Karl-Konrad Knooshood

Deutschsprachige Musikwunder 34 - Buchstabe I 340 bis I 349

 


 

 

  1. ICH + ICH – "Du erinnerst mich an Liebe" (2005)

Wonnewatteweich kommt sie sanftmütig daher, sensibel wie ein flauschiger Kuschelbär kommt diese Liebeserklärung daher, ein vorsichtiger Vorstoß von ADEL TAWIL, dem Sänger und der einen Hälfte von ICH + ICH, dem Duo, das die 2000er mit allerlei Hymnen an das Leben, die Liebe und die Gemeinschaft aufwertete und musikalisch fast vollkommen veredelte. Die zweite Hälfte des Duos ist NDW-Urgestein ANNETTE HUMPE (Ex-IDEAL, siehe unmittelbar unter dem zweiten ICH+ICH-Hit hier drunter), die die Texte schrieb und produzierte. Eine sanfte Popballade, die zu Herzen geht und Herzen zu rühren vermag, damit haben wir es hier zu tun, wunderbar leicht und einfühlsam. Wer es nicht lieben kann, muss unempfindlich gegen jede noch so hübsche Schmeichelei sein. Liebe fühlte sich noch nie so gut an in einem Song. Liebe ist eh das einzige Ding von Bestand in dieser Welt, das sagt der Text doch längst, was soll der Protagonist ohne bloß sein? Voll von Zweifeln und beim Verzweifeln.

 

  1. ICH + ICH – "Vom selben Stern" (2007)

80er-Geräusch-Chaos ganz zu Beginn, nach wenigen Sekunden gibt es ein paar verhärmte Geräusche zu hören, während sich der harmonische Beat anschließt, immer noch sanft aber flott und dynamisch: "Feel good!" scheint da jemand zu säuseln, und man weiß nicht, ob es aus dem Hintergrundsample aus BLUR-Sänger DAMON ALBARNs Nebenprojekt, der rein "virtuellen" Band GORILLAZ (sic!, mit Z am Ende) und deren "Feel Good Inc." (2005) stammt. Könnte sein – und passt perfekt hier. Ein weiteres Lied an die Liebe, über die Liebe – und Toleranz, da wir ja alle "vom selben Stern" kommen – was gewiss niemand bestritten hat, denn Problem ist nicht, dass wir alle (nur) Menschen sind! Im Musikvideo wird, ähnlich wie bei MICHAEL JACKSONs Supersong "Black Or White" (1991) die Morphing-Technik angewandt, die Gesichter fließend ineinander übergehen lässt, sodass man die Übergänge nicht sieht, sehr elegant. Es ist eine computergrafische Trickserei, die immer wieder schön aussieht. Unabhängig davon ist es eine wundervolle Botschaft (theoretisch), dass wir alle doch so süße kleine Menschlein sind. Keiner bestreitet dies, wie gesagt, es gibt nur dennoch Konflikte. Und nicht alle sind gleich (nur in der Tatsache, dass sie Menschen sind) und es wird schwierig manchmal. Ideal ist dieses Lied und idealistisch gemeint – man muss es mögen, auch hier soll das Herz gerührt werden. Wer liebt es nicht? Ich liebe es! Ihr nicht auch? Meisterlich! Meisterhaft. Fabelhaft. Gar nicht übel! "Wir sind noch lange nicht zerbrochen, wir sind ganz!"

 

  1. IDEAL – "Blaue Augen" (1982)

Kommen wir von "ICH + ICH" zu IDEAL! Die rotzfreche Stimme von ANNETTE HUMPE, die damals noch mit maulender Nörgeligkeit und Mut zur stimmlichen Hässlichkeit (oder zumindest nicht betörend süßlich) sang, war noch weitaus näher an jeglicher trostlosen Gesamtrealität, die denn doch die Wahrheit mancher Gesellschaft durchströmt. Liebeslieder sind was Feines, sie werden niemals alt, da ihr Thema zeitlos ist.

