Helga Moosmang-Felkel

Maurice Kap 6

Chat Noir

 

„Ich glaube, Maurice war bei der Villa am Sumpf...“, flüsterte Missy Pierre ins Ohr. „Er ist nicht mehr der Alte,...es ist fast so, als hätte er seine Seele dort verloren...“ „Er will nicht darüber sprechen...“, sagte Pierre abweisend. Er wollte nicht zugeben, wie besorgt er über den Zustand seines Freundes war. Seit Tagen lag Maurice nur herum und döste. Er fraß kaum. Pierre brachte ihm frischen Fisch und er schnupperte nicht mal daran. Er beachtete Pierre und Missy überhaupt nicht.

Zum ersten Mal in seinem Leben war Maurice völlig ratlos. Ihm fiel nichts mehr ein. Er gab die Hoffnung auf, Fleur jemals wieder zu sehen. Böse Mächte schienen sich gegen ihn verschworen zu haben. Das ausgelassene Glück, das Missy und Pierre miteinander teilten, machte ihn furchtbar traurig. Er wollte nicht sehen, wie Pierre Missy über den Kopf leckte und sie sich miteinander herumwälzten, bis Pierres Fell voller Grashalme war.

„Wir müssen ihn ablenken,...schließlich gibt es viele schöne Katzen...“, piepste Missy leise, weil Maurice nicht hören sollte, was sie sagte. „Sei still...“, fuhr Maurice plötzlich auf und warf ihr aus seinen smaragdgrünen Augen einen vernichtenden Blick zu, „keine Katze ist wie Fleur...“ „Hmmm...“, sagte Pierre, „wir könnten ja noch ein wenig herumfragen nach ihr, wenn es dir hilft...“ Maurices Augen verdunkelten sich: „Vergiss es, ich weiß, wo sie ist..., aber..., ach vergiss es einfach... du hast doch keine Ahnung...“ Pierre drehte ihm beleidigt den Rücken zu.

„...Vielleicht sollten wir mal ins Chat Noir gehen, dort verkehren viele Katzen, die weit herum gekommen sind... einige können sogar zaubern...“, schlug Missy mit einem unschuldigen Augenaufschlag vor. „Chat Noir?“ fragte Pierre vorsichtig, „verkehren dort auch diese ekelhaften Voodookatzen?“ Missy kicherte: „Ach was, im Chat Noir sind nur angesagte Katzen, keine alten Schreckschrauben...“

„Von Zauberei habe ich genug...“, sagte Maurice düster und dachte an den Zauberkreis des Katzenmädchens.

Pierre putzte sein silbergraues Fell und meinte: „Ein Versuch kann ja nicht schaden, wenn die Voodookatzen dort nicht auftauchen...“

Als es dunkel wurde, führte Missy sie stolz durch dunkle Gassen. Mühelos fand sie das Haus zur letzten Laterne, in dem sich das Chat Noir befand. Sie tänzelte herum und hielt ihren Schwanz hoch aufgerichtet. Sie wollten gerade durch ein schwarzes Mauerloch hineinhüpfen, da hielt ein großer Rotblonder sie auf. „Gesichtskontrolle...tut mir leid,...wart ihr schon mal hier...?“ fragte er. Er musste sich anstrengen, um die schrille Katzenmusik zu übertönen, die aus dem Inneren drang. Er musterte sie kritisch. „Klar, Pepe,...ich war doch früher Stammgast...“, rief Missy und tuschelte ihm etwas ins Ohr. Pepe lachte dröhnend. Pierre musterte den Rotblonden misstrauisch. „Na gut,...“, Pepe winkte mit der Pfote, „du und der Silbergraue dürfen rein, der bleibt draußen...“ Er wies mit der Pfote auf Maurice.

Maurice peitschte empört mit dem Schwanz. „Das musst du verstehen,...mit schwarzen Katern sind wir vorsichtig,...Ägypten und so...“, sagte der Rotblonde. „Wie bitte...?“ schimpfte Maurice, „was soll das heißen, Ägypten und so...?“ „Verschwinde, oder du bekommst eine Abreibung..., wir wollen keine pechschwarzen Kater, die wir nicht kennen... so ist das eben.“, sagte Pepe grob und versetzte Maurice einen Schlag auf die Nase.

