Nicolai Rosemann

Futurama

Ich sehe aus dem Fenster und könnte sofort wieder kotzen. Das ist mein Ernst. Und wenn ich mit meinem Leben enden möchte, dann kann ich es nicht einmal. Ich sitze hier in Stockwerk 378. An sich könnte man meinen und kurzer Sprung, einige Minuten Fall und dann die Erlösung wenn der Kopf auf der Straße zerplatzt wie eine überreife Frucht.
Aber so ist es leider nicht. Ich habe es schon zwei Mal versucht. Beide Male bin ich auf einem Auto gelandet. Denn seit die neuen Helitrans-Triebwerke für zivile Autos zu kaufen sind gibt es Verkehrt auf allen Ebenen. Er ist dicht das nicht einmal der Regen der Boden erreicht. Und alle drei Sekunden zischt eine dieser Höllenmaschinen an meinem Fenster vorbei. Ich könnte kotzen.

Unten laufen irgendwo die Maschinen und machen meine Arbeit. Ich sitze dabei in meiner Zelle, meinem Raum, und habe nichts zu tun. Alles ist zu teuer für mich: Fernsehen, warmes Wasser, meistens sogar die Nahrung. Gestern habe ich eine halbe Pizza in einer Mülltonne gefunden und musste drei Stunden mit einem anderen Mann darum streiten, bis ein Wiesel unserer Pizza geklaut hat.
Die Wiesel sind das letzte. Die klauen alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Aber niemand legt sich mit ihnen an, denn wo ein Wiesel ist, ist ein anderes nicht weit.
Zu meinem und der anderen Glück gibt es ja die Armenküche. Da gibt es wenigstens ein Mal pro Woche ein warmes Essen und vielleicht etwas Tabak. Aber selbst dafür wird dir was verrechnet. Zehn Penny. Aber die kratzt man einfach von der Straße, denn diese verdammten Oberschichtler werfen alle Münzen aus den Fenstern ihrer ach so tollen Häuser.
An sich sollte ich zufrieden sein. Einige leben ja auf derselben Ebene wie die Roboter. Ich lebe einige hundert Meter über diesen Neuarmen, aber auch einige hundert Meter unter den Neureichen. Denen haben bestimmt noch Mami und Papi alles bezahlt. Ich musste mit 14 arbeiten und wurde dann mit 32 arbeitslos weil die Roboter kamen. Diese verdammten Roboter. Sie haben drei Viertel der Arbeitsplätze gestohlen. Die seien besser geeignet. Sie arbeiten natürlich gratis, wegen ihrer Programmierung. Wird einer zerstört würde kein Hahn nach ihnen krähen. Wenn einer beschädigt ist kann er trotzdem weiter arbeiten.
Zum kotzen ist das ganze. Aber so ist die Zukunft. So ist mein Leben.
Ich hoffe dass sich heute noch ein Unfall mit den Helitrans da draußen ereignet. Dann stoppt der Verkehr auf allen Ebenen und dann ist der Weg frei. Freier Fall. 378 Stockwerke. Freier Fall – Freiheit. Dann das glorreiche Ende eines beschissenen Lebens.

Das ist mein Werk. Ich bin Jimbo Werner, Sklave der Gesellschaft.
Wir sitzen hier alleine, die Zeit und ich. Bis nur noch die Zeit übrig bleibt. Denn sie ist unsterblich. Und die bösen Taten der Menschen taten der Zeit Kunde von Dingen, die uns Sinnesfreunden bereiten.

Ein freier Fall, ein kurzer Weg. Die Welt verschwimmt vor meinen Augen. Stockwerk um Stockwerk. Der Boden kommt näher, ich sehe die Roboter, wie sie im Gleichschritt in einer Viererreihe durch die Straßen schleichen. Der Boden kommt näher. Kaugummi klebt darauf. Woran man denkt bevor man stirbt. Der Boden ist so nah. Ich schließe meine Augen. Das Ende ist da.

Etwas packte mich doch gerade noch im letzten Moment an den Beinen und hat mich gestoppt. Einer dieser verdammten Roboter. Seine Programmierung hatte verhindert, dass ein „Master“ stirbt. Die elenden drei Gesetze der Robotik.

Auf ein Neues. Schlagen wir dem Leben ein Schnäppchen.

Irgendwie hat das wohl Ähnlichkeit mit dem Animatrixfilm "The Second Renaissance". Nur wird hier wohl gezeigt wie es den normalen Arbeitern erging, als die Maschinen kamen. Sie stürzten in eine anscheinend bodenlosen Abgrund und wurden dann im letzten Moment aufgefangen - als Soldaten gegen die Maschinen benötigt wurden.Nicolai Rosemann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.09.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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