Iris Kölbl

The fundamentals of losing hope

Jeder verliert einmal in seinem Leben den Boden unter seinen Füßen. Jeder. Bei manchen passiert es früher als bei anderen, aber es passiert. Der Verlust eines geliebten Menschen ist sehr oft die Ursache dafür. Man bricht zusammen und weiß nicht mehr wie man überhaupt noch weiter machen soll und das ist okay. Die Leute müssen aufhören zu denken, dass sie selbst bei so einem Verlust weitermachen müssen. Es ist okay in die Knie zu gehen und in Tränen auszubrechen. Der Tod zerstört das Leben, so ist das nun mal. Aber wir müssen versuchen damit umzugehen.

Die Hoffnung liegt auf dem Boden, zertrampelt, zersplittert und in Tausend kleine Einzelteile zersprungen. Es sieht frustrierend aus, dieser Scherbenhaufen auf dem Boden. Aber wir müssen jedes noch so kleine Stück wieder aufheben und zusammen kleben. Es wird sicher einige Zeit dauern, bis wieder alles auf seinem richtigen Platz ist. Aber manchmal ist es das auch wirklich wert. Leider nur manchmal. Denn ab und zu ist das verlieren der Hoffnung der einzige Weg zurück zur Realität und die einzige Möglichkeit abzuschließen.

Jeder Mensch hat kleine Risse und Sprünge, man muss nur genau hinsehen. Bei manchen sind es kaum sichtbare Brüche, da sie gut genug geklebt worden sind, aber einige sind auch sehr tief und nur noch ein kleiner Teil der heilen Stücke hält alles zusammen. Man muss genau hinsehen und etwas tun, sonst zerbricht auch die Person in tausende Einzelteile.

Zuspruch ist immer gut und gibt einem das Gefühl, nicht alleine zu sein. Es ist aber okay, nicht aus dem Haus zu wollen und nicht mehr Leben zu wollen. Man muss es nur schaffen, den ersten Schritt über die Türschwelle zu gehen und es zumindest versuchen. Die, die uns zu früh verlassen, wollen es nicht, dass wir uns im Haus einschließen und niemanden mehr an uns heran lassen.

Wenn jemand freiwillig geht, ins Licht und uns im Schatten zurück lässt, ohne jegliche Erklärung, dann muss man umso mehr kämpfen und Stärke beweisen. Man darf sich nicht unterkriegen lassen. Jeder hat seinen Grund wieso er gehen will. Wir können das nicht verstehen und wir sollten es auch nicht. Es ist etwas sehr persönliches. Wenn man mit sich selbst im Reinen ist, dann darf keiner etwas sagen. Die Gedanken bleiben immer hängen und das Atmen wird jedes Mal schwer fallen, wenn wir an die verlorenen Seelen denken. Die Tränen können nicht zurückgehalten werden und das ist auch okay. Es ist okay.

Mit der Zeit wird der Schmerz weniger, aber er wird nie vollständig weggehen. Jeder hat seine eigene Art mit Verlusten umzugehen. Eine Sache ist allerdings immer gleich: es tut weh. Sehr sogar. Es fühlt sich an, als ob unser Herz bluten würde. Man kriegt keine Luft und versucht immer wieder langsam von eins bis zehn zu zählen. Aber die Stimme bricht und das Schluchzen übernimmt die Oberhand. Die Kehle schnürt sich zu und man kann vor lauter Tränen nicht mehr sehen. Es surrt in den Ohren und der Mund wird ganz trocken. Das Sprechen fällt immer schwerer. Doch dann spüren wir auf einmal diese Nähe, als würde eine warme Hand auf unserer Schulter liegen. Die warmen Hände beginnen sich um einen zu schließen und man hat das Gefühl, dass die eigene Seele umarmt wird. Genau in diesem Augenblick wissen wir, dass wir uns eines Tages wieder sehen werden. Die Freude darauf lässt uns zur Ruhe kommen und das Atmen wird besser, alles wird besser und manchmal schafft man es auch nach so einem Verlust, wieder zu lächeln.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.03.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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