Maurice sah rot. Ihm platzte der Kragen und außer sich vor Wut, stürzte er sich auf den Rotblonden. Er verkrallte sich in seine Schulter, biss und kratzte. Dann stürmte er an ihm vorbei ins Chat Noir. Der enge Raum wimmelte vor Katzen. Sie bewegten sich im Rhythmus der Musik, lachten und alberten herum. Der Raum war von einem durchdringenden Moschusgeruch erfüllt. Es war ziemlich dunkel. Nur die Augen der Katzen leuchteten grell.

„Hallo Süßer,...“ maunzte eine Maskenkatze und begann, sich an Maurice zu reiben Schnell suchte er das Weite. „Huch...“, rief eine lehmfarbene, helle Katze, „ein schwarzer Kater, ich dachte, die dürfen hier nicht rein,...sie sind doch so gefährlich...“ „Er hat auch noch grüne Augen,...er ist sicher ein ägyptischer Schlangenkater,...hauen wir lieber ab...“, riefen ihre Freundinnen und zischten Maurice an.

Maurice taumelte benommen durch die Bar. Er suchte Pierre und Missy, konnte sie aber nirgends finden. Er ahnte, dass der Rotblonde hinter ihm her war und schlüpfte schnell durch ein enges Loch in der Wand in einen zweiten ruhigeren Raum. Er drückte sich dicht an die Wand und sah sich um. Plötzlich entdeckte er in der gegenüberliegenden Ecke eine schneeweiße Katze. Sie wandte ihm den Rücken zu.. Maurice starrte wie hypnotisiert ihr weißes Fell an und ihren langen Schwanz. Eine irrsinnige Hoffnung flammte in ihm auf.

Mit einem langen Satz durchquerte er den Raum. „Fleur,...bist du doch zurückgekommen,...Fleur...“, rief er außer sich und boxte sich durch einen Ring von Katzen. Da drehte sich die weiße Katze um und warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Ihre Augen waren beide von einem hellen, durchdringenden Blau. „Lass die blöde Anmache...“, fuhr sie Maurice in einer schrillen, unangenehmen Stimme an, „ich steh nicht aus Schwarzpelz...“ Enttäuscht prallte Maurice zurück. In diesem Moment tauchte der Rotblonde aus der Dunkelheit hinter ihm auf. „Raus, Raus mit dir...Bürschchen...“, schrie er, „oder ich werde dir Beine machen...“ Etliche Katzen bildeten einen Kreis um Maurice und Pepe und feuerten sie an. Sie hofften auf eine wilden Kampf. Doch Maurice hatte genug. „Schon gut, ich verschwinde...“, sagte er traurig und lief mit gesenktem Kopf an den Katzen vorbei. Nahe am Ausgang traf er Pierre und Missy wieder, die nach ihm Ausschau hielten. „Wo hast du dich denn wieder herum getrieben?“ fragte Pierre und schüttelte den Kopf. „Ich dachte, ich hätte Fleur gesehen...“, sagte Maurice leise„dabei weiß ich doch, dass...“ „Dass sie in der Villa am sumpfigen See ist...?“ fragte da eine scharfe Stimme und alle Katzen traten zur Seite. Eine hochbeinige rotbraune Katze mit großen Segelohren stand plötzlich vor ihnen und sah Maurice aus goldenen Augen durchdringend an. Maurice erschrak. Die umstehenden Katzen verstummten und begannen dann leise zu tuscheln. „Woher weißt du das?“ fragte Maurice. „Verdammt woher willst du das wissen?“ schrie er wütend. Er war völlig verwirrt.

„Dort sind schon mehr Katzen abhanden gekommen...“, sagte die Katze kurz angebunden. „Wenn du mehr darüber erfahren willst, kannst du hinter mir herlaufen...“ Ohne seine Antwort abzuwarten, wandte sie sich um und segelte in einem schnellen Tempo davon. Maurice, Pierre und Missy warfen sich überrraschte Blicke zu und hasteten hinter ihr her.

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