Jeder Mensch kann irgendwas über Liebe singen, irgendwas Banales, Belangloses. Doch etwas Originelles zu einem im Grunde "abgedroschenen" Thema zu kreieren, ist nicht immer leicht. IDEAL ist dies gelungen: "Deine blauen Augen machen mich so sentimental!" brüllt Sängerin HUMPE, klatscht es einem fauchend entgegen, das missgestimmte Klavier tut sein Übriges, um die Stimmung mit Kuriosität aufzuladen! Dann wird erstmal lang und breit erzählt, wie wenig man sich aus Feten, Luxus und "dem ganzen Hassel um die Knete" macht, dass "nur der Scheich […] wirklich reich" sei, ja, so ist die Liedprotagonistin, die sich in den blauäugigen (im rein wörtlichen Sinne) Typen verknallt hat und weich wird, wenn sie in sie blickt. Wunderschön rotzige Nummer, die in ihrem rockigen Sound und dem disharmonischen Gesamtkonstrukt schnell klarmacht, wieso die NDW eines der "Kinder" des Punkrock ist: Es fetzt gehörig ab hier, dass einem Hören und Sehen vergeht! Also: Regler auf, Lied drauf, hören! Und genießen. Und: Alles von der NDW ist gut.

Oft kopiert, unter anderem von DIE PRINZEN, einer Band, die ANNETTE HUMPE ebenfalls produziert hat, auch von BLÜMCHEN (eine ihrer akzeptablen aber nicht guten Leistungen) – und vielen frechen Punkbands.

 

  1. IDEAL – "Eiszeit" (1981)

Im Gegensatz zum Liebeslied "Blaue Augen" ist dieses eiskalt, völlig ohne positive Emotionen, nicht aber emotionslos. Indifferent auch nicht, nur eine gewisse Weise. Gleichgültig ist der Protagonistin alles hier. Sie möchte abschalten, sich abkapseln, sie möchte mit niemandem reden, nirgendwo mehr hingehen, eine Sinnkrise, eine Krise mit der Menschheit. Sie will keine Kontakte mehr. Sie zieht sich in sich selbst zurück, diese frauliche Person – und verliert sich in sich selbst, hält sich die Hand, führt Selbstgespräche. Warum, wird nicht klargemacht, es scheint eine Art Langeweile + Überdruss im Spiel zu sein. Was in Corona-Zeiten unabsichtlich geschieht, dass man sich zurückzieht und zurückziehen muss, lauter Abstand zu all den Menschen, die sich in dieser Zeit als die letzten A-Geigen erweisen, war in den 80ern vielleicht ein Zeichen von Tristesse. Depressionen können es gewesen sein – oder einfach chronische Bocklosigkeit auf alles. Das Lied ist derartig mollartig, ANNETTE HUMPEs Maulen auf einem Höhepunkt, das Quengeln wirkt hier mehr denn je. Ein kaltes, rasantes Lied, irgendwo zwischen typisch-NDW, Punkrock und Rock'n'Roll, mit einer wirklich unterkühlten Atmosphäre: "In mir beginnt die Eisheit – Minus 90 Grad!" stellt sie klar, die Protagonistin. Es fröstelt einen. Gerade das macht das Ganze hier zu einem unikalen Stück Meisterschaft in Musik!

 

  1. IDEAL – "Erschießen" (1981)

Etwas beklemmender Text: "Komm wir lassen uns erschießen – zwei Schüsse mitten ins Gehirn!" fordert die Protagonistin des Songs jemanden auf, einen womöglich männlichen (oder weiblichen?) Partner, einen "Komplizen" bei etwas vielleicht nicht Ungesetzlichem, doch etwas Selbstzerstörerischem. Oder einfach Fatalismus oder Lebensmüdigkeit? Oder ein Zeichen von "Autismus", wie es die arrogante Gazette DIE ZEIT, die den größeren Teil des Textes feige hinter einer horrenden Bezahlschranke versteckt? Schwer zu deuten. Die Krassheit des Textes erweist einen großen Dienst, wenn es darum geht, dieses Lied NDW-historisch einzuordnen. Der düstere Sound ist noch um einiges härter und kompromisslos bitterböser und trister als schon "Eiszeit", das im direkten Vergleich fast wie eine Clownsnummer mit Saufsong-Potenzial aussieht.

"Langeweile killt nur langsam – du wirst seh'n, es tut uns gut", heißt es unter anderem, was ziemlich absurd ist: Schüsse (gerade in den eigenen Kopf – oder dieses "Death by Cop"-Prinzip) sind nämlich alles andere als "gesund" und tun auch nicht gut.  

