Heike Henning

Wie der kleine Igel und seine Freunde... Kapitel 1 und 2

Wie der kleine Igel und seine Freunde dabei halfen,
das Virus zu besiegen

 

1.Kapitel – Die Hasenfamilie ist in Not!

In Tante Emmi's Garten lebte ein kleiner Igel. Er war sehr geschäftig und lief leise schnaufend im Garten umher. "Pfff, pfff, pfff!" - man hätte denken können, eine alte Dampflok hat sich im Garten verirrt! Doch wer Igel kennt, weiß, dass dieses Geräusch völlig normal ist und zur Igelsprache gehört.

 

Das Stacheltierchen lebte schon in fünfter Generation unter dem alten Haselnussbaum, gleich neben der großen Kompostkiste.  Direkt hinter dem Garten begann ein großer Wald und alle Tiere lebten hier, wie im Paradies.

 

Eines schönen Sommertages, der Igel schlief noch tief und fest, denn er war ein Langschläfer, klopfte es laut donnernd an den Igelbau:

 

"Iigel, wwach' auf, sschnell, und ööff'ne die Tür! Alle Hahaasenkinder sind krank, wir mühüssen ihnen helfen!"
Es war Maulwurf Moritz, der, wenn er aufgeregt war, sämtliche Buchstaben und Wörter stotternd durcheinander wirbelte.

 

"Waaas?", brummte das Igelchen verschlafen und kringelte sich wieder ein. Doch Moritz gab keine Ruhe und rollte den Stachelball fest entschlossen bis vor die Tür.

 

"Heey! Was soll das? Ich kriege ja einen Drehwurm!"

 

"Drehwurm hin, Drehwurm her - die Hasenfamilie ist in Not und braucht uns!", schimpfte Moritz und hatte dabei sein Stottern völlig vergessen.

 

"Hasen? Not?" Jetzt machte es beim kleinen Igel endlich "klick", und er war putzmunter. Na, dann lass' uns keine Zeit verlieren! Nichts wie hin, zum Hasenbau! Komm mein Freund, wir werden sehen, was wir tun können."
Und noch nie in der ganzen Tiergeschichte hat man Igel und Maulwurf  so schnell laufen sehen!

 

Doch was war das? Das schöne Hasenhaus am Waldrand war mit einem großen Zaun aus Holz umgeben! Am Tor hing ein eisernes Schloss und kein Tier war weit und breit zu sehen! Dabei hatte die Hasenfamilie viele Freunde und war bei allen Waldbewohnern beliebt! Doch da entdeckten sie am Zaun ein Schild, worauf in dickgedruckten Lettern stand: "Quarantäne!" Erschrocken und hilflos verharrten die beiden, denn sie wussten nicht, was dieses Wort bedeutet.

 

Doch das Igelchen wäre nicht das Igelchen, ohne eine gute Idee. "Die Eule!  Sie muss dieses Wort kennen, denn sie ist alt und weise. Frau Eule wird uns helfen!"
Hurtig machten sie sich nochmals auf den Weg und begegneten dabei der Krähe.

 

"Habt ihr's schon gehört, kraa, kraa? Die Hasenkinder sind krank! Sie haben einen Virus!" Und schon flog der schwarze Vogel weiter, denn er war bekannt dafür, wichtige Nachrichten im Waldgebiet zu verbreiten.

 

"Wwas ist denn nun wwieder ein Virus?", fragte Maulwurf Moritz besorgt, und der Igel zuckte nur ratlos mit den Schultern.

 

 

2.Kapitel – Kluger Rat vom Eulenvogel

Doch inzwischen waren sie schon an der alten Eiche angekommen - hier wohnte Frau Eule schon seit ewigen Zeiten. Sie zogen an der langen Klingelschnur - doch niemand hörte sie und alles blieb still.

 

"Ach, du spitzer Stachel!", rügte sich der Igel nun selber. "Daran hätten wir denken müssen! Frau Eule ist nur in der Nacht aktiv, am Tag schläft sie tief und fest!"

 

"Wwas ssollen wir jetzt tun?", wisperte Moritz ängstlich und die Worte wollten schon wieder nicht so aus seinem Mund kommen, wie es sich gehörte.

 

"Wir müssen richtig Krach machen!", entschied der Igel.
 

"Nnur wwie?", warf der Maulwurf ein.
 

"Ganz einfach! Wir holen Onkel Specht! Er soll laut und kräftig an den Stamm der alten Eiche klopfen! Dann muss Frau Eule doch munter werden!"

 

Gesagt, getan. Onkel Specht saß zum Glück nur drei Bäume weiter an einer großen Fichte und hämmerte mit seinem spitzen Schnabel, was das Zeug hielt.

 

"Haaallo, Onkel Speeehecht!", riefen beide wie aus einem Munde.

