Ingrid Baumgart-Fütterer

Christbaumschicksal

Die Tanne weiß nicht, wie ihr geschieht, als eine Axt auf sie niedersaust und ihren Stamm von den Wurzeln trennt. Sie wird aus ihrer vertrauten Umgebung herausgeschleift und in einem Transporter auf die übereinander geschichteten Schicksalsgefährten geworfen.
Auf einem Marktplatz werden sie ausgeladen und inmitten des hektischen Treibens zum Verkauf angeboten. Sie vermisst ihren über alles geliebten Wald schmerzlich. Hätte sie Augen besessen, würde sich ein Meer von Tränen über sie ergießen.
Tage später befindet sie sich in einem Wohnzimmer. Ihre Zweige sind mit Engelshaar, Bienenwachskerzen und Christbaumkugeln geschmückt. Auf ihrer Spitze leuchtet ein goldener Stern. Völlig entwurzelt spürt sie wie das Leben aus ihr weicht. Wärme und Trockenheit im Raum setzen ihren Nadeln zu. Ihr äußerer Glanz kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie dem Tode geweiht ist. Je stärker sie nadelt, desto verlorener fühlt sie sich.
Als sie als Weihnachtsbaum ausgedient hat, wird sie ihrer Verzierungen beraubt und mit dem Müll am Straßenrand entsorgt.
Kurz darauf wird ihr Baumgerippe zerhackt und als Brennholz verkauft. Als sich ihre irdischen Reste in Rauch auflösen und dieser gen Himmel steigt, tritt sie ein in das Paradies für ausgediente Christbäume, wo sie fortan für alle Zeiten in ihrem eigenen Licht leuchtet.

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