Ich denke, das man erst wirklich gestorben ist wenn man aus den Köpfen
der Menschen verschwunden ist und vergessen wurde. Deshalb werde ich
dafür sorgen das meine Oma, eine der wunderbarsten Menschen die ich
kannte, nicht in Vergessenheit gerät.Ich erinnere mich noch wie sie mir
Geschichten von früher erzählte, wo sie einiges erlebt hat. Immer
und immer wieder hat sie mir diese Geschichten erzählt auch noch mit
über 90 Jahren. Deshalb werde ich jetzt die Geschichten die ich mir
gemerkt habe aufschreiben. Damit sie nie vergessen werden.
Meine
Oma erzählte mir, das sie auf einem großem Bauernhof aufgewachsen
ist, bei ihrer Mutter, ihrem Bruder, dem Knecht, ihrem Vater (auch wenn sie
nie etwas über ihn erzählt hat) und einem Haufen Tiere. Sie hatte so
ziemlich alles. Von Ziegenböcken die Briefträger jagten, Enten die
auf Wanderschaft gingen bis zu Schweinen die aus den Ställen ausbrachen
um auf den Zwetschgen Wiesen Kerne zu knacken.
Nun lebte meine Oma in
der Nazizeit mitten in Deutschland. Das wiederum hieß, das sie auch
einen Kriegsgefangen aufnehmen mussten. Der Zwangsarbeit verrichten sollte.
Dieser Gefangen sollte bei den Schweinen gefüttert werden und behandelt
werden wie Dreck. Aber Uroma war kein Nazi und auch kein schlechter Mensch.
Zum Beispiel durften alle Kinder aus Nachbarschaft zu ihr kommen wenn sie
Ärger oder Hunger hatten. Sie hatte immer einen Platz frei.Und Irmgard,
meine Oma, war genau so.
Sie weigerte sich sogar den Hitlergruß in
dem örtlichen Konsum zu machen.Das war dort Pflicht wenn man den Laden
betrat sonst bekam man nichts. Der Ladenbesitzer war ein verbohrter Nazi
Krepel und hasste sie wahrscheinlich. Der Typ hat Oma so vollgenörgelt
das sie nie wieder zu ihm ging und ihre Sachen nun immer wo anders holte.Eines
Tages hatte Uroma Anna sogar mitbekommen das so einer unterm
Küchenfenster gelauscht hat während sie alle gegessen haben. Da hat
meine Uroma gleich das Fenster zugemacht.
Nun Ja weil meine Uroma und
ihre Tochter gute Menschen waren wollten sie jetzt nicht bei dem
Kriegsgefangenen der zum Knecht degradiert wurde anfangen.Sein Name war
Vladimir er war ein Russe der etwas deutsch sprechen konnte. Er aß mit
allen zusammen am Tisch und verrichtete seine Arbeit wie ein ganz normaler
Bauer. Er konnte aber vor allem gut rechnen was sich Onkel Arno zu nutze
machte. Vladimir machte die Aufgaben mit Leichtigkeit während Irmgard nur
darüber lachen konnte. Arno sagte immer: " Für Hausaufgaben
habe ich keine Zeit ich brauche meine Freizeit für andere Sachen".
Arno hat gerne ´rumgelottert´ und schnapte sich auch öfters
Oma´s Ranzen um dann die Hausaufgaben zu abzuschreiben. Manchmal
versteckte Irmgard ihren Schulranzen damit ihr Bruder mal seinen Kopf
anstrengen musste.
Sie hatte zwar nur bis zur 8. Klasse Schule aber
Freizeit war wirklich rare Ware. Nach der Schule mussten sie gleich nach Hause
und helfen. Zum Beispiel bei der Feldarbeit: Ernte, Rüben verziehen oder
sich um die Tiere kümmern und so weiter. Da war nicht so viel Zeit nach
der harten körperlichen Arbeit.Oma erzählte mir mal von einer
Cousine die Balletttänzerin ist und das sie es ihr gleich tun wollte weil
sie es so wunderschön fand. Also ging Irmgard in ihrer wenigen freien
Zeit zum Tanzunterricht. Sie mochte Walzermelodien darum habe ich ihr manchmal
welche vorgespielt, aber richtig tanzen habe ich sie leider nie gesehen.
