Manuela Koppin

Das Leben geht weiter...

So wie alles begann.....




Wenn mir jemand gesagt hätte,
dass ich dich treffe,
hätte ich das vielleicht geglaubt.

Und wenn mir jemand gesagt hätte,
dass ich mit dir ein tolles Wochenende verbringe,
hätte ich das vielleicht auch geglaubt.

Und wenn mir jemand gesagt hätte,
dass ich an diese Zeit noch lange zurückdenken werde,
dann hätte ich wahrscheinlich auch das geglaubt.

Aber wenn mir jemand gesagt hätte,
dass ich an diesem Wochenende
den Mann meiner Träume kennen lerne,
einen Mann der mir Flugzeuge in den Bauch zaubert
und der mir das Gefühl des Zuhauseseins gibt,
dann hätte ich das niemals geglaubt!


Kapitel 1


Heute Morgen bin ich wieder aufgewacht und war wie meistens mit dem Leben unzufrieden. Ich hab meine Tochter aufgeweckt und sie für die Schule fertig gemacht. Nach dem Frühstück brachte ich sie in zum Bus und anschließend bin ich noch bei meiner Mutter vorbei gefahren um eine Tasse Kaffee mit Ihr zu trinken.

„Weißt du nun endlich was du machen wirst?“ „Nein, der Arbeitsmarkt ist nicht auf Familien ausgerichtet und wie üblich bringen auch meine Bewerbungen nichts. Immer wenn sie lesen das ich Mutter bin ist die Absage schon vorprogrammiert.“ Und wie geht es dir mit Fernando?“ „Ich weiß nicht, seine Eifersucht macht mich fertig. Ich liebe ihn sehr, aber das durchzustehen ist sehr schwer für mich.“...

In dieser Nacht hab ich wieder geweint, und Nina ist auch wieder aufgewacht und hat mich in ihre kleinen Arme genommen: „Mama, wein doch nicht schon wieder, ich bin doch bei dir und hab dich ganz toll lieb!“ Es ist schlimm, immer öfter erwische ich mich dabei, dass ich so vieles gerne machen möchte, aber nicht kann. Oder ist es etwa nur eine Ausrede um mich selbst zu bemitleiden?

Nach dem Gespräch mit meiner Mutter hatte ich das Gefühl mein ganzes Leben ändern zu wollen. Ich habe Telefonate geführt und mich über alle möglichen Berufsgruppen der Computerbranche informiert. Also hat sich in meinem Tagesablauf sehr viel geändert. Morgens war das Aufstehen nicht mehr so schwer und innerhalb kürzester Zeit habe ich eine Zukunft gefunden. Der Glaube versetzt Berge, nach diesem Motto habe ich gelebt. Nach einem halben Jahr hab ich es geschafft. Mir wird eine Umschulung zum Softwareentwickler bezahlt.

„Ich freu mich ja so, Mama!“ „Ja, das ist wirklich gut. Endlich hast du etwas gefunden, das dir anscheinend auch Spaß machen wird.“ „Was sagt Fernando dazu?“ „Er meint es würde ihm gefallen, und vielleicht ist es auch gut so, wenn sich dadurch meine tägliche Laune bessert.“ „Und seine Eifersucht? Hast du ihn darauf angesprochen?“ „Ja,... ich glaube nicht, dass das gut geht“ „Warum? Was sagt er denn?“ „Nein, es ist nur so ein Gefühl... ich weiß ja auch nicht...“

In den folgenden Monaten hab ich einen Vorbereitungslehrgang besucht. Und mich mit dem Computer vertraut gemacht. Eigentlich sollte das 6 Monate dauern aber ich bin sehr gelehrig und hab das in 2 Monaten geschafft. Da ich zuvor noch nie mit einem Computer gearbeitet oder geschweige denn im Internet gesurft habe, hab ich das in diesen Monaten ausgenutzt.

Ich will ja auch immer alles wissen und muss auch immer alles ausprobieren. Freunde, die ich in diesem Institut gefunden habe, erzählten mir von diversen Chat- Foren und welchen Spaß das auch machen kann. Kurz um ich hab es ausprobiert. Da und dort und überall....

Einer dieser Chat- Foren hat es mir besonders angetan. Ich konnte zuerst nachschauen wer das eigentlich ist, der da mit mir schreibt. Immer war es nicht sehr aufschlussreich, aber man konnte die Teilnehmer auch auf die Ignorierliste setzen. Jedoch war es so, dass ich gar nie dazugekommen bin, mir jemanden zum Ansprechen auszusuchen, weil die Leute mir schon von selber geschrieben haben und ich musste nur noch antworten.

Auf diesen blöden Wecker ist wohl auch immer verlass..., murmelte ich so vor mir hin, stand auf und ging ins Bad. Danach machte ich mir Kaffee und bereitete die Unterlagen für den heutigen Tag vor. Sobald ich meine erste Tasse Kaffe ausgetrunken hatte, läutete es an der Tür meiner kleinen Wohnung , die ich für diese Zeit in Anspruch genommen hatte.

Sie gefiel mir ganz gut. Ich hatte ein Schlafzimmer mit einem schönen Doppelbett, sodass ich mich gut ausbreiten konnte, ein schönes Badezimmer, das nicht zu klein war und eine tolle Wohnküche in der 2 Fauteuils standen mit einem Couchtisch und noch eine Essecke. Zwischen Küche und Wohnmöbel war ein offenes Regal, das als Raumteiler diente. Den Radio mit Cd- Player hab ich mir von zu Hause mitgenommen, damit es nicht so ruhig war und so lies es sich wirklich gut wohnen.

...“ Guten Morgen, Robert! Komm doch rein, der Kaffee ist schon fertig.“ “Auch einen schönen Guten Morgen! Hast du gestern noch etwas gezeichnet?“ “ja, das Bild steht dort drüben im Regal.“ „Wow, das ist aber wirklich toll geworden! Machst du auch für mich irgendwann mal eines?“ „ Klar, aber erst wenn ich mehr Zeit habe.“ „Schiebe es nicht zu lange hinaus. Du solltest wirklich was machen, mit deinem Talent.“ „Ich werde daran denken...“

Ich suchte meine Sachen zusammen und wir machten und dann gleich auf den Weg. Wir gingen seit der ersten Woche immer gemeinsam zur Schule rüber, die ja nur ein paar Meter von meiner Wohnung entfernt war. Wir haben uns auch gleich von Anfang an sehr gut verstanden. Das lag wohl daran, dass wir den gleichen Humor besaßen. Er war ein paar Jahre jünger als ich, groß, schlank, hatte mittelblonde Haare und bestechend schöne Augen.

