Die Zeitfalle
Kapitän Dennis Cage Der Kapitän der Excalibur
Commander Jonny O’Donnell Der Steuermann und erste Offizier
Lieutenant Marc Hopkins Waffenoffizier
Lieutenant Chris Glenn Wissenschaftsoffizier
Lieutenant Andy Rock Zweiter Steuermann
Lieutenant Albert Fraser Technischer Offizier
Fähnrich Thomas Holmes Mechaniker
Fähnrich Nicolas Reilly Arzt
Fähnrich David Newman Labortechniker und Arzthelfer
Fähnrich Jeffrey Campbell Funker
Kapitän Kevin Collins Kapitän eines terranischen Raumschiffs
Kapitän Pavel Zakharov Kapitän eines kolonialen Raumschiffs
Die Excalibur verließ den Hyperraum vierhundert Millionen Kilometer des letzten Planeten indem Zielsystem entfernt. Die Sonne dieses Systems würde innerhalb der nächsten vier Tage zu einer Supernova werden. Auf der Brücke waren Kapitän Dennis Cage und der Wissen-schaftsoffizier Chris Glenn. Die anderen Crewmitglieder hatten vorerst noch Dienstfrei. Kapi-tän Cage stand von seinem Stuhl auf und setzte sich neben Glenn. Dieser machte gerade eine Sensorenanalyse der Sonne.
„Was fehlt noch?“ fragte Cage.
„Gitter Z12 bis Z14. Dann ist die Analyse komplett.“ antwortete Glenn. „Wie lange geht noch unsere Schicht? Lange halt ich das nicht mehr aus.“
„Noch dreißig Minuten. Aber einer muss es tun. Und die Exalibur ist das erste Forschungs-schiff der neuen Ticonderoga-Klasse. Wenn alles glatt läuft, wird sie Exalibur das erste von einer ganzen Flotte sein.“ sagte Kapitän Cage und sah sich die bisher erreichten Daten an.
„Diese Fluktuation in Sektor D2 gefällt mir nicht. Wenn du fertig bist, solltest du noch einmal diese Sektion scannen.“ sagte Cage und ging wieder zurück zu seinem Stuhl. Er aktivierte die Funkanlage. „Hier ist die Exalibur. Ich rufe die Flottenbasis. Wir haben den ersten Scan der Sonne komplett. Erwarten neue Order.“
„Kapitän. Die Analyse ist jetzt vollständig. Beginne mit dem Scan der Sektion D2.“ sagte Glenn und stellte die Sensoren ein. Er runzelte die Stirn. „Sir. Laut diesen Daten gibt es einen enormen Fluss von temporären Partikeln in diesem Sektor. Und sie dehnen sich aus.“ Kapitän Cage sprang aus seinem Stuhl und sah sich die Daten an. „Bring die Exalibur schnell dreihun-dert Millionen Kilometer weiter weg! Sofort!“ befahl Cage und schaltete die Funkanlage an. „Alarmstufe Rot! Alle Mann auf ihre Stationen!“
„Sir. Wir werden angezogen. Ich kann den Kurs nicht ändern!“ meldete Glenn.
„Schalt die Sekundärtriebwerke hinzu. Und leite alle verfügbare Energie auf die Triebwerke!“ befahl Cage. Er deaktivierte alle nicht lebenswichtigen Systeme.
„Es hat keinen Effekt. Wir werden weiter angezogen!“ meldete Glenn. Die restlichen Crew-mitglieder kamen auf die Brücke.
„Es bildet sich ein Zeitwirbel!“ schrie Glenn. Auf dem Hauptschirm bildete sich eine Art Wirbel. Die Excalibur wurde in diesen Wirbeln gezogen. Die Hauptenergie fiel aus. Aber die Notbeleuchtung sprang sofort an. Die Exalibur wurde hin und her geworfen und alle klam-merten sich irgendwo fest.