 

Der bunte, gutmütige Vogel war mit einem "Bitt, bitt, bitt!" sofort zur Stelle. Schnell wurde alles erklärt und Onkel Specht schärfte schon mal seinen spitzen Schnabel. Und ehe man sich versah, klebte er fest an der morschen Rinde der alten Eiche und hämmerte, bis sein Schnabel stumpf war. Hie und da erwischte er dabei einen fetten Wurm oder einen Käfer, verschluckte ihn gierig - und schon ging's weiter: "Ratterattattattattatt!"

 

Igel und Maulwurf sahen dem Treiben von unten ungeduldig zu: "So ein Lärm, davon muss doch Frau Eule endlich munter werden!", stöhnte das Igelchen genervt.
Und tatsächlich: Knarksend öffneten sich die Fensterläden der Eulenwohnung. Völlig verschlafen und mit noch fast geschlossenen Augen lehnte sich die graue Frau Eule aus dem Baumloch. Sie plusterte ihr rundes Eulengesicht auf, und begann zu sprechen. Dabei öffnete sie plötzlich ihre großen, klugen Augen und zwinkerte genau dreimal: 

"Was kann es denn soo dringendes geben, dass man mich am hellichten Tage, mitten im Tiefschlaf wecken muss?", fragte sie bedächtig und schloss dabei ein Augenlid, denn das Tageslicht machte ihrem Sehvermögen sehr zu schaffen.

 

"Frau Eule, wir sind's, Maulwurf und Igel! Bitte verzeih'n Sie die Störung, aber es handelt sich hier um einen Notfall!" Und fast ohne Pause erklärten sie der Eule die Situation.

 

"Aaah, und ihr wisst nicht, was das Wort "Quarantäääne" bedeutet!" Dabei zog sie das "ä" soweit in die Länge, dass es automatisch in einem Gähnen endete.
"Nun gut, dafür, dass ihr beide die Obere Waldschule besucht habt, ist eure Wissenslücke eigentlich nicht zu verzeihen!", bemerkte sie streng und schulmeisterhaft. "Aber was nützt es, dann müssen wir eben euer Wissen wieder auffrischen." Dabei zwinkerte sie so geschickt mit ihren großen Augen, dass die beiden "schlechten" Schüler erleichtert aufatmeten. 

"Aalso.", begann Frau Eule und putzte sich beim Sprechen in aller Ruhe ihren linken Flügel. "Eine Quarantäääne ist sozusagen eine Vorsichtsmaßnahme. Wenn ein Tier so krank ist, dass die Gefahr besteht, dass sich die anderen Tiere bei ihm anstecken, zum Beispiel durch einen schlimmen Virus, verhängt die Waldgesundheitspolizei eine Quarantäääne. Das heißt, das Tier, also der Patient muss zu Hause bleiben und darf mit niemandem in Kontakt kommen, außer mit den Angehörigen seiner Familie!"

 

"Au bbacke, die Wwaldgesundheitspolizei ist aber streng!", meldete sich Maulwurf Moritz zu Wort.

 

"Jaaa, aber nicht ohne Grund!", belehrte ihn die Eule. "Nehmen wir an, das kranke Tier, also der Patient bleibt nicht zu Haus und geht seinem normalen Tagwerk nach. Er geht auf die Jagd oder sucht nach Beeren und trifft so auch andere Waldbewohner und hat zu ihnen Kontakt."
"Naaa?", fragte die Eule, "Fällt euch beiden dazu nichts ein? Oder habt ihr die Schulbank der Oberen Waldschule womöglich umsonst gedrückt?"

 

"Nein, nein!", riefen beide gleichzeitig, "Der Patient kann andere Tiere mit der schlimmen Krankheit anstecken!"

 

"Ach, sieh mal da!", schmunzelte Frau Eule in ihren runden Federbart hinein. "Na wenigens könnt ihr gut kombinieren und eins und eins zusammenzählen. So gefällt mir's!", dabei drehte sie erhaben ihren runden Eulenkopf zur Seite. "Der Patient könnte also alle anderen Waldtiere anstecken, und alle wären krank! Keiner könnte mehr Nahrung besorgen oder sich um seinen Nachwuchs kümmern. Am Ende würde es keine Tiere mehr geben und alle würden verhungern."

 

"Aber das wäre ja schrecklich!", rief der Igel und stellte besorgt seine Stacheln auf.

 

"Jaaa, aber dafür gibt es ja zum Glück die Quarantäääne", beruhigte nun die Eule und schloss beide Augen mit einem Mal.

 

"Jja, zum Gglück!", wiederholte Moritz erleichtert und hielt sich hilfesuchend am Tätzchen vom Igel fest.

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Heike Henning, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.06.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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