Anina Nelles

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Der Himmel ist dunkel. Es ist still im Park. Nur hier. Das Gras wirkt grün, doch dort unten an der Erde, da färbt es sich braun. Die schwarzen Flecken werden bald den gesamten Boden bedecken. Es stirbt das Gras, von innen heraus, und niemand sieht es. Erst, wenn es zu spät sein wird, doch dann bin ich nicht mehr hier.

Die Welt ist nicht mehr das, was sie einmal war. Selbst das Gras, genmanipuliert, hält den Veränderungen kaum stand. Im Park gibt es diese eine Bank. Dort zwischen den Büschen. Sie ist schon leicht kaputt, doch das stört mich kaum. Hier sitze ich den ganzen Tag.

Lange ist es her, da fegte der Wind noch über die Dächer. Doch nun sind die Häuser hoch. So hoch, dass nicht einmal mehr das Sonnenlicht durchdringt. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Doch wir wissen es. Wir wissen es alle. Die Häuser werden wachsen. Hoch hinauf werden sie in die Gestirne ragen. So hoch, dass ich nicht einmal mehr das Blau des Himmels sehen (erahnen) kann. Dort ist die Luft dicht und stickig. Verdreckt und schwarz. Sie brennt in der Lunge. Grau, grainy, dunkel. Mein Hals kratzt. Das Atmen fällt mir schwer.

Es gewittert, bald wird der Regen kommen. Die Zeitung schlägt um. Das Gesicht eines Mannes starrt mich an. Es zeugt davon, wie alt diese Ausgabe ist. Das schummrige Licht der Laterne lässt ihn noch älter erscheinen, als er ist. Ich bin dankbar für die alte Lampe. Sie spendet ein wenig Wärme. Nur etwas. Ein klein wenig. Aber es ist genug. Auch wenn Sie flackert, die alte Glühbirne. Sie ist eine der wenigen, die es hier noch gibt in der Stadt. Neonröhren sind an ihre Stelle getreten. Aber diese Glühbirne wird bestimmt nicht ausgetauscht werden. Und warum sollte sie auch? Es geht doch sonst niemand mehr raus. Alles Leben verläuft in ihren vier Wänden. Dort ist ihre Realität. Zwischen Zahlen und Buchstaben, zwischen Zeilen und Wörtern, Graphen und Tabs. Das Klick, Klick ist genau zu hören. Nicht lange wird es dauern, bis das Tok, Tok zu Ende geht. Nur noch Finger auf Tischen werden es sein. Tap, Tap, wird es in den leeren Hallen schallen. Tab, Tab. Hack, Hack. Tok, Tok. Klick, Klick.

Schwarz sind unsere Kleider schon jetzt. Schwarz sind sie. Schwarz werden sie bleiben. Schwarz ist die Umgebung. Dunkel und verschmutzt. Hier wuchern wir. Hier werden wir bleiben, alle zusammen. Regen wird stärker. Die Zeitung liegt klitschnass auf dem Boden. Weiter wird sie durchweicht. Ich rücke näher an den Laternenpfahl, schaue hoch, irgendwo dort ist der Himmel. Irgendwo dort in den schwarzen Wolken, Vielleicht regnet es stark genug, damit die Luft rein wird. Vielleicht für einen kurzen Moment. Ich kratze meinen Hals. Aber das Jucken bleibt da. Das Jucken, was bald den ganzen Körper befallen wird.

Ob ich jemals den Himmel wieder sehen werde?

Klack, Klack. So tappe ich davon. Fliegen kann ich schon lange nicht mehr. Bald wird auch das letzte Papier verwest sein, aber dann werde ich nicht mehr da sein. Nur noch das Nachhallen. Eine Tab, Tab in der großen Stadt. Nur noch ein Schatten.

Ende

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.01.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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