„Sir! Der Chronometer!“ rief Hopkins, der Waffenoffizier. Cage sah darauf. Der Chronometer lief langsam aber sicher rückwärts. Schließlich stoppte er an demselben Datum wie zuvor. Nur hundertfünfzig Jahre früher. Die Excalibur war hundertfünfzig Jahre in die Vergangen-heit gereist.
Die Excalibur hatte sich im Raum beruhigt. Die Techniker waren mit den Reparaturen be-schäftigt, denn mehrere Energieleitungen waren bei der Zeitreise geborsten. Glenn und O’Donnell, der erste Offizier waren mit den Hauptsystemen beschäftigt, Hopkins versuchte die Waffen kampfbereit zu bekommen. Denn laut der Zeittafel lag die Welt in einem Interpla-netaren Krieg mit einigen Kolonien. Der Krieg würde erst in fünfundsechzig Jahren enden – mit der Zerstörung der inneren Planeten und somit auch der Erde. Der Grund war eine Son-nenbombe der kolonialen Armee.
„Lieutenant Fraser. Wie weit bist du?“ fragte Cage. Fraser kroch aus einem Schacht und legte die Werkzeuge weg. Dann wischte er sich die Hände ab.
„Die Energieleitung da drin ist geborsten und kann nur in einer Werft repariert werden. Also wir haben keinen Hyperantrieb zu Verfügung.“ antwortete Fraser.
„Wie lange?“ fragte Cage. Er setzte sich auf ein Pult.
„Keine Ahnung. Ich habe keine Ahnung wo die nächste Schiffswerft ist. Und erst Recht weis ich nicht ob die Energieleitungen dort kompatibel sind.“ antwortete Fraser. Cage nickte. Fra-ser kniete nieder und entfernte eine Wandtafel an einem Pult. Die Leitungen dahinter waren alle geschmolzen. „Wäre jemand hier unten gewesen, wäre er tot. Die Leitungen sind der Rei-he nach explodiert. Hier hat es wie nach einer Schlacht ausgesehen.“ sagte Fraser. „Sir. Wis-sen wir schon was passiert ist?“
„Noch nicht. Aber begonnen hat alles mit einem Fluss von temporären Partikel.“ antwortete Cage und stand auf. „Melde, wenn alle Reparaturen erledigt sind.“ Fraser nickte und kroch wieder in einen Schacht. Dann ging der Alarm los.
Cage stürmte auf die Brücke und sprang auf seinen Stuhl. Sein erster Offizier konnte gerade noch aufstehen.
„Was ist los?“ fragte Cage. Hopkins stellte ein Bild auf den Hauptschirm. „Dieses Schiff ist gerade in das System eingedrungen. Es ist ein koloniales Schiff.“
„Verdammt. Haben die uns schon entdeckt?“ fragte Cage. Er massierte sein Kinn.
„Vermutlich schon. Wir haben einen extremen Energieausstoß, zumindest für die Verhältnisse dieser Zeit.“ antwortete Glenn.
„Stehen uns Waffen zur Verfügung?“ fragte Cage weiter.
„Noch nicht. Die meisten Systeme sind durch den Energieverlust deaktiviert. Unsere Deflek-toren sind nur zu zehn Prozent verfügbar.“ antwortete Hopkins.
„Optionen?“
„Kapitän. Sie wissen nicht was wir darstellen – ein Zusammenschluss der Kolonien und der Erde. Wir könnten ein Signal von Außerirdischen senden und einen Stimmumwandler benut-zen. Natürlich ist nur eine Audioverbindung möglich, sonst fliegen wir auf.“ sagte O’Donnell.
„Sir. Ein weiteres Schiff ist in das System gekommen. Es ist terranisch.“ meldete Glenn.
„Bereiten wir uns auf eine heftige Diskussion vor. Bereite den Stimmenumwandler vor, Jon-ny. Marc, wir brauchen vielleicht Waffen. Mach alles feuerbereit was du hast.“ befahl Cage.
