Andreas Hoffmann

Das verlorene Glas

Ich sitze alleine am Kieselstrand eines mittelgrossen Flusses, mitten in NRW, der soeben sein Hochwasserbett verlassen hat. Das neue Bett noch sehr unaufgeräumt. Vieles liegt noch herum, Unrat der Menschenkinder, die achtlos ihre doch ach so kleinen Abfälle, mal eben entsorgt haben.
Aus den Augen, aus dem Sinn ? weit gefehlt. Hier ist es gelandet, an den Uferauen, wo sich die Wildschwein Bache, neben leckerem Wurm-und Wurzelwerk, mit dem Nötigsten versorgt..Plastik kann sie nicht erkennen und so gerät es über ihre Verdauung in Ihrnen eigenen Versorgungshaushalt zur Ernährung ihrer Kleinen.
Dort, wo Rotwild im Morgendunst zum Trinken heranpirscht und neben dem frischen Drink auch die Chemiereste der zuvor liegenden, unsachgemäss entsorgter Reste einiger Betriebe mit aufnimmt.
Unweit meines Aufsitzes, ein geschälter Ast incl. Borkenkäferwohnstätte,Allinclusive. Im Sand davor, ein achtlos weggeworfenes Weinglas, halb leer und mit goldgelben Restsaft gefüllt, gesprungen und umgestürzt.
Überreste der gestrigen Geburtstagsfeier, in Einsamkeit, dank Corona ?
An der unweit liegenden Flussbrücke, blinzeln etliche angeklemmte Schlösser in der Morgensonne, Freundschaft für immer ?!
Bin nich Zeuge einer einsamen,oder gar heimlichen Feier in Coronazeiten geworden ?
Ich nehme vorsichtig das Glas in die Hand, natürlich wegen der Coronazeit mit Desinfektionstüchlein geschützt.
Ich halte es gegen das helle Morgenlicht. Welch ein überraschendes Farbenspiel, der Schliff und die Form verändern die Landschaft und das Ufer um mich herrum, toll. Ein Blick in die Unendlichkeit ?
Was mache ich eigentlich hier, am Morgen nach dem 1.Lockdown-Ende, im Mai 2020, an diesem so einmaligen Platz? Nahe der Voreifel, unweit der niederländischen Grenze.
Ich bin nicht allein, Du bist nicht allein, erinnere ich mich an den Spruch aus dem Kommunionsunterricht von vor 40-zig Jahren. Auch wenn ich ganz unten bin, es gibt immer Hilfe ( das Licht am Ende des Tunnels ? )
Ich bin nicht allein, geht mir durch den Kopf. Ich wende meinen Blick, hm niemand zu sehen.
Doch, da ist meine treue Hündin, die vergnügt im Bach herum springt und versucht, ein Fischlein zu erjagen.....
Ich nehme meine Brille ab, mit meiner Gesichtsmaske putze ich die Brillengläser, dann den Rand des aufgehobenen Glases. Welch ein Glanz, Der kleine Moment verzaubert meinen Morgen, trotz Corona. Das Licht bringt mir Klarheit, Schutz ja, natürlich.aber auch Nähe brauche ich. Heute morgen übermorgen.
Der Hund nimmt Platz neben mir, andächtig verfolgt er meine Handbewegungen, als ich das Glas erneut ins Licht drehe. Ich hebe es hoch . Auf eine gesundes, neues Lebensjahr, trotz Corona, zum Wohle.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.09.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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