Jasmin Fischer

Engel

Es war ein eiskalter Nachmittag im Januar 1967. Riesige Tannenbäume, die unter den Schneemaßen ächzten, säumten den Wegesrand. Ein Reh hüpfte über den Schnee . Sie stakste den Pfad hinunter auf dem Weg ins Dorf der Menschen. Tief verhüllt in einen weißen Umhang, versuchte Sealie Recel ihre Angst zu überwinden. Sie hatte schneeweiße kurze Haare, weiche Gesichtszüge, helle Haut und azurblaue Augen. Sealie war ein Minogi und diese Spezies konnte sich in ein Tier verwandeln. Diese Art was sehr verhasst bei Menschen. Minogis mussten sich nach dem Krieg im Wald ansiedeln, denn ihren Lebensraum hatte ihre feindliche Spezies eingenommen. Doch ihre Schwester Sahra war schwanger und Sealie musste Pillen für sie kaufen und sich in das Dorf Gronday wagen. Schneeflocken wirbelten um Sealies Kopf und eine neue Schicht Schnee bedeckte innerhalb von fünf Minuten den Boden. Das siebzehn jährige Mädchen erreichte das Dorf und hielt vor dem Tor an. Sie hatte sich einen Plan überlegt, wie sie hinein gelangen könnte. Zwei Wachen standen vor einer massiven Mauer, die Gronday einschloss und es vor Minogis schützte. Sealie zog die Kapuze tief ins Gesicht. Die Wachen verschränkten die Speere und ein Mann zischte: „Ihr Name?“ „Samantha Revis“, erwiderte Sealie kühl, während der Mann seinen Finger am Namensregister heruntergleiten ließ. „Ah, ja, Doktor Revis!“, sagte die Wache und ließ seinen Speer sinken. „Für Sie machen wir auf“. Sealie glitt zwischen den Männern hindurch und hörte einen von ihnen sagen: „Ich hatte Samantha anders in Erinnerung...“ Gronday war ein hübsches Dorf mit vielen aneinander gereihten Häusern mit bunten Fensterläden und Türen und gepflasterten Straßen, auf denen altmodische Autos entlangratterten. Leute hasteten zur Arbeit oder irgendwo anders hin. Nichtsdestotrotz versteckte dieses Dorf Bosheit und Schmerz, den die Menschen über all die Jahre Minogis zugefügt hatten. Sealie ging weiter und fand die Apotheke, in die sie musste. Es war ein älteres Gebäude mit einem Rosengewächs, das sich an der Wand hochrankte und jetzt, im Winter erfroren war. Sealie trat ein und ein außergewöhnlicher Duft stieg ihr in die Nase. Ein Geruch von Nelke und Pfefferminz. In der Apotheke reihten sich Regale mit Medikamenten, Ölen und sonst irgendwelchem Zeug. Vor dem Tresen saß ein älterer Mann, der misstrauisch alle beäugte und gerade ein Medikament einer Dame über das Laufband zog. Da entdeckte Sealie die passenden Pillen, doch diese waren ganz oben auf dem höchsten Regal, und sie kam nicht an sie ran. Der Herr, dem die Apotheke gehörte, stand widerwillig auf und sagte: „Was wollen Sie?“ „Ich brauche die Pillen, die ganz oben liegen, bitte, die Engelhardt Pi...“, sagte Sealie und riss die Augen auf. Sie hatte sich offenbart. Sofort wuchsen mächtige weiße Flügel aus ihren Schultern und stießen den Verkäufer mit voller Wucht um. Alle im Geschäft schrien auf, als die Flügel ein Loch in die Wand schlugen und Staub von der Decke rieselte. Sealie versuchte sich zurück in einen Menschen zu verwandeln, doch kein Wort kam aus ihrem Mund. Im Raum herrschte Panik. Alle schrien durcheinander und versuchten zu fliehen, einschließlich Sealie. Jemand hatte wohl einen Knopf an der Wand gedrückt, denn sofort schrillte ein gellender Alarm durch die Apotheke.

Fortsetzung folgt...

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Stream of thoughts: Stories and Memories – for contemplating and for pensive moments (english) von Heinz Werner



Do we know what home is, what does this term mean for modern nomads and cosmopolitans? Where and what exactly is home?
Haven't we all overlooked or misinterpreted signs before? Are we able to let ourselves go during hectic times, do we interpret faces correctly? Presumably, even today we still smile about certain encounters during our travels, somewhere in the world, or we are still dealing with them. Not only is travveling educating, but each travel also shapes our character, opens up our view for other people, cultures and their very unique challenges.
Streams of thoughts describes those very moments - sometimes longer, sometimes only for a short time - that are forcing us to think and letting us backpedal. It is about contemplative moments and situations that we all know.

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