Das koloniale Schiff hatte einen kleinen Vorsprung gegenüber dem terranischen. Aber da sein Antrieb schwächer war, holte das terranische schnell auf. Schließlich begann das koloniale Schiff auf das terranische zu feuern. Das terranische Schiff erwiderte das Feuer sofort und es begann ein Kopf an Kopfrennen. Dabei gab es einen wilden Feuerwechsel. Beide Schiffe wa-ren schnell ohne Deflektoren und somit verwundbar. Aber keines wollte den tödlichen Schuss auf den Feind abgeben, da man nicht wissen konnte, wie das unbekannte Schiff reagierte. Schließlich versuchten beide Schiffe gleichzeitig Kontakt mit den Unbekannten aufzunehmen.
„Sir. Auf Kanal 1 sind ist das terranische Schiff, das koloniale auf Kanal 2. Welches soll ich durchstellen?“ fragte Fähnrich Jeffrey Campbell.
„Wäre es möglich beide parallel zu empfangen? So hätte keines einen Vor- oder Nachteil.“ überlegte Cage. Er wollte sich nicht den Unmut einer Seite zuziehen.
„Es wäre möglich. Ich stelle durch.“ sagte Campbell und schaltete auf Audioverbindung.
„Hier spricht Kapitän Collins vom terranischen Raumschiff Masters. Wer sind Sie? Was ma-chen Sie in unserem Hoheitsgebiet?“ fragte der terranische Kapitän.
„Hier spricht Kapitän Zakharov vom kolonialen Raumschiff Firestorm. Brauchen Sie Hilfe gegen diese Terraner?“ fragte der Kapitän des kolonialen Schiffs.
„Jetzt bewährt sich dein System, Jonny. Hoffe ich zumindest.“ sagte Cage und nickte Camp-bell zu. Dieser schaltete auf Audioantwort. Cage sagte: „Hier spricht Kapitän G’win vom Raumschiff V’Tors. Sie beanspruchen diesen Raum?“
„Wir schon!“ antwortete der Kapitän der Terraner.
„Wir haben Krieg. Auf welcher Seite steht die V’Tors?“ fragte der Kolonist.
„Wir stehen auf keiner Seite. Wir sind Forscher, keine Krieger. Aber ich glaube Sie brauchen eher Hilfe. Von uns werden sie diese nicht bekommen.“ antwortete Cage. Seine Stimme war ganz verzerrt und hatte keine Erkennung, die einer menschlichen Stimme gleichen würde.
„Dann verlassen Sie sofort diesen Raum!“ befahl der terranische Kapitän und schaltete ab.
„Da jetzt der Feind nicht mehr mithört, kann ich offen sprechen. Wir brauchen jeden Verbün-deten und Sie scheinen über eine starke Energiequelle zu verfügen. Würden Sie uns eventuell ihre technischen Dateien überlassen?“ fragte der andere Kapitän. Das terranische Schiff ent-fernte sich langsam und richtete dann einen Teil der Waffen auf die Excalibur.
„Wir wollen keiner Partei einen Vorteil verschaffen. Ich hoffe Sie verstehen das.“ antwortete Cage. Er sah seinen Wissenschaftsoffizier fragend an. Glenn durchsuchte die Dateien nach hinweisen auf die Excalibur. Campbell stellte die Verbindung auf stumm.
„Hier steht, die Kolonisten haben hier ein Schiff verloren, ebenso die Terraner. Über den Verbleib ist nichts gemeldet, aber drei Jahre später wurden sie als verloren eingestuft. Trüm-mer wurden erst hundertsechs Jahre später gefunden, dreißig Lichtjahre von hier entfernt. Aber in drei Tagen wird es eine Sonneneruption geben, man vermutet die Schiffe wurden durch die Eruption zerstört.“ sagte Glenn.
„Also haben wir ihnen weder technologische noch taktische Dateien überlassen.“ stellte der zweite Steuermann, Andy Rock, fest.
