschränke mit Designerklamotten, Jeans an Jeans. Das komische aber daran ist, dass alle Frauen gleich aussehen. Hat die eine ein neues Outfit ausgesucht, kommen alle Frauen an und suchen kreischend nach den gleichen Sachen. Manche weinen, weil sie nicht genau so aussehen wie die da eben. "Der Friseur war schlecht", behaupten sie, oder „der Stylist hat gepfuscht."

Ich habe dort noch nie glückliche Frauen gesehen.

Warum? Ich weiß es nicht, ich bin auch eine Frau.

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