Im Gebäude waren wir bereits als “Das geniale Team“ bekannt und irgendwann hat sogar jemand behauptet er währe mein Schatten. In etwa mit den folgenden Worten: “Ja, guten Morgen Marie, wo ist denn dein Schatten heute?“ Diese Szene ereignete sich an einem Tag, als Robert etwas zu erledigen hatte und ausnahmsweise Morgens nicht mit mir erschien, aber es stimmte mich fröhlich.

An diesem Nachmittag waren wir wieder gemeinsam im Computerraum, und somit wussten schon alle Bescheid, dass Heute aus “Lernen“ nicht mehr wird. Als erstes holten wir uns einen Becher Kaffee und dann sind wir gleich in den Chat eingestiegen, um ein paar Leute zu ärgern. Er hat sich als Frau ausgegeben und ich als Mann.

Die Mitschüler aus unserer Gruppe waren unsere Opfer! Ich muss aber auch sagen, dass wir die Hemmschwelle nicht überschritten haben, aber Spaß hat es auf jeden Fall gemacht. Zur gleichen Zeit konnte ich meine Neugierde nicht im Zaum halten, und bin natürlich wieder in meinen Lieblingschat eingestiegen.

Flirten wurde eine Leidenschaft von mir, seit die Beziehungsprobleme bei uns angefangen haben. Wahrscheinlich, war es eine Art zu zeigen, dass man unzufrieden ist, oder auch etwas anderes. Ich weiß es einfach nicht. Viele konnte ich von Anfang an nicht leiden, weil die nur Cybersex oder sonstiges perverses Zeug im Sinn hatten. Da bin ich nicht der Typ dafür, also landeten diese perversen Menschen auf meiner Ignorierliste.

Aber einer war so,... hmmm, wie soll ich das erklären? Er war so anders, als alle anderen. Nett und trotzdem nicht schmalzig. Witzig und irgendwie in sich selbst verliebt. Aber von der Art und Weise, wie er zu schreiben vermochte, war ich besessen. Ein richtiger Gentleman. Und nie um einen Spruch verlegen.

Anfangs war nicht viel Wahrheit in unserer Konversation, und manchmal trafen wir uns öfter im Chat und manchmal wieder Tage lang nicht. Es stellte sich heraus, dass er ein UNO- Offizier war und auf Zypern stationiert ist. Wobei ich diese Aussagen aber sehr bezweifelte.

Bis zu dem Tag an dem er mich einlud nach Zypern zu kommen um ein paar Tage Urlaub zu machen mit meiner Tochter. Ich war fasziniert von der Idee endlich mal weg zu kommen und bis die Ausbildung richtig anfing, war noch genug Zeit.

Mit Fernando funktionierte sowieso nichts mehr. Wir stritten uns regelmäßig an den Wochenende, an denen wir uns sahen. Er war im Ausland beschäftigt und kam nur jedes zweite bis dritte Wochenende nach Hause. Ich hab mir fest vorgenommen, dieses Angebot anzunehmen.

Aber dann hatte ich auch wieder Zweifel. Wenn das nun doch nicht stimmte, was mir der Offizier erzählt hatte? Und was, wenn er nur ein Sexattentäter ist? Oder einer der,... oh mein Gott, ich wagte nicht daran zu denken was es wirklich alles gibt und was auch schon alles vorgekommen ist.

Aber andererseits war er so lieb im Chat und hatte mir auch schon Fotos geschickt, von ihm, seinem Hund und seinem Haus. Aber ich hab den Gedanken wegzufliegen wieder verworfen, weil ich einfach nicht daran glauben konnte, dass mir ein Märchenprinz über den Weg laufen kann. Nein, so viel Glück hatte ich noch nie und außerdem sind das alles nur Kleinmädchenträume!

“Wann kommst du nun endlich zu mir nach Zypern?“ “Das weis ich noch nicht. Ich habe dieses Jahr nicht mehr viel Zeit übrig und bald fahre ich nach Sardinien.“ “Das ist aber schade. Wir haben hier so herrliches Wetter, das Wasser ist eine schöne Erfrischung und das Essen ist besser als sonst wo in der Welt“ “Das hört sich ja alles gut an, aber geplant ist geplant und wird nicht mehr über den Haufen geschmissen. Auf Sardinien ist es auch schön warm und das Meer ist super schön. Also denke ich auch, dass das Essen nicht schlechter ist als auf Zypern.“ “Naja, wie du meinst, aber du versäumst etwas, wenn du jetzt nicht kommst.“...

Fernando muss wohl auch gemerkt haben, dass ich die ewige Streiterei satt habe und hat mir ein tolles Urlaubsangebot gemacht. Wir fahren nach Sardinien. Es würde mir sicher gefallen. Und weil auch meine Tochter und er sich gut verstanden und ich dann noch irgendwie unsere Beziehung retten wollte, habe ich zugesagt und mich von nun an nur noch sehr selten bei meinem UNO- Offizier gemeldet.

Ich versuchte, eine heile Familie zu spielen und das was mir gegeben ist zu genießen und damit zufrieden zu sein. Meine Tochter blieb bei meiner Mutter und ich habe die Koffer für den Sardinien- Trip gepackt. Tags über hat das Leben an Fernandos Seite wieder richtig Spaß gemacht.

Wir haben uns sehr gut verstanden, nur wenn es Abend wurde, waren meine Gedanken nicht bei ihm. Ich träumte von Zypern und von einem Märchenprinzen an meiner Seite. Wachte Nachts auf und habe gehofft, dass ich nicht im Schlaf geredet habe. Rauchte eine Zigarette und versuchte wieder einzuschlafen. Aber nicht im Bett. Ich konnte mich wegen meinem schlechten Gewissen nicht mehr an seine Seite legen.

Ich fühlte mich schrecklich und begann mich zu fragen, was er mir nicht geben kann, was ich von einem anderen so sehr erträume? Ich wollte immer ein normales geordnetes Leben, in dem Mann und Frau sich respektieren und sich gegenseitig unterstützen, und hab es bis heute nicht geschafft den richtigen Partner zu finden.