„Stell die Verbindung wieder auf Audio. Wir müssen dafür sorgen, dass die Schiffe sich zer-stören. Chris, schick einen leeren Datenstrom zu beiden Schiffen. Das sollte sie provozieren sich zu zerstören. Albert, bereite den Transporter vor und transferiere dann alle Crewmitglie-der auf das Ladedeck. Marc, wir empfangen unsere Gäste. Noch was, Albert. Lass keine Waf-fen einschleppen, egal welcher Art.“ befahl Cage.
„Sir. Ich muss darauf hinweisen, dass ein Transport jetzt unsere geschwächten Energiesyste-me überlasten könnte. Wir könnten explodieren.“ sagte Fraser.
„Das ist mir wohl bewusst. Warte nicht zu lange.“ befahl Cage.
Auf der Brücke des terranischen Schiffs ging zuerst ein Datenstrom ein. Es richtete sofort alle Waffen wieder auf das koloniale Schiff. Sie sahen die Excalibur jetzt als Verbündete an. Dann empfingen sie aber denselben Datenstrom, der an das andere Schiff gesendet wurde. Beide Kapitäne gaben gleichzeitig dann den Feuerbefehl. Beide Schiffe wurden nur von wenigen Treffern erwischt, aber durch die zerstörten Deflektoren reichte selbst dies aus um beide Schiffe zu sprengen.
Die Crew materialisierte aber nur fünf Sekunden später im Laderaum der Excalibur. Bis auf O’Donnell und Campbell warteten dort alle Crewmitglieder mit gezogenen Waffen.
„Willkommen an Bord, meine Herren. Der Krieg ist für sie alle gelaufen.“ sagte Cage. Hop-kins und der Mechaniker Thomas Holmes durchsuchten noch einmal alle Leute nach Waffen. Dann wurden die beiden Parteien getrennt und ein Kraftfeld zwischen den beiden Parteien errichtet.
Die Crew der Excalibur traf sich im Bereitschaftsraum neben der Brücke. Glenn hatte etwas Erschreckendes entdeckt. Jetzt stand er vor einer Medientafel und spielte die entdeckte Datei ab: „Ich habe diese Datei zufällig bei der Suche nach Hinweisen der temporären Fragmente entdeckt. Sie war mit einem Zeitschloss gesichert, welches sich aber bereits gelöst hat.“
„Dann spiel es endlich ab, Chris. Spann uns nicht auf die Folter!“ sagte Nicolas Reilly, der Arzt der Excalibur.
„Nur kein Stress, okay. Die Datei wurde uns mit den letzten Befehlen vom Hauptquartier ge-sendet. Sie hat das Signal als Träger benutzt und sich wie ein Virus in unserer Datenbank an-gesetzt.“ Glenn aktivierte jetzt den Bildschirm. „Am besten seht ihr selbst.“
Auf dem Bildschirm erschien das Bild es höchsten Mannes der terranischen Fraktion im Hauptquartier. Sein Name war Jack O’Connor. Er lächelte breit. Dann leckte er sich über die Lippen und räusperte sich: „Ihr habt also die Datei gefunden. Ihr fragte euch jetzt sicher, was ihr in dieser Zeit macht. Nun, es ist ganz einfach: Ihr sollt die Geschichte etwas ändern. Un-terstützt die Schiffe der Terraner. Denn die Excalibur ist kein Forschungsschiff, sondern ein reines Kriegsschiff. Zurzeit wird sie angepasst. Kämpft auf Seiten der Terraner und führt sie zum Sieg. Übergebt ihnen alle Daten über Waffen und Antrieb. Wir dürfen nicht mehr im Schatten den Kolonien stehen. Ihr habt aber nur vier Tage Zeit, dann müsst ihr nämlich an den beiliegenden Koordinaten sein. Dann werdet ihr zurücktransferiert. Und solltet ihr den Auf-trag nicht ausführen, wird die Zeit eine Falle für euch. Also enttäuscht uns nicht. Nur wir Ter-raner sollten regieren und werden regieren!“ Dann verblasste das Bild.
