Horst Lux

M a r e i k e s W e l t 5 --- Angelsport

 

Ein wunderbares Wetter, strahlender Sonnenschein. Lange ersehnt, endlich nach langen kühlen Tagen auch eingetroffen. Die Familie hat es sich im Garten gemütlich gemacht, der kühle, saftgrüne Rasen lädt so richtig zum Relaxen ein.
Ich liebe diese Momente, wenn ich im Gras liege und den weißen Federwolken am postkartenblauen Himmel hinterher träumen kann.
Was stören da schon die paar Mücken, die da herumschwirren? Schließlich fließt am Ende unseres Gartens der kleine Bach vorbei, der mich mit sanftem Murmeln beruhigt. Ab und zu habe ich da auch eine Forelle entdeckt. Aber die darf sich eines langen Lebens erfreuen, ich habe nämlich keinen Angelschein.

Jäh werde ich aus meinen Himmelsträumen gerissen. Auweia. Meine Tochter kniet urplötzlich neben mir, klatscht mir ein nasses Händchen auf den Bauch und kreischt dabei laut auf. Na ja, so lustig finde ich das im Moment überhaupt nicht. Sie hat nun wohl gemerkt, dass ich über diese feuchte Störung nicht unbedingt in Jubel ausbreche, meint dann beschwichtigend:
»Pappi, ich wollt dir doch man bloß was zeign!«
Ich schaue Mareike von unten herauf an, ihre Schuhe und ihre Hosen sind pitschepatschenass. Dann fuchtelt sie noch mit einem überlangen Stock herum, an dem ein langer Bindfaden baumelt.
»Vorsichtig, Schätzchen«, bemerke ich, »spieß mich bitte mit deinem Speer nicht auf!«
»Das is kein Speer, kanns du das denn nich sehn?« 
Vorwurfsvoll blickt sie mich an.

»Das is ne Angel, die hat Heinzi mir gegeben zum Fische fangn.«
     Aha, der Herr Nachbar geht wieder auf Angeltour und sein Filius begleitet ihn dabei. Na gut, wenn ihn das selig macht.
»Und was willst du nun damit tun?« frage ich Mareike. Mareike stützt ihre Händchen in die Seite und sagt:
»Oh Pappi, du weißt aba auch garnix. Damit will ich Fische fangen im Bach. Heinzi hat mir gezeigt, wie man das macht!«
»Dann wünsche ich dir Petri Heil, Mareike und fall mir da bloß nicht rein!«
»Ich bin doch schon groß! - Du Pappi, wer is denn Petri? Angelt der auch?«

      Ich muss lächeln. Auf gewisse Weise schon, denke ich so bei mir, da stammt auch wohl der Ausdruck her, von Petrus, dem Menschenfischer. Aber diese Tatsache hat hier nichts zu suchen. »Nein, Mareike, den kennst du nicht, das sagt man so, wenn man zum Fischefangen Glück wünscht.«
Sie ist beruhigt, mit ein paar kleinen Worten, die ich nicht mehr verstehe, läuft sie dann den Pfad zum Bach hinunter.
Meine Gedanken kreisen weiter um den Petrus und seine Lebensgeschichte, sie kommt mir so plötzlich in den Sinn. Eigentlich eine traurige Geschichte. Darüber müsste ich mal ein Gedicht machen, denke ich so bei mir.
Ich werde zum Tee gerufen, diese kleine Köstlichkeit genieße ich besonders, wenn ich in Gedanken bin. Etwas später frage ich meine Frau:
»Wo steckt denn Mareike?« 
»Die muss wohl noch am Bach sein«, höre ich darauf als Antwort. »Schaust du mal nach?«

      Ich schlendere den Weg hinunter zum Bach. Mareike sitzt da immer noch seelenruhig am Ufer und angelt. Der kleine Korken, der an der Schnur befestigt ist, schwimmt auf dem Wasser, die Wellen in der leichten Strömung lassen ihn fröhlich auf- und abhüpfen.
          »Na Schätzchen«, frage ich entspannt mein Töchterchen, »hattest du schon einen guten Fang?«
»Nee, Pappi, da beisst gaa keiner an, die schwimm alle bloß vorbei. Ich weiß auch nich, die haben wohl alle Angst vor mir, nich?«
»Nein, meine Kleine, vor lieben Kindern haben die Fische keine Angst«, sage ich dann. »Zeig mir mal die Angel, wolln doch mal sehen, woran das liegt!«

      Mareike zieht ihren Angelstock aus dem Wasser und reicht ihn mir. Ich sehe mir dieses »Gerät« näher an und bin doch bass erstaunt.

»Wo hast du denn den Angelhaken gelassen? Der ist ja verschwunden, oder?«
»Meinst du das spitze Dings? Das hab ich weggeschmissen. Das geht doch nicht, da tun sich die Fische doch weh!«

      Hm, ich glaube nicht, dass aus Mareike mal eine passionierte Sportanglerin wird, was denkt ihr?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.11.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Jahre wie Nebel: Ein grünes Jahrzehnt in dunkler Zeit von Horst Lux



Es wurde sehr viel geschrieben über jene Jahre der unseligen Diktatur eines wahnwitzigen Politikers, der glaubte, den Menschen das Heil zu bringen. Das meiste davon beschreibt diese Zeit aus zweiter Hand! Ich war dabei, ungeschminkt und nicht vorher »gecasted«. Es ist ein Lebensabschnitt eines grünen Jahzehnts aus zeitlicher Entfernung gesehen, ein kritischer Rückblick, naturgemäß nicht immer objektiv. Dabei gab es Begegnungen mit Menschen, die mein Leben beeinflussten, positiv wie auch negativ. All das zusammen ist ein Konglomerat von Gefühlen, die mein frühes Jugendleben ausmachten. Ich will versuchen, diese Erlebnisse in verschiedenen Episoden wiederzugeben.

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