Monika Jarju

Potto Patta (1)

Die staubigen Taxis aus Dakar fädeln sich im rasanten Tempo dicht an dicht auf dem Garagenplatz vor dem Fährhafen in Barra ein. Wieder haben die alten Autos den Härtetest über die roten Sandpisten von der Grenze in Amdalai nach Gambia überstanden, ohne auseinander zu fallen. Mühsam falten die Fahrgäste ihre geknickten Körper auseinander, schlagen den Staub aus der Kleidung, stecken die schweißgetränkten Tücher, die sie während der Fahrt als Mundschutz trugen, in die Taschen. Steif kriechen sie aus den kleinen Autos, beinahe kleben sie aneinander, so eng zusammen gepfercht saßen sie über viele Stunden hinweg dösend, kaum etwas wahrnehmend von der verdorrten Landschaft, den Salzfeldern und Rundhütten, weit ausgreifenden Baobabbäumen, den Affen, Kühen, Ziegen, Schafen, die vorüber zogen. Die Rüttelei in den Taxis machte sie willenlos. Sie übergaben sich der Obhut der kleinen drahtigen Fahrer, die energisch von der löchrigen Straße herunter auf die schmalen buckligen Lateritwege auswichen. Nur die willkürlichen Polizeikontrollen an den Rändern der Strasse – und Legalität – weckten sie für die Dauer der Verhandlungen über das zu zahlende Schmiergeld. Schlaglöcher wechselten sich ab, die stechende Sonne schlug ihre Strahlen heiß ins Blechdach, röstete den Sand zu feinstem Staub, überließ ihn dem Fahrtwind, scharf und bitter. Schnell greifen die Fahrgäste nach ihren gequetschten Gepäckstücken, zerren die verkrumpelten Taschen aus den zerbeulten Kofferräumen. Hände greifen gleichzeitig hinein. Ein wirres Knäuel entsteht aus langen weiten Ärmeln, ineinander verhakten Fingern, die ungeduldig an Henkeln, Gurten reißen, Köpfe stoßen aneinander. Sie kommen kaum voran. Ihnen entgegen stürzt eine Schar Händler, die ihnen Tabletts unter die Nase halten, kleine Plastiktüten gefüllt mit Wasser, Erdnüssen, Bananen, Kokosscheiben, hart gekochte Eiern rollen durcheinander. „Kauft Leute, kauft!“

 

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