„Wir haben keine andere Wahl als dies zu tun. Die Zeit wird uns ansonsten töten.“ beendete Glenn seinen Bericht.
„Wieso wird uns die Zeit töten?“ fragte O’Donnell.
„Ich habe zwei Codes in unseren Systemen entdeckt. Ich kann sie nicht identifizieren, aber sie haben sicher mit dem Zeitexperiment zu tun. Werden wir die Geschichte ändern, wird sich Code A aktivieren und eine Art Schutz um das Schiff legen. Die Zeit wird verrinnen, wir werden aber nicht beeinflusst. Code B tut nichts. Entfernen wir den falschen aus den Syste-men, töten wir uns selber.“ antwortete Glenn.
„Also haben wir keine andere Option als das zu tun, was O’Connor verlangt.“ stellte Fraser fest. Er legte seinen Kopf auf die Tischplatte. „Außer wir zerstören uns selber.“
„Und das werden wir auch tun. Die Zeitfalle, die O’Connor uns gelegt hat, werden wir gegen ihn richten. Wir bringen die kolonialen Truppen zu einem ihrer Stützpunkte und liefern ihnen die terranischen Truppen aus. Wir übergeben ihnen einige Daten, nichts weltbewegendes, aber genug, um den Krieg für sich zu entscheiden. Wer nicht mit mir kommen will, kann auch dort bleiben. Ich fliege die Excalibur dann in die nächste Sonne.“ sagte Cage.
„Aber Sir. Werden die Kolonisten uns dann ziehen lassen? Die Excalibur wäre eine Art Wun-derwaffe für sie. Die werden sie doch nicht einfach aufgeben.“ sagte David Newman, der La-bortechniker und Arzthelfer der Excalibur.
„Das ist ein Problem. Aber wir werden wohl alle Leute in die zwei Transportshuttles zwängen müssen. Wer würde eigentlich nicht mitkommen?“ fragte Cage. Nur Newman und Holmes hoben die Hand. Aber beide hatten es nur zögernd getan.
„Gut. Ihr zwei werdet sie Shuttles fliegen. Wir verlassen den Hyperraum nur lange genug um euch abzusetzen. Ab dann seid ihr auf euch gestellt.“ sagte Cage. „Albert. Lade die entspre-chenden Dateien in den Computer der Shuttles. Ich spreche mit den Gefangenen.“
„Wird gemacht. Was genau soll ich übertragen?“ fragte Fraser.
„Übertreib es einfach nicht. Such dir raus was sie haben und geh dann eine Stufe höher.“ sag-te Cage und verließ den Raum.
„Los! Wir haben viel zu tun!“ befahl O’Donnell noch.
Cage betrat den Laderaum mit gemischten Gefühlen. Er würde in eine Zeitlinie eingreifen, die über die Zukunft aller entscheiden würde. Wenn er nur wüsste was Dennis Cage vor hundert-fünfzig Jahren getan hatte.
Die je drei Männer, die sie geborgen hatten, beschimpften sich lautstark gegenseitig. Aber als Cage sich räusperte, verstummten sie.
„Was soll das? Auf wessen Seite stehen Sie jetzt?“ fragte Kapitän Collins.
„Auf keiner, wie gesagt. Ich werde Ihnen aber jetzt erklären was hier läuft. Was ich sage wird erfunden klingen, ist aber nichts als die Wahrheit.“ sagte Cage.
