Mit Befremden hatte ich die Schuhe betrachtet, die im blassgrünen Wasser trieben. Aber vielleicht war die Tatsache gar nicht so absurd, es gab nicht wenige, die ihre Sparsamkeit mit einer wilden Romantik zur Natur verbanden, und statt der üblichen Münzen als Glücksbringer Schuhe in den Teich warfen. „Schuhe?“, fragte mein Nachbar. „Schuhe!“, bekräftigte ich und sah in seinem Gesicht etwas aufleuchten, das entfernt an Leidenschaft erinnerte. Pumps und Sneaker, Stiefel, Sandalen, Lackschuhe und Badelatschen, ein Paar verknoteter Schnürschuhe schaukelten zwischen Schilf und Enten, sogar Filzpantoffeln schwappten neben Seerosen, als jemand aufgebracht rief: „Da, ein Krokodil!“ – und ich, geistesgegenwärtig, meine Kamera zückte. Mein Nachbar nickte ernst. „Aber ein Schuh, sagte er, „ist immerhin ein Schuh.“ – Aber am Ende weiß niemand mehr, worum es überhaupt geht, hier gibt es weder Glück noch Giraffen!“, erwiderte ich und schlüpfte entschlossen in meine Mokassins.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.12.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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