Christa Katharina Dallinger

Meine Gärten

In meiner Kindheit gab es nur einen Innenhof, der als Parkplatz genutzt wurde. Dort stand ein riesengroßer uralter Kastanienbaum. Und jedes Jahr im Frühling faszinierte er mich kleines Mädchen mit seinen unzähligen roten Blütenkerzen. Dann verbrachte ich viel Zeit am Fenster meines Kinderzimmers und bewunderte diese für ein Großstadtmädchen doch sehr besondere Pracht. Ich träumte mich hin in eine Märchenwelt aus Natur, Freiheit und ohne jegliche Kleinmädchensorgen.

In meiner Jugend gab es dann ein kleines Haus am Land mit einem Garten. Dieses Stückchen eigenes Grün wurde für Jahrzehnte lang mein Kraftplatz, meine Energiequelle. Egal wie viel Arbeit er auch machte, unser Garten, für mich war er stets Inbegriff von Glück und Freude. Nach einer stressigen Arbeitswoche und einer langen Heimfahrt zog es mich immer zuallererst hinaus in meinen geliebten Garten. Ob es regnete, schneite, ob es drückend heiß oder frostig kalt war, unser Garten, der war Heimkommen, unser Garten, der war herunterkommen, tief durchatmen, und sich fallen lassen. Sorgen und Probleme verblaßten.

Nun habe ich nur mehr eine kleine Terrasse. Zuerst hatte ich es mit dem Motto quadratisch, praktisch, gut. Nur keine Pflanzen, schließlich wollte ich ungebunden und vogelfrei sein. Doch seit gut einem Jahr ist aus, uns allen wohlbekannten Gründen, zu Hause bleiben angesagt, und siehe da, das Garteln hat mich wieder in seinen Bann gezogen.

Lustiges Vogelgezwitscher läutet den Tag ein. Vorm ersten Kaffee schon ein erster Blick auf meine Terrasse, samt einem ersten Lächeln, das über mein Gesicht huscht. Und egal welches Wetter, der Tag beginnt erst so richtig mit einigen Schritten zwischen Blumenkisterln und Pflanzentrögen.

Das Bangen um die ersten Knospen, wenn es nochmals frostig wird, das Bangen, wenn im Sommer Hagelkörner niederprasseln, es gehört genauso dazu, wie die Freude über jedes neu sprießende Blatt, über den in Blumenkisterln wachsenden frischen knackigen Salat und die frisch geernteten Beeren fürs morgendliche Müsli.

Das Schönste an meiner kleinen grünen Oase mitten unter Häuserfronten? Im Liegestuhl entspannen. Ein laues Lüfterl streicht durchs Haar. Sonnenschein wärmt die Seele. Straßenlärm rückt in den Hintergrund. Blütenduft verdrängt Motorengestank. Hausfassaden verblassen hinter dem Grün der Pflanzen, und einmal mehr schafft es mein Garten, Sorgen und Probleme zu verdrängen.

So schließt sich der Kreis. Gartenträumereien, die bedeuten mir auch jetzt wieder Zufriedenheit, ein Gefühl des Angekommen seins. Ein klein wenig Natur im eigenen Zuhause, das tut der Seele gut, es vermittelt Geborgenheit, aber es macht auch immer wieder Lust auf mehr, und lockt hinaus in die freie Natur, in unsere Berge, an unsere Seen, und auch dort wird dann jede Pflanze, jede Blüte, bestaunt, genau wie in meinem kleinen Terrassengarten. Ob im Großen oder im Kleinen, Natur war, und ist immer wieder der Inbegriff von Lebensfreude für mich.

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