Das Finale packt besonders: "Nach Schüssen!" singt sie immer wieder, kreischt es eigentlich mehr. Was die Sängerin bewegte, diesen Song zu schreiben? Schwer zu sagen. Definitiv ein Song für die Ewigkeit, der von dunklen Zeiten künden kann, die vielleicht noch kommen: Wer wird in der Düsternis, die uns bevorsteht, wenn gewisse GRÜNE oder andere an die Macht kommen und alles heruntergefahren wird zugunsten des Klimaschutzes und dämlich-albern-sinnloser Maßnahmen gegen ein nie ganz besiegbares Virus. Wenn Armut, Entbehrung, Verzweiflung ausbrechen. Dann wird es vielen Menschen so gehen. Schießen – oder erschossen werden – das ist hier die Frage. Und jeder wird sie für sich selbst beantworten (müssen).

 

  1. ILLEGAL 2001 – "Nie wieder Alkohol" (1993)

Wenn wer einen Saufsong will, der richtig alle Klischees bedient aber auch den Kater danach (sogar hauptsächlich) thematisiert, muss er sich an ILLEGAL 2001 wenden. Die Band um den prollig klingenden Sänger THOMAS LÖTZSCH kommt aus der Nähe von Eckernförde in Schleswig-Holstein (Home of the fucking "PÖBEL"-RALLE STEGNER, SPDrinks) – und ist für viele fantastische deutsche Songs für Bier- und Saufselige bekannt. Dies ist ihr bekanntester, der von dem Typen handelt, der: "Sonntagmorgens, ich lieg im Bett – die Sonne scheint – und du bist weg – über die Schmerzen im Kopf will ich mich gar nicht beschwer'n – doch was gestern los war, das wüsst' ich schon gern – Oja, das wüsst' ich schon gern!" – Richtig. Der größte Prominente im Alkohol-Game: Herr von und zu Filmriss: Man weiß nicht mehr, was man am Vortag gemacht hat, das Saufen hat einem das Gedächtnis verbrutzelt. Nicht prahlen wollend, muss ich dennoch sagen: Ich persönlich hatte noch nie einen, obwohl ich schon manches Mal echt heftig gesoffen habe und besoffen war. Doch normalerweise kommt er – und wenn, ist er ein mieses Gefühl. Abgesehen vom Kater: Man ist dehydriert, ausgelaugt, der Körper rebelliert. Fisch-Essen wie Rollmops ist nur bedingt zu empfehlen, denn oftmals muss man kotzen. Milch (mein erstes Mittel der Wahl) konnte zwar das Sodbrennen lindern und verschaffte wichtige Proteine, löste in meinem Magen aber ein unangenehmes Übelkeitsgefühl des Ausgehungertseins aus.

Der Typ sitzt dann auf der Bettkante, kann sich an fast nichts erinnern, außer, dass er mit einer gewissen "ROSWITA" "rumgemacht" haben muss, was ihm wohl dem Tonfall nach zu urteilen, nicht zwangsläufig gefallen hat. Damals, in den mittleren 90ern, konnten Frauen noch Roswita heißen, waren aber nicht mehr die allerjüngsten, sondern mindestens Ü30. ROSWITA, ein seltener gewordener Name, aber einer, an den auch ich keine guten Erinnerungen habe: Ich kannte eine Person namens Roswita, sie war jenseits der 50 und eine ziemliche Haare-auf-den-Zähnen-Zimtzicke und üble Schabracke, eine richtig kratzbürstige Xantippe. Eine widerliche Person. Die Vorstellung allein, mit der "rumzumachen", löst in mir heute noch Gänsehaut und Schauder auf dem Rücken aus, wenn ich das Lied höre.

Dann natürlich die starke Lichtempfindlichkeit: "Jetzt scheint mir die Sonne – brutal ins Gesicht – und ohne Sonnenbrille – überleb ich das nicht!".

Danach erscheint noch die Freundin, deren Stimme sich hysterisch und lächerlich anhört, da der Sänger selbst sie "imitiert". Es gibt eine Standpauke: "Du hast zu viel gesoffen – und du hast zu viel gelacht – und außerdem die ganze Nacht mit Roswita rumgemacht! – Wahrscheinlich bist du fertig – und das geschieht dir auch ganz recht! – Doch wenn du glaubst, dass mich das stört, dann kennst du mich echt schlecht!"