„Dann beginnen Sie, Kapitän. Aber glauben Sie nicht, dass ich ihnen diese Geschichte abkau-fe!“ sagte Collins. Der andere Kapitän, Zakharov, schüttelte den Kopf. „Ich entschuldige mich für ihn. Aber er ist eben ein Terraner.“ Collins wollte etwas antworten, aber Cage fuhr ihm ins Wort. Er redete einfach und ließ sich durch nichts unterbrechen: „Mein Name ist nicht G’win, und das ist nicht die V’Tors. Diese Namen waren erfunden. Mein Name ist Dennis Cage und ich bin Kapitän der Excalibur. Die Excalibur ist ein Schiff der planetaren Föderation. Sie be-steht aus den Kolonien und den Terraner. Ich komme auf ihrer Zukunft, um genau zu sein gut hundertfünfzig Jahre. Geschickt wurde ich von einem Terraner, der die Geschichte ändern wollte. Wir sollten die Terraner unterstützen und so den Ausgang des Krieges ändern. An-sonsten werden wir sterben. Wir werden aber nicht in die Geschichte eingreifen. Wir werden einen Stützpunkt der Kolonisten anfliegen und zwei meiner Männer werden die Transport-shuttles mit ihnen an Bord zu diesem Stützpunkt fliegen. Ich und der Rest meiner Crew wer-den die Excalibur dann zerstören.“
„Sehr ehrenvoll. Wissen Sie was die Kolonisten mit mir und meinen Männern machen wer-den? Töten werden die uns. Kolonisten machen keine Gefangenen.“ sagte Kapitän Collins spöttisch. Er spuckte auf den Boden und sagte: „Ich spucke auf ihre Geschichte.“
„Ich glaube Ihnen, Sir.“ sagte Zakharov.
„Weil du überleben wirst!“ warf Collins ein.
„Nein. Nicht deswegen. Es erklärt vieles. Und ich könnte es so hinbiegen, dass die drei Män-ner hier nicht ermordet werden. Ich bräuchte nur drei Uniformen der kolonialen Armee. Ließe sich das machen?“ fragte Zakharov. Cage nickte.
„Wie lange wird es dauern?“ fragte Zakharov. „Die Ankunft meine ich.“
„Wir haben einen neuen Hyperantrieb. Sobald er repariert ist, können wir starten. Ihren nächs-ten Stützpunkt würden wir dann in zehn Minuten erreichen.“ sagte Cage nach kurzem Überle-gen.
„So schnell? Ihr Schiff ist sehr gut. Ich würde gerne erleben, wie man solche baut. Aber das wird wohl nicht möglich sein.“ sagte Zakharov verträumt.
Drei Tage später war die Excalibur wieder mehr oder weniger voll einsatzbereit. Cage sprach sich noch mit den beiden Piloten ab, während O’Donnell die Excalibur zu dem Stützpunkt der kolonialen Armee flog.
„Wir dürfen nie auf die Mission geschickt werden. Ich habe hier eine Kopie unseres Log-buchs. Ihr könnt es sicher in der kolonialen Datenbank verstecken. Es sollte aber erst einige Tage vor unserem Start entdeckt werden. Also mit einer Zeitschlossfunktion. Denn wenn wir nicht auf diese Mission geschickt werden, wird das alles hier nicht passieren und wir werden uns in der Zukunft wieder sehen.“ sagte Cage.
„Sir. Wir werden das schon schaffen. Denn ich glaube diesem Zakharov kann man vertrauen. Aber ich will eine Selbstmordpille haben, sollten sie uns foltern um an andere Informationen zu kommen. Du verstehst das, oder?“ fragte Holmes.
„Natürlich. Auch wenn du nichts gesagt hättest, hätte ich darauf bestanden.“ sagte Cage.
„Vielleicht sehen wir uns auch zum letzten Mal hier.“ sagte Newman plötzlich. „Deshalb will ich noch etwas loswerden. Ich bin stolz darauf von dir ausgewählte worden zu sein, auf der Excalibur zu dienen, Dennis. Danke. Es hat mir viel Spaß gemacht und ich würde jederzeit wieder mit euch aufbrechen, wenn es nötig wäre.“
„Ich werde es an die Crew weiterleiten.“ sagte Cage lächelnd. Holmes und Newman bestiegen die Shuttles und warteten. Hopkins und O’Donnell führten dann die Gefangenen herbei und setzten sie getrennt in die Shuttles. Dann hoben die Shuttles ab und flogen aus der Schleuse.