Nach der Trennung von meinem Mann, der auch der Vater meiner Tochter ist, war ich richtig froh, einen so sensiblen Menschen wie Fernando gefunden zu haben. Er hat mich in den schwersten Zeiten unterstützt und mich immer gut behandelt. Alle meine Ideen hat er mit mir besprochen und mir geholfen wieder einen Weg zu finden. Er hat mich auf Händen getragen und tut es auch jetzt noch.

Was um Himmelswillen fehlt mir denn an seiner Seite? Einen besseren Ersatzvater für meine Tochter kann ich mir ja gar nicht wünschen und mir gegenüber war ein Mann noch nie so verständnisvoll wie er. Die Gedanken spinnen ihr Netz und irgendwann schlafe ich dann auch ein, auf meiner Couch. Aber mit einem schrecklichen Gefühl.

Wenn ich morgens wieder aufwache sage ich zu mir: Wie auch immer, Es gibt keine Beziehung in der alles passt und alles auf der Welt kann man nicht haben. Ich sollte nur lernen zufriedener zu werden. Dann geht alles gut.

“Wir machen heute eine Grillparty am See.“ sagte Robert zu mir. “Hast du Lust mit mir einkaufen zu gehen?“ “Ja, klar. Das wird bestimmt toll. Hat jemand Geburtstag?“ “Nein, wir wollen noch einmal mit dir zusammen etwas unternehmen, da du ja bald weg gehst.“ “Was?... Für mich? Eine Party? Wow, das haut mich um“, und ich lächelte dabei.

Wir besorgten alles was wir zum Grillen brauchten und haben die Sachen gleich zum See gebracht. Vom Radio angefangen bis zu Getränke, Teller, Besteck und Servietten. Wir haben an alles gedacht, da es eine besonders schöner Nachmittag werden sollte. Als erstes nach der Arbeit sprangen wir gleich in das kühle Nass und es war herrlich. Nach der Reihe kamen auch die anderen Gäste und es herrschte absolute Party- Stimmung.

Da meine Tochter auf Urlaub bei ihrer Tante war und auch Fernando erst am Samstag Abend nach Hause kommen sollte, habe ich beschlossen diesen Freitag einfach noch hier zu verbringen und morgen Vormittag, werde ich die Wohnung räumen. Das erste Fleisch wurde nun auf den Griller gelegt und ich hatte schon richtig Appetit, als mein Telefon klingelte.

“Ciao, sono io! Wo bist du?“ “Ciao, Fernando. Ich bin noch hier und gerade mit Freunden am Grillen, ich werde erst morgen nach Hause fahren“ “Achso, grillen, hmmm“ “Wieso fragst du?“ “Ich bin schon ganz in der Nähe und wollte dich überraschen und abholen, damit wir zusammen nach Hause fahren können...“

Zum Essen kam ich nicht mehr, da mir sofort der Appetit verging. Das kann doch gar nicht sein. Wann immer ich mich auf etwas freue, dann kommt irgendwas dazwischen und verdirbt mir alles. Oh, Mann, ich war so wütend. Ich fuhr mit nach Hause und den ganzen Weg dorthin hatten wir schon wieder Streit. und ich war schon wieder so unglücklich wie ich es in letzter Zeit sehr oft war.

Am nächsten Tag wollte Fernando noch das Auto waschen und innen reinigen und auch alle Kontrollen machen, damit wir am Sonntag Problemlos fahren konnten. In der Zwischenzeit packte ich unsere Koffer. Wir fahren zuerst nach Mailand, bleiben dort ein paar Tage und von dort geht es dann weiter nach Genova, wo uns die Fähre mit nach Sardinien nehmen sollte. Total Gedankenversunken packe ich alles ein, aber das läuten des Telefons riss mich aus meiner Trance. Ein gelangweiltes und verträumtes “Hallo?“, hab ich von mir gegeben.

“Hi, ich bin´s Robert!“ “Hi“ “Hast du ein bisschen Zeit?“ “Alle Zeit der Welt, wieso?“ “Naja, ich rufe nur an, weil ich dir noch einen schönen Urlaub wünschen wollte und dann sollte ich dir noch ganz liebe Grüße von Britta bestellen,.. und es fanden alle so schade, dass dein letzter Tag bei uns so eine Flaute war... “Hör zu Robert, was sollte ich denn machen? Nachdem er gesehen hat, dass da auch Männer in der Runde waren, wollte er nicht mehr bleiben. Er dachte ich hätte mit jedem schon etwas gehabt und wollte sich das nicht antun.“ “Ich weis, aber trotz allem wünschen wir dir noch einen schönen Urlaub und wenn es dir zuviel wird, dann zeichne etwas. Das soll angeblich ablenken.“ “Ich hab Angst vor diesem Urlaub,...“ und wie so oft schon habe ich ihm wieder mein Leid geklagt und danach machte ich unser Gepäck fertig.

Am Sonntag fuhren wir dann los. Insgesamt, mit den kleinen Pausen die wir einlegten, waren wir über 10 Stunden unterwegs und dann war auch das Haus noch dazu so extrem aufgeheizt von der Sonne, dass man nicht sicher sein konnte, nicht in einer Sauna zu sein. Ich versuchte mich zu beruhigen und nahmen eine kühle Dusche und legte mich auch gleich ins Bett.

Am nächsten Morgen hatte Fernando schon den Terminplan, für den Urlaub, zum Frühstück fertig gemacht und wir haben noch dies und jenes erledigt. Einmal waren wir mit seinem Bruder aus und einmal bei seinem Vater. Da seine Eltern getrennt leben sind wir dann auch einmal bei seiner Mutter zum Essen gewesen.

Als unsere Reise begann, holte uns seine Mutter ab und brachte uns zum Bahnhof. Der Trip startete schon hier. Wir fuhren mit der Bahn von Mailand nach Genova. Dort mussten wir dann etwa 40 Minuten zu Fuß zum Hafen gehen. Die Rucksäcke waren vollgepackt und sehr schwer.

Am Hafen angekommen mussten wir dann relativ bald auf das Schiff. Auf der Suche nach unseren reservierten Plätzen, stellten wir fest, dass diese sich in 2 verschiedenen Räumen befanden. Worauf wir unsere Schlafsäcke auf das oberste Deck des Schiffes brachten und uns dort für die Nacht einrichteten.


