Das Klangmetall im Glockenstuhl schlägt frostig
zur siebten Abendstunde. Die Lichter in den kleinen
Läden sind bereits erloschen und die nur noch wenigen
Passanten werden vom eisigen Wind an ihren hoch-
geschlagenen Krägen gestreichelt. Die Straßen und
Gassen sind verschneit und die Schornsteine qualmen
einsam auf den weißen Dächern. Es flöckelt leise und den
Brunnen auf dem Marktplatz zieren gewaltige Eiszapfen.
Der riesige Weihnachtsbaum daneben erstrahlt in hellem
Lichterglanz. Auch die Fenster der Häuser sind bunt
beleuchtet. Irgendwo vernimmt meine Nase den Geruch
von Glühwein und Lebkuchen.
Der alte Gröschl hat wie jedes Jahr seinen alten
Weihnachtsengel ins Fenster gestellt. Allerdings
erinnert dieser rustikale Himmelsbote inzwischen
mehr an ein vergilbtes Flederhuhn. Das nach wie
vor unbemannte Fräulein Heppner fegt mit einem
Straßenbesen den Schnee von den Stufen am
Eingang ihres Hauses. Alles ist recht beschaulich,
jedoch nimmt mir an einer Biegung eine verschneite
Eisfläche den Fuß und ich sitze plötzlich auf dem
Gesäß. Aua. Arsch aus Bodenhaltung.
Jetzt will ich nur noch nach Hause.
Der Heimweg führt mich über die kleine Brücke,
unter der sich der kleine zugefrorene Bach befindet.
Der Hintern schmerzt und von einem Baum weht
plötzlich eine recht große Schneemenge auf meinen
Kopf. Ich träume davon, mir bald in gemütlichem
Kerzenlicht einen heißen Holzfällerpunsch zubereiten
zu können. Als ich die Tür meines Hauses aufschließe,
schlägt mir eine wohlige Wärme entgegen, die jedoch
von einer zärtlichen Umarmung noch übertroffen wird.
Jetzt wird mir klar, dass jeder Tag im Jahr Advent sein
kann, auch wenn dies manchmal mit blauen Flecken
am Po verbunden ist.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.12.2020.
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