Sie erzählte mir auch mal, das sie nach dem Tanzen mit Freunden in
einer Bar gelandet ist und von Männern angesprochen wurde. Ob sie mit ihr
nach Hause gehen wolle. Sie waren wohl sehr aufdringlich darum sagte sie:
" Ja aber vorher gehe ich noch auf Toilette". Danach verschwand sie
durch die Hintertür. Sie war so clever um sich nichts vorschreiben zu
lassen genau so wie ihre Mutter. Zum Beispiel wenn die Nazis meine Uroma
Vorschriften machen wollten wie: " Das sie Vladimir bei den Schweinen
füttern sollte!" Darauf sagte sie ihnen nur: "Das sie sich
keine extra Arbeit machen würde wegen ihm und keine Zeit hätte eine
extra Wurst für ihn zu machen." Ich finde Anna und Irmgard waren
sehr mutige Frauen die wussten wie man mit diesen Leuten umgeht.
So
verging viel Zeit und bald war der zweite Weltkrieg vorbei uns zwar 1945. Die
Deutschen hatten verloren und die Nazis waren Freiwild. Einige der Nazis kamen
zu meiner Uroma und bettelten um Hilfe doch sie wies diese ab und über
ließ sie ihrem selbstgestricktem Schicksal. Die Rote Armee verging sich
in dieser Zeit an vielen Frauen die dabei starben durch Gewalt oder Suizid ist
fraglich. Sie stahlen und zerstörten einige Dinge...
So jetzt
könnte man denken das meine Oma vergewaltigt wurde und meiner Uroma der
Hof weggenommen wurde. Aber nicht ist passiert. Den der Russische
Kriegsgefangene den alle die ganze Zeit beschützt haben hat sich als
waschechter Offizier entpuppt. Er bedankte sich herzlich und kehrte nach dem
er ein sehr gutes Wort für Sie eingelegt hatte zurück nach Russland.
Vielleicht wartete seine Familie schon auf ihn? Naja Oma hat jedenfalls nie
wieder etwas von ihm gehört.
Was die anderen russischen Soldaten
anging. Die hielten sich fern von dem Hof. Oma erzählte mir das ganz
viele Offizere zu Uroma kamen und eine Flagge hissten. Sie fragten Uroma nach
gebratenen Eiern,Speck und ihrem selbstgemachten Rüben Schnaps. Dann
feierten sie ausgibig. Anna hatte überhaupt keine Angst alleine in der
Küche. Sie unterhielt sich sogar mit ihnen. Während Irmgard das
ganze nicht ganz geheuer war und sie es erst mal vorzog sich in der Scheune
zurück zu ziehen. Ich denke das hätte ich auch erstmal vorgezogen
oder?
Bis 1947 hörten die raubzüge der Roten Armee nicht auf.
Aber bei meiner Oma haben sie nicht einmal begonnen. wusste Anna das der Krieg
so enden würde? Wer weiß. Aber daran sieht man das wenn man gutes
tut einem gutes wiederfährt. Jeder bekommt seine gerechte Strafe. Die
immer alle verdroschen haben wurden später verfolgt. Die jenigen die es
nicht taten und sich wiedersetzen gefeiert.
Aber ich verstehe
nicht warum die coolste Oma der Welt jetzt alleine sterben musste. Was ist das
für ein Ende nur wegen Corona... Was für ein letztes trauriges
Kapitel...allein aber in den Gedanken und mit Gebeten bei ihr. Wenn dieser
Virus mir schon die Möglichkeit nahm sie noch einmal zu sehen werde ich
mit dieser kurzen Geschichte dafür sorgen das sie nie wirlich gehen wird.
Denn sie wird immer in meinem Herzen sein und ich bin froh das unsere Stimmen
sie durch die Hilfe einer gutherzigen Frau ( Krankenschwester ) noch einmal
telefonisch erreichen konnten. Das ich noch einmal sagen konnte das ich sie
lieb habe ... Dankeschön
Vielen Dank für das
durchlesen
In Liebe Lisa
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.11.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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