Wir haben unter freiem Sternenhimmel geschlafen, was mir auch viel lieber war, als in der Kabine. Es war sehr schön. Langsam zogen oben die Sterne vorbei und neben uns die Inseln. In meinen Schlafsack eingewickelt lag ich da und schaute in den Himmel, dabei fragte ich mich wann ich mich wohl zum letzten Mal so frei gefühlt habe.

Die Nacht verging schnell und der Morgen brach herein. Wir hatten keine Dusche zur Verfügung also machte ich mich auf der Toilette so frisch, wie es eben möglich war. Als ich fertig war habe ich Fernando überredet, mit mir einen Kaffee trinken zu gehen.

Den restlichen Tag verbrachten wir mit Kartenspielen und Sonnen. Keiner von uns beiden hat ein Wort über unsere Probleme verloren. wir wussten beide, dass dieser Urlaub dann wohl im Eimer gewesen währe. Manchmal habe ich an der Reling gestanden und mich gefragt, in welche Richtung wohl Zypern liegt und was mein Offizier jetzt wohl macht.

Das Schiff hatte Verspätung als es in Cagliari anlegte. Vom Hafen mussten wir wieder sehr weit gehen um zum nächsten Bahnhof zu kommen. Der Zug sollte uns zu einem kleineren Hafen auf der anderen Seite der Insel bringen, von wo aus die Schiffe nach San Antioco fuhren. Das ist eine kleine Insel neben Sardinien. Der Zug fuhr aber nicht ganz so weit also mussten wir uns dann noch einen Bus suchen. Zum Essen und Trinken hatten wir so gut wie keine Zeit, zwischen den Wechsel von Bahn und Bus.

Ich war ausgetrocknet und hungrig. Die Füße schmerzten und ich wollte nicht mehr weiter, bevor wir nicht irgendwo einkehrten um uns zu Stärken. Trotz allem bestand Fernando darauf, dass wir den nächsten Bus nehmen und dann am Hafen irgendwo einkehren.

Der Bus war mir nicht geheuer, es hatte den Anschein als ob er jeden Moment in alle Einzelteile zerfallen würde. Auf dem einzigen Hügel, den wir hochfahren mussten, war es dann auch so weit. Ein paar Meter vor der Kuppe starb der Motor ab und wir saßen fest. In meinen Gedanken malte ich mir schon aus, wie wir wieder zu Fuß den Rest des Weges hinter uns bringen werden. Der Busfahrer versuchte das Gefährt zu reparieren und siehe da, nach einiger Zeit hat er das auch geschafft, und setzte den Weg fort. Als wir dort dann endlich angekommen waren, stand auch schon die letzte Fähre für diesen Abend bereit und wir mussten darauf. Weil auf der Insel die Leute vom Kamp warteten um uns abzuholen.

Die Fähre brauchte nicht lange, nur 45 Minuten. Inzwischen versuchte Fernando die Leute vom Kamp zu erreichen, aber er bekam niemanden an das Telefon. Als wir dort angekommen waren setzte ich mich in das erste Lokal das ich fand und bestellte mir ein Bier und eine Pizza. Dann setzte auch Fernando sich zu mir. Sein Telefon läutete und wir haben uns einen Treffpunkt ausgemacht. Nach dem Essen wanderten wir wieder los. Am Treffpunkt angekommen, warteten wir und sahen uns auch ein wenig in der Umgebung um.

Die Zeit verging und niemand war zu sehen. Bis wir dann einen Anruf bekamen. Der Fahrer des Autos hatte eine Panne und könne uns heute nicht mehr abholen. Wir sollen uns morgen an der gleichen Stelle treffen. Ich war echt genervt. Jetzt konnten wir uns schon seit 2 Tagen nicht mehr duschen und jetzt auch das noch.

“Wo schlafen wir heute, Fernando?“ “Wir werden die Schlafsäcke auspacken und uns an den Strand legen“ “Nein, das ist nicht dein Ernst!“ “Doch, es ist doch schön warm“ “Wieso schlafen wir nicht in einem Hotel, das währ doch viel besser“ “Das kostet zu viel, ich habe nicht so viel Geld mitgenommen“

Ich habe die Diskussion aufgegeben und einen geeigneten Platz für den Schlafsack gesucht. Diese Nacht war schrecklich. Es war schon sehr dunkel und wir konnten die Umgebung um uns herum nicht sehen. Am Strand war sehr viel angeschwemmtes trockenes Seegras und wir mussten uns erst mal einen sandigen Platz suchen. Danach breiteten wir die Schlafsäcke aus und versuchten zu schlafen. Ich hatte Angst vor dem Einschlafen, da ich zuvor schon alle Möglichen Insekten und andere Tiere herumfliegen und schleichen sah. Und auch diese Nacht verging recht schnell. Am nächsten Morgen wurden wir abgeholt und sind endlich im Kamp angekommen, Von da an hob sich meine Laune wieder...

Der Urlaub auf Sardinien war wunderschön, ich hatte Zeit um über mich nachzudenken und mitten in der Natur zu sein. Es war ein Kamp das von einer Naturschutzorganisation veranstaltet wurde und unsere Aufgabe war es die Eleonorenfalken zu zählen und zu beobachten, damit man einen Vogelbestand vorweisen kann, da diese Vögel auf unserer Welt schon lange vom Aussterben bedroht sind.

Das Essen im Kamp hat mir nicht immer geschmeckt und es gab auch nur Mineralwasser zu trinken. Es war total anders als wir es uns vorgestellt hatten und Fernando war stinkig auf die Organisation und auf jeden männlichen Menschen im Kamp. Es störte ihn, dass sie mit mir redeten oder mir hinterher schauten, oder mir auch nur etwas zeigten, das ich noch nicht kannte.

Aber davon wollte ich mich nicht beirren lassen. Ich habe versucht zu mir selbst zu finden und über Dinge die mir nicht gefallen einfach hinwegzuschauen. Ich habe versucht für die Liebe die mir dieser Mann gibt dankbar zu sein und irgendwie funktionierte das auch eine gewisse Zeit lang.

Ich konnte jede Minute die ich allein war genießen und neue Kraft tanken für die Zeit wo wir unter Leuten waren. Wir haben auch wieder miteinander geschlafen und ich konnte es als schön empfinden. Mein Kopf hat alles aufgenommen was ich ihm befahl. Ich hatte ein richtig gutes Gefühl und war mit mir und der Umwelt völlig zufrieden. Wir kamen wieder nach Hause und holten Nina bei meiner Mutter ab, haben viel erzählt und den Abend genossen.

