Lisa Fischer

Irmgard Alice Mecke

Ich denke, das man erst wirklich gestorben ist wenn man aus den Köpfen der Menschen verschwunden ist und vergessen wurde. Deshalb werde ich dafür sorgen das meine Oma, eine der wunderbarsten Menschen die ich kannte, nicht in Vergessenheit gerät.Ich erinnere mich noch wie sie mir Geschichten von früher erzählte, wo sie einiges erlebt hat. Immer und immer wieder hat sie mir diese Geschichten erzählt auch noch mit über 90 Jahren. Deshalb werde ich jetzt die Geschichten die ich mir gemerkt habe aufschreiben. Damit sie nie vergessen werden.

Meine Oma erzählte mir, das sie auf einem großem Bauernhof aufgewachsen ist, bei ihrer Mutter, ihrem Bruder, dem Knecht, ihrem Vater (auch wenn sie nie etwas über ihn erzählt hat) und einem Haufen Tiere. Sie hatte so ziemlich alles. Von Ziegenböcken die Briefträger jagten, Enten die auf Wanderschaft gingen bis zu Schweinen die aus den Ställen ausbrachen um auf den Zwetschgen Wiesen Kerne zu knacken.
Nun lebte meine Oma in der Nazizeit mitten in Deutschland. Das wiederum hieß, das sie auch einen Kriegsgefangen aufnehmen mussten. Der Zwangsarbeit verrichten sollte. Dieser Gefangen sollte bei den Schweinen gefüttert werden und behandelt werden wie Dreck. Aber Uroma war kein Nazi und auch kein schlechter Mensch. Zum Beispiel durften alle Kinder aus Nachbarschaft zu ihr kommen wenn sie Ärger oder Hunger hatten. Sie hatte immer einen Platz frei.Und Irmgard, meine Oma, war genau so.
Sie weigerte sich sogar den Hitlergruß in dem örtlichen Konsum zu machen.Das war dort Pflicht wenn man den Laden betrat sonst bekam man nichts. Der Ladenbesitzer war ein verbohrter Nazi Krepel und hasste sie wahrscheinlich. Der Typ hat Oma so vollgenörgelt das sie nie wieder zu ihm ging und ihre Sachen nun immer wo anders holte.Eines Tages hatte Uroma Anna sogar mitbekommen das so einer unterm Küchenfenster gelauscht hat während sie alle gegessen haben. Da hat meine Uroma gleich das Fenster zugemacht.
Nun Ja weil meine Uroma und ihre Tochter gute Menschen waren wollten sie jetzt nicht bei dem Kriegsgefangenen der zum Knecht degradiert wurde anfangen.Sein Name war Vladimir er war ein Russe der etwas deutsch sprechen konnte. Er aß mit allen zusammen am Tisch und verrichtete seine Arbeit wie ein ganz normaler Bauer. Er konnte aber vor allem gut rechnen was sich Onkel Arno zu nutze machte. Vladimir machte die Aufgaben mit Leichtigkeit während Irmgard nur darüber lachen konnte. Arno sagte immer: " Für Hausaufgaben habe ich keine Zeit ich brauche meine Freizeit für andere Sachen". Arno hat gerne ´rumgelottert´ und schnapte sich auch öfters Oma´s Ranzen um dann die Hausaufgaben zu abzuschreiben. Manchmal versteckte Irmgard ihren Schulranzen damit ihr Bruder mal seinen Kopf anstrengen musste.
Sie hatte zwar nur bis zur 8. Klasse Schule aber Freizeit war wirklich rare Ware. Nach der Schule mussten sie gleich nach Hause und helfen. Zum Beispiel bei der Feldarbeit: Ernte, Rüben verziehen oder sich um die Tiere kümmern und so weiter. Da war nicht so viel Zeit nach der harten körperlichen Arbeit.Oma erzählte mir mal von einer Cousine die Balletttänzerin ist und das sie es ihr gleich tun wollte weil sie es so wunderschön fand. Also ging Irmgard in ihrer wenigen freien Zeit zum Tanzunterricht. Sie mochte Walzermelodien darum habe ich ihr manchmal welche vorgespielt, aber richtig tanzen habe ich sie leider  nie gesehen.
