Francois Loeb

HINTERLASSENSCHAFT

   WAS AN EINEM SONNTAG FRÜH BEIM AUSSCHLAFEN ALLES GESCHEHEN KANN ZU ERFAHREN IN MEINER WOCHENGESCHICHTE:

Es klingelt an meiner Wohnungstüre. Ich liege noch in meinem Bett. Geniesse die Morgenschlafverlängerungsstunde dieses Sonntags. Klingeln ist der falsche Begriff, habe mir mit Hilfe meines Freundes, er ist Elektroniker, ein Amselfrühjahrsgezwitscher eingerichtet. Höre das lieber als einen banalen Gong, oder ein rabiates Glockenzeichen. Doch wer will so früh morgens an einem heiligen Sonntag etwas von mir? Keinen Anstand, grummle ich beinahe stumm in meinen Dreitagebart. Dem oder der, wer immer es sein soll, werde ich die Freude einer Antwort nicht bieten. Nicht diese Genugtuung eine Person der Bettwärme entzogen zu haben. Einfach ignorieren, brumme ich jetzt mit einer Prise Wutsalz in den Stimmbändern mir selbst zu. Doch die Zwitscherei geht weiter. Ununterbrochen. Ohne Ende. Doch, bemerkt mein Verstand, wie willst du das Ende bestimmen? Ende ohne Ende? Ins Türgeräusch hat sich zwischenzeitlich das Bellen und Knurren meiner kleinen alten Hündin gemischt, die sonst keinen Laut von sich gibt. Den lieben langen Tag schläft. Greisinnenschlaf. Dem Ende wohl näher als das laufende Amselgezwitscher in das sich jetzt ein Poltern und Klopfen an der Eingangstüre mischt. Und eine Bassstimme ruft permanent unverständliche Worte. Oder doch nur ein Wort?

Klaube meine Wachs-Ohrstöpsel aus den Gehörgängen, die ich des gesunden tiefen Schlafs zuliebe, ich wohne an einer Durchgangsstrasse (günstigere Miete), jeden Abend tief in meine Höröffnungen versenke.
Jetzt vernehme ich das Wort P-O-L-I-Z-E-I, das in Bass Stakkato tief in die kuschelige Wärme unter das Federbett dringt, das ich mir über den Kopf gezogen habe. Polizei? Polizei!!, beginnt meine rechte Hirnhälfte das Wort aufzufangen, es zu entschlüsseln. Ich habe doch nichts verbrochen strahlt die Vernunftswindung in all meine Nervenzellen, lähmt die Muskeln meiner Beine, die sich bequemen wollten aufzustehen. Bleib liegen, Donnerwetter, poltert mein Warnhirnzehntel mir in die befreiten Trommelfelle. Doch die Lärm-Kakophonie zerrt am Nervenkleid so arg, dass dieses sich gegen die Hirnmasse durchsetzt, ich wie von der Tarantel gestochen aufspringe. Die Hündin dreht den müden Kopf nach mir, legt diesen wieder auf ihre Pfoten, um den Schlaf des Ungerechten, welcher Hund weiss denn etwas über Gerechtigkeit, fortzuführen. Muss wirklich bereits sehr taub sein. Ein Schicksal das mir im Alter wohl ebenfalls blühen wird. Steige in meine bereit liegenden Jeans. In Unterhosen der Polizei begegnen ist doch ein No-Go der Etikette. Drehe das Schloss der Wohnungstüre. Draussen steht ein Uniformierter. Hält einen Umschlag in der Hand. Entschuldigt sich. Bemerkt er habe den Auftrag mir diesen persönlich zu überreichen. Es betreffe eine Hinterlassenschaft. Ich hätte nur noch den Empfang mittels Unterschrift zu bestätigen. Er hält mir einen Stift entgegen den ich erfreut erfasse und signiere, schon nur um den Störenfried zu vertreiben. Lege mich erneut samt Jeans ins Sonntagmorgenbett. Sehe den Umschlag lange an nachdem ich meine Lesebrille meiner Nasenspitze anvertraut habe.
HINTERLASSENSCHAFT? Wer ist verstorben? Wer hat mir etwas vererbt? Hinterlassen? Ein Onkel in Amerika wie er ihn in zahlreichen Erzählungen vorkommt? Beglückt atme ich auf. Hinterlassenschaft! Gerade jetzt da ich in dieser misslichen Geldnotfalle sitze. Mir niemand mehr Geld leihen will. Das warme Bett mit der Gosse einzutauschen haben werde. Die Neugier überfällt mich als wäre es ein Wirbelsturm. Reisse den Umschlag auf. Die Brille rutscht von der Nase. Schiebe sie erneut nach oben. Sieht nach amtlichem Bescheid aus. Muss sich also um eine höhere Summe handeln. Stempel und Unterschrift sind zu erkennen.
Beginne zu lesen: ' Sie haben die Hinterlassenschaft ihres Haustiers nicht aufgehoben, deshalb haben Sie eine Ordnungswidrigkeit begangen die mit einer Busse geahndet wird …'Mir wird schwarz vor den Augen, versinke tief in den Hinterlassenschaften meines Lebens.

Wünsche en angenehmes häusliches Wochenende
François

   

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.10.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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