Das Meer auf Sardinien ist wunderschön. Es ist sauber und auf San Antioco gab es auch keinen Massentourismus, den ich überhaupt nicht abkann. Es wahr ruhig und heiß. Abends setzte ich mich oft an den Strand und hab nur ich die Sterne geschaut und mich gefragt wie mein Leben wohl weitergehen wird. Es ist doch wirklich verrückt, auf den Traumprinzen zu warten. Es gibt ihn nicht, Punkt und aus. In meiner Fantasie hab ich mir vorgestellt wie wir zusammen leben könnten und wie schön es sein könnte.

Ich malte mir eine schöne harmonische Zukunft aus und wollte daran glauben. Ein Haus mitten im grünen, mit vielen Blumen und einer großen Spielwiese. Vielleicht auch genug Platz das wir später auch ein Pony für Nina halten könnten. Viel Wald muss in der Umgebung sein, damit wir alle Drei zusammen zum Pilze sammeln gehen können und nebenbei unser ornithologisches Wissen aufbessern können.

Im Winter muss ein großes Vogelhäuschen im Garten stehen und im Sommer währe ein kleiner Swimmingpool fein. Ein Haus in dem ich meinen Büroraum habe und auch einen Hobbyraum. Wir haben ja in der Vergangenheit so viele ornithologische Utensilien gesammelt die wir in Bilderrahmen und Gefäßen unterbringen wollten. Auch ein Landkarte sollte in diesem Raum platz haben auf der wir unsere Urlaubsziele kennzeichnen und wo wir das Vorkommen der Vögel markieren...

So viele Träume,... und ich habe wieder Vertrauen in unser gemeinsames Leben. Wir haben auch darüber gesprochen und fingen an uns Häuser, die zu verkaufen waren, anzuscheuen. Eines war dabei, es war günstig und in genau dieser Lage von der wir geträumt hatten. Die Verhandlungen mit dem Markler haben begonnen.

Kapitel 2


„Schau Mama, da ist ein Fischreiher!“, rief meine Tochter begeistert, als wir an den Teichen vorbeifuhren, an denen die Strasse zu meiner Mutter vorbei führte. „ Ja, mein Schatz! Schau mal, da sind noch zwei auf der anderen Seite des Ufers!“. „ Und da! Was ist das denn für eine komische Ente?“, „Das weiß ich leider nicht mein Schatz.“ Und wir fuhren weiter....

„ Na? Wie kommst du voran?“ „Es fällt mir leicht, den Inhalt der Ausbildung zu bewältigen. Es macht mir auch viel Spaß!“... „Fernando hat ein Päckchen für Nina geschickt.“ „ Ja? Das finde ich aber echt lieb von ihm, hat er auch etwas dazu geschrieben?“ „ Ja aber nur ganz kurz. Nina hat das Päcken geöffnet und sich die kleine Karte, die dabei war, nur ganz kurz angeschaut.“ „Wie lange seid ihr nun schon getrennt?“ „Ach, ich weiß nicht, Mama. Ist das denn wichtig?“ „Nein.“ „Er fehlt mir, nachts wache ich auf, weil er nicht neben mir liegt und ich frage mich, was er jetzt wohl macht. Ich weiß nicht ob es richtig war oder falsch.“

Es sind in der Zwischenzeit einige Monate vergangen seit unserer Trennung. Es war für uns beide sehr schwer. Seine Liebe zu mir, machte ihn verrückt und mich machte seine Eifersucht krank. Es war zum scheitern verurteilt. Abende lang sind wir am Küchentisch gesessen und haben geredet und geweint. Die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit, brach uns beiden das Herz. Wir versöhnten uns und gingen ins Bett und am nächsten Tag war es wieder das gleiche leidige Spiel angesagt.

Ich arbeitete gerade aushilfsweise in einem Pup, weil ich Abstand suchte und mich ablenken wollte. Tags über war ich mit der Ausbildung beschäftigt und Nachts ging ich zur Arbeit um nicht über meine Probleme nachdenken zu müssen. Das war die letzte Flucht. Ich ging abends nicht nach Hause und Morgens gleich in das Ausbildungsinstitut. Am Nachmittag hab ich mich mit meiner Tochter beschäftigt und Abends ging es dann wieder ab zur Arbeit. Wenn ich nach Hause kam, dann hat er mir etwas leckeres gekocht und anschließend haben wir wieder geweint. Kein Zweifel, wir Lieben uns, und trotzdem trennten sich unsere Wege.

Unsere Trennung war besonders schwer, weil er nicht loslassen wollte und ich auch nicht. Mein Kopf sagte mir aber, dass es immer so weiter gehen wird. Mein Gefühl sagte mir, dass Liebe allein nicht genug ist, um ein gemeinsames Leben aufzubauen. Kurz vor Weihnachten kam dann der erste große Knall. Ich konnte nicht mehr, und fühlte mich aber so schuldig. Wenn er in meine Augen sah, dann fing ich an zu heulen wie ein Kind. Dann fragte er mich wieder, warum ich unbedingt die Trennung will, wenn ich es nicht einmal schaffe, nicht zu weinen. Er sieht doch wie es mich schmerzt.

Ja, so war es auch, die Schmerzen waren kaum zu ertragen. Ich war in einem tiefen schwarzen Loch gefangen. Hin und her gerissen von Gefühlen und logischem Denken. Er ist nach scheinbar endlosen Diskussionen, nach Mailand zurück gefahren. Wir hatten uns darauf geeinigt, uns einfach nur eine Zeit lang nicht zu sehen. Aber er rief mich täglich an, um irgendetwas zu fragen.

Mit der Arbeit am Abend habe ich aufgehört, und konzentrierte mich nun voll auf die Ausbildung. Bei der Projektarbeit machte ich große Fortschritte und ich habe so zu sagen Tag und Nacht am Computer verbracht. Manchmal dachte ich noch an meinen UN- Offizier.

Es war schon eigenartig. So schwer es auch war Abschied zu nehmen, aber der Drang nach Neuem war immer stärker geworden. Ich wollte wieder mal wissen, was mein Offizier macht und habe auch wieder Kontakt zu ihm aufgenommen. Ich konnte nicht mehr wiederstehen, wenn ich vor dem Pc saß. Ich musste ihm schreiben. Dirk war noch immer auf Zypern und wollte an Weihnachten mit einem Pony für meine Tochter vor der Tür stehen. Ich fand die Idee ganz witzig, und vor allem war ich fasziniert vom Ideenreichtum dieses Mannes. Ich dachte auch immer noch darüber nach, warum ich es an Fernandos Seite nicht mehr ausgehalten habe. vielleicht brauche ich nur einen etwas reiferen Mann an meiner Seite? Jemanden der schon weiß, was ihm das Leben bringt, jemanden der sich nicht mehr verändern will und jemanden der weiß, dass er mit Eifersuchtsszenen jede Beziehung kaputt macht.

