Lena Kelm

Der Hunger ist keine Tante - Teil 3

In der Mitte steht ein sehr flacher runder Tisch, etwa drei Meter im Durchmesser. Wir lassen uns im Schneidersitz nieder. Ein vielleicht zwölfjähriges Mädchen erscheint mit einer Wasserschüssel, Seife und Handtuch. Wir dürfen unsere Hände der Reihe nach waschen. Und werden zum gekühlten Kumys und heißen Tee eingeladen. Kumys oder Stutenmilch wird übrigens auch heute in Europa in der Naturheilkunde als bewährtes Heilmittel angewandt. Die Getränke werden traditionell in Pialas, ähnlich chinesischen Teeschalen, gereicht. 
Mein Mann kostet zum ersten Mal im Leben Stutenmilch. Und bestimmt zum letzten Mal, das sehe ich seinem Gesichtsausdruck an. Ich wähle den aromatischen starken Schwarztee mit heißer Sahne.
Kasachischer Tee unterscheidet sich kaum vom englischen wie ich später in Europa feststellte. Kasachen tranken zu jener Zeit weder Kakao noch Kaffee, auch keinen russischen Brottrunk Kwas. Auch Säfte waren ihnen fremd. Russischen Wodka kannten sie, den brachte mein Bruder als Geschenk für seinen kasachischen Freund, sowie Konfekt und Kekse für die Kinder und einige haltbare Lebensmittel, vor allem Mehl, Zucker, Reis, Salz und Streichhölzer.
Ich sehe mich neugierig im Raum um, links von mir eine kasachische Schlafstätte, mit bunten Laken und Steppdecken abgedeckte Matratzen, an der Seite ein Stapel Kissen, fünfzehn, vermutlich entsprechend der Anzahl der Familienmitglieder. Rechts zwei grobgezimmerte niedrige Regale und eine karge Ausstattung an Tellern und Schalen, ausreichend für Nomaden. Diese Familie lebt jedoch nur teilweise als Nomaden, denn während der Schulzeit gehen die Kinder aufs Internat und die Eltern ziehen mit den Schafen in die Nähe einer Siedlung (Kolchose).
Ab und zu stecken Kinder ihre Stupsnasen durch den Spalt im Vorhang, schauen neugierig mit schwarzen schelmischen Augen herein und verschwinden wieder.

- Fortsetzung folgt -


 

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