Hinter den Shuttles wendete die Excalibur und verschwand wieder im Hyperraum. Sie hatten direkten Kurs auf die nächste Sonne gesetzt.
Kapitän Cage saß auf der Brücke und überlegte. Alle hatten sich hier versammelt und sahen gespannt auf den Bildschirm. Ihr Ziel war noch ein kleiner Punkt im Zentrum, wurde aber größer.
„Wisst ihr was David gesagt hat, bevor er gegangen ist?“ fragte Cage plötzlich. Niemand antwortete. Cage sagte: „David hat gesagt, dass er jederzeit wieder mit uns auf Reise gehen würde. Es habe ihm Spaß gemacht. …“
Die Sonne wurde immer größer. Hopkins senkte die Schilde und schließlich verglühte die Excalibur in dieser Sonne.
150 Jahre später im Hauptquartier der Flotte:
O’Connor saß in seinem Büro und programmierte eine Botschaft für die Excalibur. Mit den nächsten Befehlen würde sie sich in die Systeme der Excalibur schleichen. Die Zeitfalle war gestellt. Er lächelte und sah sich die Excalibur vor seinem Büro an. „Diese Unwissenden.“ murmelte er. Dann lachte er laut auf. Die Nachricht war fertig.
Plötzlich öffnete sich die Tür zu seinem Büro und Kapitän Cage trat ein. Ihm folgten zwei seiner Crewmitglieder. Es waren Hopkins und O’Donnell, fähige Männer in seinen Augen. Aber leider keine Parteimitglieder, also durften sie nicht eingeweiht werden.
„Ah, Dennis. Was führt dich zu mir?“ fragte er. Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen.
„Das!“ sagte Cage drohend und schmiss ein Pad auf das Pult. O’Connor sah es an und erstarr-te. Es war seine Botschaft. Wort für Wort. Woher hatte er das?
„Na. Überrascht?“ fragte Cage hämisch.
„Ich weiß nicht was das soll.“ antwortete O’Connor ruhig. Aber in seinem Kopf arbeitete das System. Es suchte nach Ausreden und Alternativen. Aber dann drehte Cage den Bildschirm seines Computers. Die Botschaft war noch auf dem Bildschirm. Cage wurde vor Wut rot im Gesicht. „Es ist wahr. Jonny! Ruf den Sicherheitsdienst!“
Als Cage und seine Männer einige Minuten später das Büro verließen, war O’Connor bereits abgeführt worden. Vor der Tür stand ein uralter Mann. Mit einer Pipsstimme fragt er: „Habt ihr ihn also überführt?“ Cage nickte. „Woher weißt du das, alter Mann? Wie heißt du?“
„Mein Name ist Zakharov, Kapitän in Ruhestand Pavel Zakharov. Darf ich das Schiff besich-tigen? Mich fasziniert diese neue Bauart.“ sagte der alte Mann.
„Da spricht nichts dagegen. Folgen Sie mir, Kapitän. Wissen Sie. Ich würde mit ihnen gerne über ihre Zeit sprechen. Denn damals war die Raumfahrt noch ein Abenteuer. …“ sagte Cage. Zakharov lächelte. Er verdankte diesem Mann sein Leben und konnte sich nicht bedanken. Dieser Mann hatte ja noch nichts getan. Und würde nichts tun.
Vielleicht war gerade diese Änderung der Änderung der Zeit der Schlüssel für ein Paradoxon. Aber die Zeit schwieg.
Vorheriger TitelNächster TitelAuf die Idee der Zeitfalle kam ich über eine Star Trek Roman mit demselben Titel. Vielleicht scheinen einiger Dinge mit Star Trek übereinzustimmen, aber das war keine Absicht.Nicolai Rosemann, Anmerkung zur Geschichte
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Nicolai Rosemann).
Der Beitrag wurde von Nicolai Rosemann auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.09.2003.
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