Immer wenn es mir dann endlich besser ging, und ich dachte das ich es jetzt geschafft hätte, meldete sich Fernando. Wir haben noch immer stunden lang telefoniert. Er kam noch auf Besuch vorbei, oder einfach, weil er etwas in der Wohnung vergessen hatte das er braucht. Nachdem ich nun wieder mit Dirk Kontakt aufgenommen hatte. War es richtig schlimm für mich, wenn Fernando hier war. Wieder dieses hin und her gerissen sein. Einerseits die Liebe die ich hautnah spüren konnte und andererseits die Sehnsucht, die mich Nachts von Zypern und einem anderen Mann träumen lies. Wieder haben wir diskutiert, über meine Vorstellungen vom Leben. und wieder hat Fernando mir gesagt wie falsch ich denke.

„ Glaubst du wirklich, dass du jemals wieder so viel Liebe bekommen wirst, wie du von mir bekommst? Was fehlt dir denn? Wer oder was hat dir diese Flausen in den Kopf gesetzt? Seit dem du in dieser Ausbildung bist, hast du dich so sehr verändert. Ich kenne dich gar nicht mehr!“ „Warum fragst du mich all diese Sachen. Ich kann dir keine Antwort darauf geben. Ich weiß auch nicht warum es für mich so schwer ist von dir los zu lassen. Ich weiß nur, dass es mir besser geht wenn du nicht da bist. Ich muss nicht mehr so viel weinen und Nina und ich unternehmen viel mehr gemeinsam. Aber sag mir, was ist es, dass dich noch an mir festhalten lässt? Ich weiß das ich alles andere als freundlich zu dir bin. Deine Gegenwart treibt mich zu den verrücktesten Aktionen. Ich mache Sachen, von denen ich dachte, sie niemals machen zu können.“... „Aber in dem Moment, in dem du die Wohnung verlässt, bricht mir dann wieder das Herz. Ich weiß nicht ob es Liebe ist oder nur Gewohnheit.“ „Es muss doch Liebe sein. Etwas anderes tut doch nicht so weh...“

In dieser Nacht haben wir uns wieder einmal dazu entschlossenes es noch ein letztes Mal mit einander zu versuchen. Es war kurz vor Weihnachten, und bei Dirk hatte ich mich auch nicht mehr gemeldet. So wie immer eben.... Wir haben wieder zusammen Weihnachten verbracht, und er hatte mir ganz tolle Geschenke gekauft. Silvester waren wir dann bei meiner Freundin, weil sie kurz zuvor eine Trennung hinter sich hatte, und auf keinen Fall alleine sein wollte. Wir hatten Urlaub in der Weihnachtszeit, und so sehr viel Zeit, die wir miteinander verbringen konnten. Und wieder kam dieses Gefühl der Unzufriedenheit. Der Alltag stellte sich wieder ein und ich erwischte mich dabei, wie ich überlegte, was ich machen müsste, um diese Beziehung nun endlich zu beenden.

Eines Tages ist es dann auch passiert. Ich war noch in diesem Pup um Aushilfsweise zu arbeiten, und habe einen total außergewöhnlichen Typen kennen gelernt. Er war mir gleich sympathisch. Ich habe mich wieder von Fernando getrennt, weil ich spürte, dass ich es diesmal bis zum letzten treiben werde, wenn diese unendlich scheinende Geschichte nicht bald ein Ende nimmt. Er hat angefangen, wieder seine Sachen aus meiner Wohnung zu räumen und er kündigte sich dann immer vorher an, wenn er wieder kam um den Rest zu holen. Wieder fingen die Endlosdiskussionen an und diesmal ging ich dann auch zu weit, oder auch nicht. Er war zu Hause bei mir und ich war bei der Arbeit im Pup. Ich wollte nicht nach Hause, weil ich nicht schon wieder diskutieren wollte. Ich wollte ausgehen, nicht nach hause und da kam wieder dieser außergewöhnliche Typ zu mir ins Lokal.

Ich wollte gerade schließen, da keine Leute mehr da waren, und plötzlich öffnete sich die Tür. Zwei strahlende Augen lächelten mich an und er sagte: „Na, Schöne Frau? Wollen Sie schon schließen? Ich kenne Ihren Chef sehr gut und immerhin ist die offizielle Öffnungszeit bis sechs Uhr morgens!“ „Na, schöner fremder Mann, dann müssen wir diese Zeit bis dahin wohl gemeinsam verbringen!“ , sagte ich dann lächelnd zu ihm. Und so ist dann auch aus eins und eins zwei geworden. Es war erst Mitternacht und wir haben uns entschlossen, dass er mich bei sich zu Hause auf einen Kaffee einladen darf und ich dafür versuche, es mindestens noch eine Stunde mit ihm auszuhalten. Nach dem Kaffee haben wir ein Glas Rotwein getrunken und uns vor seinen Kamin gelegt und dann haben wir auch mit einander geschlafen. Ich hatte es schon nach der ersten Minute bereut und hab mich danach gleich angezogen und bin sofort nach Hause gefahren.

Der Krach war wieder perfekt. Ich habe mich im Wohnzimmer ausgezogen und in meiner Hektik hatte ich meinen Slip verkehrt rum an. Fernando kam aus dem Zimmer und hatte es sofort bemerkt. Von diesem Tag an hasste er mich. Und ich mich auch. Jetzt war nichts mehr vorhanden um wieder mit einander zu diskutieren. Du bist gegangen mit einem Blick in den Augen, den ich nie vergessen werde. Du hast mich gehasst und das auch zu Recht, aber es war wahrscheinlich auch der einzige Weg um unserem Leiden ein Ende zu setzen.