Ja, immerhin: Sie war nicht weg, wie er es vorher vermutet hatte: "Vielleicht bist du bei Wolfgang - dieser dummen Sau – denn er ist immer so charmant – und ich bin immer nur blau!"

"Ich wache auf – und ich fühl mich nicht wohl – und ich schwöre mir: Nie wieder Alkohol!" – Das wollen wir uns zu Herzen nehmen! Für alle, die aufhören wollen, sei der ständige Kater, der Ärger mit Verwandten und Geliebten, das unanständige Fremdvögeln, die Lichtempfindlichkeit, die Kopfschmerzen, das ganze Drumherum – es lohnt sich nicht. Man war in geselliger Runde, hat viel gelacht und ist heiser und am Ende, ausgedörrt und ausgelaugt, und das ist alles. Es lohnt sich wirklich nicht! Echt! Also kann man es auch lassen. Wichtiges Lied als Anstoß genau dafür: NIE WIEDER ALKOHOL!

 

  1. INA DETER – "Neue Männer braucht das Land" (1982)

Fast eine eingedeutschte Version von "It's Raining Men" von den WEATHER GIRLS. INA DETER schwärmt und schwelgt in Phantasien von "neuen Männern", die es geben sollte, die "das Land" brauche. Gewisse heutige Exemplare aus den robusteren Teilen der Welt können wohl kaum gemeint sein, schließlich ist das Idealbild eines Mannes gemeint, in mehrfacher Ausführung, diverse Role-Models des Männlichen. "Ich schreib's an jede Wand – neue Männer braucht das Land" heißt es sloganartig im Refrain des rustikalen NDW-Hit. Tja, wenn man einen im Kaufhaus kaufen könnte – aber so einfach ist das nicht. Doch die neue Kollektion ist schon unterwegs. Jetzt gibt es sie in anderen Geschmacksrichtungen.

 

  1. IN EXTREMO – "Nur ihr allein" (2005)

Inständig hoffe ich, dass die Gruppe Japaner (möglicherweise auch anderweitige Asiaten) entweder engagiert war oder man ihnen anschließend erklärt hat, dass es sich um ein Musikvideo handelt und die verrückten deutschen Typen Mitglieder der Band IN EXTREMO, ihres Zeichens eine MITTELALTER-ROCK spielende Band, die hier allerdings einen eher klassischen Hardrock-Song gemacht hat, der es sogar relativ weit nach oben in die Mainstreamcharts schaffte. Das war 2005. Es handelt sich um ein mitgrölbares Beinahe-Sauflied, das jedoch seine sozial- und gesellschaftskritische Komponente hat. Es scheint um den Reichtum einer erlauchten Schicht zu gehen, die nun mal nicht gern hart schuftet und nicht "Sklave" sein will: "Zu dienen ist uns eine Qual – Ein Strick am Hals, der kratzt nun mal!" – Und die Opulenz wird gefeiert: "Herausgeputzt an hohen Tafeln – hört man uns vom Reichtum schwafeln" – "Dafür hassen uns die Neider – doch nachts, da klau'n wir ihre Weiber – Wir machen's wie die Sonnenuhr – Wir zähl'n die heiteren Stunden nur!" Dekadenz ist Opulenz ist Prunk ist Trumpf in diesem Lied, nur wenig "mittelalterliches" Melodie- und Musikmaterial ist hier zu finden, ein wenig Instrumente, nur Dudelsäcke, aber hauptsächlich im Überleitungsteil: "Zarte Liebe ist uns heilig – doch wir haben's meistens eilig – denn wer nicht kommt zur rechten Zeit – der muss sehen, was übrigbleibt" heißt des denn dort auch. Melodisch auf höchstem Niveau, das grölende Röhren des Sängers MICHAEL ROBERT RHEIN (Künstlername: DAS LETZTE EINHORN, nach dem gleichnamigen Zeichentrickfilm, USA, GB, J, D, 1982) dennoch gewöhnungsbedürftig, weiß das Lied nicht nur zu unterhalten, sondern auch zu begeistern. Schockierend schön, bedenkens- und nachdenkenswert, so wie ein guter Song sein muss. Und der berühmte MITTELALTER-ROCK gehört zu einem der schönsten Teile deutscher Musikkultur.

