Reiner Mayr

Das Spatzenglück

Das Spatzenglück

Ein Spatzenmännchen lebte schon länger allein und wollte daher leben wieder zu zwein,
es wäre nähmlich schön, nicht mehr einsam zu sein.
In seiner näheren Umgebung war es schwierig, eine Spatzenfrau zu finden,
alle Nester waren besetzt und er konnte nichts anfangen mit dem kläglichen Rest.

Er wußte aber, in einiger Entfernung gibt es eine große Spatzenkolonie,
da wird er schon eine Spätzin finden, die mit ihm heimfliegt in sein Nest,
die Spatzenliebe erledigt dann von selbst den Rest.

Und tatsächlich, aufgeregt schlugen manche Spatzendamen mit ihren Flügeln herum,
als wollten sie ihm sagen, nimm mich mit, die Spatzeriche hier sind ja alle so dumm,
stolzgeschwellt plusterte er sich daher auf, die Damen sehen gleich,
was so ein neues Spatzenmännchen hat noch drauf,
kaum hat er sich aber gefreut, hat er es sogleich bereut,
ein paar Machospatzen stürzten sich auf ihn, was betörst du unsere Damenwelt,
verschwinde schnell von diesem Platz, sonst gehörst du gleich der Katz,
oder wir rupfen dir aus dein Gefieder, da flog er schnell vom Feld und gab Fersengeld.

Beim Heimflug geriet er dann in einen Schwarm junger Spatzen, tollkühn schlugen sie
Kapriolen und Loopings in die Luft, du lahme Ente meinten sie, bleib lieber am Boden,
bist nur noch geeignet zum Würmer suchen, als er dies hörte, konnte er nur noch fluchen.
Völlig deprimiert machte er dann auf einem Fliederbusch rast, wollte verweilen ohne Hast.
Da hörte er unter sich ein klägliches piepen und ziepen, ließ sich fallen auf den Boden herunter,
ein Nestling saß da, an ihm war fast nicht mehr munter, hatte gerade ein paar Federchen
am Leib und zitterte am ganzen Körper, er tat natürlich dem Spatzenmännchen furchtbar leid.
Er breitete seine Flügel aus, schmiegte sich mit all seiner Wärme und Fürsorge an den
Nestling hin und wußte sogleich, jetzt hat mein Leben wieder einen Sinn.

Plötzlich stürzte sich aber eine Spatzenfrau auf ihn, sie zeterte ihn an, sie Wüstling,
sie unmöglicher Spatzenmann, sie wollen sicher meinen Nestling entführen,
verschwinden sie, sonst kann ich für nichts garantieren.
Der Spatzenmann war jetzt natürlich total frustriert, mache ich denn alles falsch,
ich wollte ihrem Nestling doch nur Schutz und Wärme geben, wenn ich das nicht mehr darf,
wo ist da noch der Sinn in meinem Leben.

Da erst bemerkte die Spatzenfrau, sie hatte ihm Unrecht getan, verzeihen sie mir bitte,
lieber Spatzenmann, sie klagte dann ihrerseits ihr Leid, mein Männchen hat mich verlassen,
schloß sich einem Spatzenschwarm an, da fliegt er nun mit, er meint,
das alte Leben ihm nichts mehr gibt. Jetzt muß ich alleine die Jungen versorgen,
das geht schon bald über meine Kräfte, mir graut schon vor dem Morgen.

Tja, liebe Leser oder Zuhörer,
wie es weitergeht mit den beiden, das ist doch klar, nähmlich wunderbar.
Endlich ist der Spatzenmann nicht mehr einsam, sondern sie versorgen die Jungen gemeinsam,
wenn er die Nestlinge füttert, piepen sie begeistert, lieber Papa, du bingst uns immer
die tollsten Sachen, was sollen wir denn ohne dich machen
und auch Frau Spätzin gibt ihm immer wieder zu verstehn, mein liebster Spatzerich,
du darfst nie mehr von uns gehn, seit du da bist, ist vorbei der Schmerz,
denn ich weiß, du hast ein großes Herz.
Das Spatzenmännchen meinte aber dann ganz lapidar,
ach, mein liebstes Spatzl, mit dir ist es halt einfach wunderbar!


Copyright Reiner Mayr - Februar 2021


























 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.02.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Mit dem Schreiben und Dichten, ist das so eine Sache.So war ich oft der Meinung, nur lyrisch Schreiben zu können, falls ich mich in einem annähernd, seelischen Gleichgewicht befände, erkannte aber bald die Unrichtigkeit dieser Hypothese.Wichtig allein, war der Mut des Eintauchens.Das Eins werden mit dem kollektiven Fluss des Ganzen. Meine Gedanken, zärtlich zu Papier gebrachten Gefühle,schöpfte ich stets aus diesem Fluss.

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