Danach verging die Zeit nur schleppend. Da ich aber gute Freunde in der Ausbildung hatte, versuchten sie mich immer wieder abzulenken. Und auch zu Hause versuchte ich alles komplett umzuräumen. Solange bis mich nichts mehr an Ihn erinnern sollte. Ich habe brav gelernt und mich voll und ganz auf meine Tochter konzentriert. Langsam verging die Zeit der Trauer, aber ich sagte zu mir, dass ich für den Rest meines Lebens keine Beziehung mehr haben wolle. Männer nur noch für eine Nacht, und ja nie mehr einen an meinem Leben teil haben lassen.



Kapitel 3


Als die Ausbildung vorbei war hatte ich auch wieder Zeit, mich auf andere Sachen zu konzentrieren. Neben der Jobsuche, die auch jetzt wieder sehr schleppend voranging, war ich immer wieder der Versuchung nahe, meinem Offizier eine Mail zu schreiben. Ich hatte ja seine E- Mailadresse. Und irgendwann konnte ich meine Neugier , die in der Zwischenzeit unerträglich wurde, nicht mehr stillen, also schrieb ich ein paar Zeilen an Ihn. Ich wusste dass er inzwischen nach Afrika gegangen war, und wollte wissen ob er mich schon vergessen hatte.

Lange kam keine Antwort zurück, aber eines Tages, als ich schon gar nicht mehr darauf gewartet habe, kam eine Mail von ihm...

„Danke Sweet Heart... für die liebe Nachricht!! Ich werde ganz bestimmt im Dezember nach Österreich kommen und hoffe Dich dann endlich kennen zu lernen. Im Augenblick hatte ich einen Malaria Rückfall... geht aber schon wieder. Schreib mir doch bitte wieder und wenn Du mir noch ein paar Fotos mit einpackst, dann wäre das richtig toll! Warte auf eine Antwort von Dir, Kiss u.... D. “

Ich habe mir diese Nachricht wieder und wieder durchgelesen. Meine Hände zitterten und in meinem Bauch waren Flugzeuge unterwegs. Wie kann das nur sein, fragte ich mich?

Ich kenne diesen Mann doch gar nicht und trotzdem werden in mir Gefühle wach, die ich zuvor noch nicht kannte. Was mach ich jetzt nur. Wird es Zeit etwas neues zu beginnen, oder soll ich den Spuck jetzt beenden? Nein, das schaffe ich wohl nicht. Ich bin besessen von dem Gedanken ihn wirklich kennen zu lernen. Wenn ich an ihn denke, dann kommen erotische Gefühle in mir hoch. Er hatte mir schon vor langer Zeit einmal Fotos von Ihm geschickt und ich muss gestehen, dass er mir gut gefällt. Er ist groß, hat blondes kurzes Haar und einen sehr sportlichen Körper.

Genau das was ich immer wollte. Einen Mann zum Herzeigen. Seinen Briefen nach, ist er sehr sensibel und trotzdem immer für einen Spaß zu haben. In seinen Anordnungen ist er sehr direkt und bestimmend. Er ist ein Mann, der weiß was er will und der sich durchsetzen kann.

Ich stelle mir vor, wie er meinen Körper streichelt und mich liebevoll küsst. Seine starken Arme halten mich fest und zärtlich zugleich. Gänsehaut breitet sich über meinen Rücken aus. Ok, ich schreibe zurück...

„Lieber Dirk! Ich hab dir wieder ein paar Bilder eingepackt! Diesmal aber nicht nur die besten von mir! Ich hoffe du erholst dich gut, damit du im Dezember auch wirklich kommen kannst! Ich kann es kaum erwarten!! Einen dicken Kuss schick ich dir damit du dich gut erholst! Ciao Marie“


Gleich am nächsten Tag hatte ich seine Antwort in meinem Posteingang.

„Liebe Marie, Danke für Deine Mail und die Bilder. Wie machst Du das denn nur??? Irgendwie habe ich das Gefühl, wenn ich mich an Deine früheren Fotos erinnere, dass Du von mal zu mal hübscher wirst... Und meine Gefühle betrügen mich nicht! Deine Fotos sind so schön das ich nun langsam kalte Füße davor bekomme, Dich... Euch ...kennen zu lernen. Ich werde Dir in den nächsten Tagen auch ein paar neuere Fotos von hier schicken... und kann es wirklich nicht mehr erwarten Euch kennen zu lernen. Ganz Liebe Grüße ...und nochmals Danke für die schönen Fotos... D.“

Unser Schriftverkehr brauch nun nicht mehr ab. Ich beschäftigte mich aber sehr intensiv mit der Arbeitssuche und siehe da, ich habe etwas gefunden.

Eine Stelle als Softwareentwicklerin in der weiteren Umgebung meines Wohnortes. Ich hatte jeden Tag eine Stunde Autofahrt in kauf nehmen müssen, was mir aber nicht sehr viel ausmachte. Neben der Programmiertätigkeit hatte ich auch noch die Organisation in dieser Firma über und musste auch das Call- Center betreuen.

Die Tage vergingen nun wie im Flug. Da war auch schon der Geburtstag meiner Tochter gekommen und als währe nur eine Stunde vergangen kam auch schon der November. In der Firma fing es an zu kriseln. Es geschahen ganz eigenartige Sachen. Meetings aus denen nicht hervorging was der Sinn sein sollte und Arbeit, die ich dann zu Hause machen musste.

Da ich dieser Arbeit aber gerne nachging, hab ich das alles in Kauf genommen. Bin morgens zur Arbeit gefahren und abends habe ich dann zu Hause programmiert. Ich war auch echt stolz auf mich, weil ich diese schwierigen Aufgaben geschafft habe.

Manchmal bin ich bis spät in die Nacht vor meinem Pc gesessen, nur um alles Fertig zu bekommen. Die Zeit für die Projekte war immer sehr eng bemessen, also hatte ich keine andere Wahl. Seit langer Zeit hatte ich wieder einmal eine Mail von Dirk bekommen...

„Dear Marie, Thanks for your last letter, ich habe mich sehr darüber gefreut. I am just back from the beaches of French Guinea. It was good but it would have been better if you and your daughter would have been there together with me. OK, I will now go through all my Duty Mails but I hope to hear and see more of you very soon, but latest in December. If you like, give me your address in Tirol... I will definitely come to Austria. Love and Kisses for you... all over your beautiful... nice... sexy... wowww BODY! Love, Dirk.“

Langsam, aber sicher habe ich mich an die Schreibweise von ihm gewöhnt. Da er ja bei seiner Arbeit vorwiegend Englisch spricht ist es wohl kein Wunder, dass auch die Mails dann meist zweisprachig ausfallen. So wie er schreibt, hat er sich wohl auch in ein unbekanntes Wesen verliebt. Das muss ein Wink des Schicksals sein. Wenn wir uns schrieben, dann war das fast so als ob wir uns schon ewig kennen würden und wir uns auf ein Wiedersehen freuen würden. Es ist schon Eigenartig, wie kann man sich denn so kennen lernen? Und sich dann auch noch verlieben?