 

  1. INSTERBURG & CO. – "Ich liebte ein Mädchen" (1973) 

Locker-leichte Lyrik, die wie ein Perpetuum Mobile sich immer weiter "drehen" könnte, die immer "weitergehen könnte", als seien es "schon 400 Strophen – und kein Ende in Sicht", wie es DIE ÄRZTE mal über larmoyante Protestsongs in ihrem "Grotesksong" (auf dem Album "13", 1998) formulierten – die ist schön. Leichtverdaulich, schwer unterhaltsam, süchtig nach mehr machend, man könnte ungefähr 10.000 oder mehr weitere Kurzstrophen anhängen. Das Reimschema ist dabei, wie bei diesem berühmtesten Lied der Band um INGO INSTERBURG (2018 leider verstorben), die sich als Komiker- und Blödellied-Band (in Urbesetzung von 1967 bis 1979) einiges Renommee erspielte und die Humorzentren von Millionen menschlicher Hirne der Bundesrepublik aufs Vortrefflichste stimulierte. Auch der im vergangenen Jahr leider ebenfalls verstorbene KARL DALL war zeitweilig Mitglied, Hauptinitiator war allerdings INGO INSTERBURG, der auch später noch immer wieder solo sein Lied zum Besten gab.

OTTO WAALKES schuf eine ebenfalls hörenswerte Parodie, das "Schäfchenlied", welches in seinem ersten Komödienspielfilm "OTTO – DER FILM" (1985) zu hören ist, als er Frau VON KOHLEN ZU REIBACH per Gitarre in den Schlaf singt, um freie Hand beim Diebstahlsversuch von einer wertvollen Brosche zu haben (er führt diesen Diebstahl dann nicht durch, da sein Gewissen ihm dies verbietet). Ein vergnügliches Mädchenlied. Ich empfehle auch ausdrücklich: OTTO WAALKES "Neuversion".

 

  1. IXI – "Der Knutschfleck" (1983) 

Hier handelt es sich um das albernste und kindischste, somit kindgerechteste kleines Hit-Söngchen der Neuen Deutschen Welle, eines der Lieder, die schließlich, aus Sicht vieler Kritiker, den letzten Sargnagel auf die authentische Ernsthaftigkeit des zwar oft skurril und lächerlich dargestellten aber mit tieferer Bedeutung aufgeladenen Genres, hämmerten. Will man Kinder an die NDW und ihre historische Bedeutung heranführen, müsste man mit diesem sanften Lied starten, das neben "Fred vom Jupiter" (ANDREAS DORAU UND DIE MARINAS) einfach nur total peinlich ist in seiner Infantilität: Es beginnt mit einem Kinder-Abzählreim – ernsthaft? Ernsthaft! Dann geht es weiter ins Lala-Land des Lachens, hahaha, hihihi, hohoho, huhuhu, "Mach mir doch kein'n Knutschfleck, alles nur kein'n Knutschfleck – so'n Fleck hat nur den einen Zweck: Der Knutschfleck bleibt – und du bist weg", heißt es, dazu diese elektronischen Geräusche, die an Kinderspiel-Instrumente erinnern, aber natürlich elektronisch erzeugt sind, womöglich mit Synthesizern und Keyboards. Dann orgelt das so durch in dieser unfassbar kindischen Weise – und doch: Es hat eine gewisse Prise Etwas! Man kommt nicht drumherum, kurzum: Ich liebe es, es ist geil. Man wird es mögen! Mochte es auch ROLF ZUKOWSKI, der König der Kinderliedermacher? Wir wissen es nicht! Mir ist (noch) keine Coverversion von ihm bekannt. Passen würde es ja ins kindgerechte Programm. Doch die Passage mit dem "Doktor mit mir spielen" muss raus! Die wäre etwas, das man nicht gern mit Kindern assoziiert sehen will!

 

War das Lied der Anfang der schrecklich fatalen "Infantilisierung der Gesellschaft"? Mitnichten! Die begann erst so richtig an Fahrt aufzunehmen in den späten 2000ern und 10er Jahren des 21. Jahrhunderts. Wird sich die Menschheit durch kindische Verantwortungslosigkeit in vermeintlicher "Klima- und Gendergerechtigkeit" selbst vernichten? Je ne sais pas! Nur eins steht fest: Solcherlei ist schon leicht beunruhigend! Dennoch: Geben wir uns das, bevor eines Tages von einer einsamen Insel aus zurückgeblickt wird, mittels dieses Liedes, auf alles, das da mal war.

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