Monika Jarju

Potto Patta (2)

Staubige Kinderhände umschließen Seifenstücke, bieten sie zum Kauf an, greifen durch Autofenster. Neugierig folgen ihre wuscheligen Köpfe nach, mit breitem Lachen, unentwegt den Vers wiederholend wie ein Mantra, hindern am Aussteigen. Lumpen umhüllen ihre schmalen Körper, dünne Beine wie Äste staken aus zerlatschten Flipflops hervor. Hinter ihnen schwenken Händler bunte Handtücher durch die Luft, türmen Stapel von Frottiertüchern auf den Köpfen, schlagen sie über die Schulter, halten Bauchläden mit billigen Armbanduhren, Sonnenbrillen hoch. Zigaretten, Zuckertüten, grüner Tee wechseln den Besitzer. Alle reden aufeinander ein, keiner hört dem anderen zu. Wie gut täte jetzt ein Bad, der Strahl kühlen klaren Wassers aus einer alten Tomatenbüchse! Ein Königreich für Wasser bei dieser Hitze, auf den klebrigen Pelz auf der Haut.

Voran, die Händler beiseitegeschoben, dem monotonen Singsang der Bettler ausgewichen, eine Schneise geschlagen durch das Labyrinth von Taxis und Stimmengewirr, die Taschen vorweg balancierend. Der Schweiß läuft in Strömen, tropft, rinnt, das hämmernde Motorengeräusch noch unter der Schädeldecke, der Rücken geborsten, die Beine hart wie Holz, die Kleidung verschmutzt und zerknittert. Darüber ein dunstiger Himmel von bleierner Schwüle.

Es ist Regenzeit, es ist heiß, so heiß, die Menge dampft. Die letzte Fähre für diesen Tag wird erwartet. Wer sie nicht schafft, bleibt die Nacht in diesem von Mosquitos verseuchtem Drecknest hängen, schläft draußen unter Palmen, wachsam, schwer an das Gepäck gelehnt. Mutige steigen in die überfüllten, schmalen Boote und lassen sich über den Gambiafluss rudern. Zu tief liegen sie im Fluss, zu dicht an der Angst, am Unglück. Wer kann schwimmen?

Menschen, Gepäckstücke, schäbige Kartons, Säcke, meckernde Ziegen an kurzen Stricken, an den Füßen zusammengebundene Hühner, gerollte Matratzen drängen durch die Hafenabsperrung. Autos, schwer beladen, rollen durchs Tor vor. Leute sitzen auf dem Boden neben ihren Bündeln. Mütter stillen ihre Kinder, wiegen sie in den Armen, schaukeln sie in den Umschlagtüchern auf ihren Rücken. Kinder schmiegen ihre verstaubten Köpfe an die Leiber der Mütter, schlafen übermüdet in dem Durcheinander.



 

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