Sie erzählte mir auch mal, das sie nach dem Tanzen mit Freunden in einer Bar gelandet ist und von Männern angesprochen wurde. Ob sie mit ihr nach Hause gehen wolle. Sie waren wohl sehr aufdringlich darum sagte sie: " Ja aber vorher gehe ich noch auf Toilette". Danach verschwand sie durch die Hintertür. Sie war so clever um sich nichts vorschreiben zu lassen genau so wie ihre Mutter. Zum Beispiel wenn die Nazis meine Uroma Vorschriften machen wollten wie: " Das sie Vladimir bei den Schweinen füttern sollte!" Darauf sagte sie ihnen nur: "Das sie sich keine extra Arbeit machen würde wegen ihm und keine Zeit hätte eine extra Wurst für ihn zu machen." Ich finde Anna und Irmgard waren sehr mutige Frauen die wussten wie man mit diesen Leuten umgeht.
So verging viel Zeit und bald war der zweite Weltkrieg vorbei uns zwar 1945. Die Deutschen hatten verloren und die Nazis waren Freiwild. Einige der Nazis kamen zu meiner Uroma und bettelten um Hilfe doch sie wies diese ab und über ließ sie ihrem selbstgestricktem Schicksal. Die Rote Armee verging sich in dieser Zeit an vielen Frauen die dabei starben durch Gewalt oder Suizid ist fraglich. Sie stahlen und zerstörten einige Dinge...
So jetzt könnte man denken das meine Oma vergewaltigt wurde und meiner Uroma der Hof weggenommen wurde. Aber nicht ist passiert. Den der Russische Kriegsgefangene den alle die ganze Zeit beschützt haben hat sich als waschechter Offizier entpuppt. Er bedankte sich herzlich und kehrte nach dem er ein sehr gutes Wort für Sie eingelegt hatte zurück nach Russland. Vielleicht wartete seine Familie schon auf ihn? Naja Oma hat jedenfalls nie wieder etwas von ihm gehört.
Was die anderen russischen Soldaten anging. Die hielten sich fern von dem Hof. Oma erzählte mir das ganz viele Offizere zu Uroma kamen und eine Flagge hissten. Sie fragten Uroma nach gebratenen Eiern,Speck und ihrem selbstgemachten Rüben Schnaps. Dann feierten sie ausgibig. Anna hatte überhaupt keine Angst alleine in der Küche. Sie unterhielt sich sogar mit ihnen. Während Irmgard das ganze nicht ganz geheuer war und sie es erst mal vorzog sich in der Scheune zurück zu ziehen. Ich denke das hätte ich auch erstmal vorgezogen oder?
Bis 1947 hörten die raubzüge der Roten Armee nicht auf. Aber bei meiner Oma haben sie nicht einmal begonnen. wusste Anna das der Krieg so enden würde? Wer weiß. Aber daran sieht man das wenn man gutes tut einem gutes wiederfährt. Jeder bekommt seine gerechte Strafe. Die immer alle verdroschen haben wurden später verfolgt. Die jenigen die es nicht taten und sich wiedersetzen gefeiert.

Aber ich verstehe nicht warum die coolste Oma der Welt jetzt alleine sterben musste. Was ist das für ein Ende nur wegen Corona... Was für ein letztes trauriges Kapitel...allein aber in den Gedanken und mit Gebeten bei ihr. Wenn dieser Virus mir schon die Möglichkeit nahm sie noch einmal zu sehen werde ich mit dieser kurzen Geschichte dafür sorgen das sie nie wirlich gehen wird. Denn sie wird immer in meinem Herzen sein und ich bin froh das unsere Stimmen sie durch die Hilfe einer gutherzigen Frau ( Krankenschwester ) noch einmal telefonisch erreichen konnten. Das ich noch einmal sagen konnte das ich sie lieb habe ... Dankeschön

 

*10.04.1929 - 25.11.2020

Ging die liebste Oma einen neuen Weg.

 


Vielen Dank für das durchlesen.
In Liebe Lisa

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.11.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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