Viele Gedanken beschäftigten mich und meist hab ich aber aufgehört mir selbst Fragen zu stellen, da ich das Ergebnis ja nicht kennen konnte und wollte mich ganz einfach überraschen lassen.

An diesem Abend saß ich wieder sehr lange am Pc um die Arbeit fertig zu bekommen. Ich hatte bereits am nächsten Morgen den Abgabetermin für das Projekt. Es war sehr wichtig, da der Kunde es nun schon früher als anfangs ausgemacht testen wollte. Also wollte ich mir selbst und auch der Firma beweisen, wie gut ich bin. Ungefähr um zwei Uhr morgens hatte ich es dann geschafft und war todmüde. Ich dacht wieder sehr viel an dich, so wie immer bevor ich zu Bett ging. Schrieb dir noch ein paar Zeilen , rauchte noch eine Zigarette und legte mich schlafen.

Diese Nacht hab ich von Dir geträumt, etwas besonders Schönes. Ich kann mich nur sehr selten an meine Träume erinnern, aber dieser war etwas Besonderes. Ich sah uns Hand in Hand an einem Strand spazieren gehen. Wir haben darüber geredet wie wir uns kennen lernten. Wir waren schon etwas älter, eigentlich richtig alt. Schätze mal so um die siebzig oder mehr. Beide hatten wir schon etwas graue Haare und waren aber noch immer total verliebt in einander. Schweigend gingen wir nun weiter, und nun gabst du mir einen Kuss.... Jetzt wachte ich auf und hatte eine Lächeln im Gesicht.

Ich machte mir einen Kaffee, weckte Nina und wir aßen Frühstück. Wie immer hatten wir Zeitmangel. Ich zog mich an und Sie war auch schon fast fertig. Schnell zum Auto. Als ich die Tür hinter mir schloss, und die Treppen runtergehen wollte, fiel mir ein das ich noch etwas wichtiges vergessen hatte. Mein Projekt! Ok, wieder zurück und schnell holen. Jetzt sind wir endlich unterwegs.

Ich bringe meine Tochter morgens immer zur Schule und fahre danach zur Arbeit. Es ist schön, dass sich das so ausgeht. In der Firma habe ich Gleitzeit und kann mir mehr oder weniger selbst einteilen wann ich komme und wann ich gehe. Diesen Morgen hatten wir um zehn das Meeting mit dem Kunden und ich wollte mich noch etwas darauf vorbereiten.

Die Fahrt zur Arbeit verflog an diesem Tag. Besser gesagt war der Weg viel zu schnell vorüber. Ich dachte an dich, an meinen Traum und ob ich dir das erzählen sollte. Besser nicht, beschloss ich dann, weil es doch verrückt ist so etwas zu träumen und schon überhaupt wenn man sich noch gar nicht kennt. Als ich in die Firma ging zierte ein strahlendes Lächeln mein Gesicht. Ich war heute so früh da, und fand noch keinen Menschen im Büro. Also machte ich als erstes Kaffe und schaltete den Pc ein, kontrollierte die Firmenpost und bereitete mich auf das Meeting vor. Als ich meine E-Mails checkte, war da auch wieder eine von dir dabei! Wow, und mein Herz raste schon wieder...

„Dear Marie, thanks again for writing to me soooooooooooo late in the evening. Now, Tuesday is fine, because I have got your letter first thing this morning. I am getting very nervous too, because of meeting up with you ...finally! Anyway, I am planning to go on my next vacation very soon, (end of this month), but this time I will take it just a bit longer than the last one, (2 months). I am planning to go home for Christmas, maybe to Cyprus but definitely to Austria for relaxing and meeting you. When all should work out then I will also have to go Manila for my friends wedding. I am looking very much forward to meet with you... Hey, what are you two doing at Christmas ... besides planning to be in Tirol? Do you want to meet my Family ? I would love to read and SEE more of you ... and more and more and more... Please write to me again and don´t stop when you think that you would say something wrong¼ Maybe I would love it! Kisses for YOU... you know where... !! Dirk“

Anschließend haben wir und noch kurz im Messanger getroffen und du hast mir erzählt, dass du ein Foto von mir im Büro aufgehängt hast. Ein Kollege fragte dich dann ob das deine Frau ist. Hast kurz nachgedacht und die Frage mit ja beantwortet. Fand ich irgendwie witzig.

Alleine der Gedankengang ist sicherlich nicht für jedermann nachzuvollziehen. Wir kennen uns nun schon einige Zeit aber nur über das Internet. Es ist alles so vertraut und doch ganz neu. Meinen Kaffee habe ich neben mir stehen und auch noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Meeting. Also nehme ich mir noch die Zeit und schreib dir zurück.

“ Hallo, mein Schatz! Aber natürlich freue ich mich immer, wenn ich etwas von dir höre! Habe mir zwischendurch schon richtig Sorgen um dich gemacht, weil du dich so lange nicht gemeldet hast! Ich hoffe schon, dass wir uns im Weihnachtsurlaub sehen, möchte diesen fremden Mann, der angibt mich als Frau zu haben, doch gerne kennen lernen! Sag mal, welches Foto hast du denn im Büro aufgehängt? Und wo sind die Fotos die du mir versprochen hast? Ich kann es nicht mehr erwarten, die zu bekommen! Vielleicht hänge ich dann auch eines in meinem Büro auf ?! Außerdem währe ich auch gerne dabei, wenn dein Security guard den Griller anzündet, immerhin lasse ich mich auch gerne verwöhnen! Wie sicher ist es denn, dass du zu Weihnachten kommst? Ich würde mich wirklich riesig freuen! So jetzt mach ich wieder Schluss und warte auf die nächste Mail mit den Fotos von dir! Ruf mich doch wieder mal an, damit ich deine Stimme nicht vergesse, immerhin sollte eine Ehefrau ihren Ehemann am Telefon erkennen! Viele, viele Küsse an dich und überall dorthin wo du sie gerne haben möchtest! Marie“

Fortsetzung folgt !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.09.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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