Karl-Konrad Knooshood

Deutschsprachige Musikwunder 58 - Buchstabe S 557 bis S 561

 


 

 

  1. SILBERMOND – "Das Beste" (2006) 

Okay, okay, okay! Muss man wohl erwähnen! Da ist also SILBERMOND, die "beste" Entdeckung, die sich aus dem frechen, fernen Sachsen (jemals) neuerdings aufgetan hat: Die 2000er stehen in ihrer zweiten Hälfte ganz im Zeichen dieser Band – und JULI, die sind aber woanders her. Diese Schmachtballade zum Liebeslob ist so romantisch, so kitschig, so unheimlich banal und doch packend, dass es mir längst jede Spucke im Mund gefrieren lässt. Ich liebe dieses Lied – und ich hasse es. Wie wohl jeder! Der Ohrwurm schlechthin, für den ein Radiomoderator eines Lokalsenders sogar vorübergehend seinen Job verlor. Er wagte es nämlich und spielte das Lied in Endlosschleife immer und immer wieder – eine ganze Stunde lang. Warum? Er hatte Liebeskummer, seine Partnerin hatte ihn verlassen – und er hoffte, sie wiedergewinnen zu können. Ob es geklappt hat, weiß ich nicht mehr. Sein Chef musste ihn für den Sermon gleich mal beurlauben.

Warum auch nicht? Man kann nichts dafür, wenn man einen Ohrwurm hat. Mir ging es mal mit "Computerliebe" von DAS MODUL so (siehe sehr viel weiter oben), das konnte ich rauf und runter hören, und das ist nicht mal halb so gut wie dieses hier! Das hatte ich damals zigmal auf ein und dieselbe Aufnahme-Audiokassette aufgenommen. Es ist einfach irre! Nun, genießen wir STEFANIE KLOß' einzigartige Stimme, die das ganze Ding hier als Sängerin performt. Das beste Lied ist es freilich nicht von SILBERMOND, da kenn ich bessere (siehe etwas weiter unten). Aber es ist für all die Liebenden…Nett. Für die einsame Insel, aber nur Zweisamkeiten dort!

 

  1. SILBERMOND – "Durch die Nacht" (2004) 

SILBERMOND zu thematisieren, ist schon hart genug. Diese oftmals überschätzte Musikgruppe, jener "gemischte Chor" aus Weiblein und Männlein, fiel erstmalig (un-)angenehm auf mit diesem Stück, dessen Musikvideo an vorderster Front einer Art Kunstwerk entspricht. Der Text vermag darüber hinaus, kombiniert mit seinem Vortrag in einer Popballade mit Herzfaktor, vollends zu überzeugen. Dieser erste Geniestreich der Band hätte sie zu einem würdigen One-Hit-Wonder werden lassen können, dabei hätten sie es bewenden lassen sollen. Wie es nicht selten genug läuft: Es musste weitergehen. So blieben uns etliche penetrante Ohrwürmer und – andererseits – einige Totalausfälle in peinlich-peinigender Songform leider nicht erspart! Ein Multi-Hit-Wunder entstand. "Durch die Nacht" ist immer noch ihr kraftvollster Song, bewegend, berührend – man kriegt "Pipi" in die Augen, man fühlt wahrlich mit. Für einsame, zweisame und belebte Inseln, für die Geschichtsbücher der deutschsprachigen Musik. "Ich krieg dich nicht aus meinem Kopf – und dabei muss ich doch!" Liebeskummer hat noch nie so viel Spaß gemacht!

 

  1. SILBERMOND – "Lebenszeichen" (2006) 

Flüchtig betrachtet ein absolut nerviges Lied! Der Text ist echt gutmenschlich, um das Mindeste zu sagen. Regelrecht auf "Diversity" gepolt, könnte glatt aus den "woken" 2020ern stammen, der blanke Horror! Jedenfalls, wenn man die naiv-idiotischen Passagen anschaut. Die lauten etwa: "Haben wir uns schonmal gesehen – oder warum schauen Sie mich so schief an?" – Schon hier wird die Überempfindlichkeit sog. SJW-Sensibelchen klar: Ist es wirklich ein befremdeter Blick aufgrund Folgendem: "Liegt es daran, dass ich meine Haare länger trag – und Musik auch laut hören kann?" – Nun, bunte Haare passen nicht bei jedem menschlichen Wesen ins Gesamtbild. Mag sein. Damit muss man klarkommen, dass man da kurz "schief" angesehen wird. Wenngleich: Mittlerweile sind buntgefärbte Haare sowas von Mainstream…keine Sau achtet mehr darauf. Die Haarfarbe ist, ebenso wie die Hautfarbe, scheißegal, wichtig ist, ob man sich als bizarres menschliches Monstrum oder A-Loch oder sonstwas herausstellt oder nicht. Musik laut zu hören, öffentlich, ist: Ohne Kopfhörer irgendeiner Art, also mittels tragbarer (Mini-)Lautsprecherboxen = einfach asozial. Rücksichtsloses Verhalten und Lärmbelästigung, die vielfach, etwa im Bus, mitunter sogar verboten ist; mit Kopfhörer: abhängig von der Lautstärke und wie viel vom Musikalischen nach außen dringt, weniger schlimm. Mittlerweile gibt es Ohrhörer, die die Geräusche, die nach außen dringen, auf ein Minimum reduzieren. Also schön. Hätten wir das geklärt.

 

"Ich hör IRON MAIDEN, du tanzt zu TECHNO-Beats, ich trinke meinen Kaffee mit Salz; doch das hindert uns nicht, uns kennenzulernen, du wirst seh'n, wir könn'n uns trotzdem versteh'n!" Jaja, das hat doch niemand ernsthaft bestritten! Es ist mir scheißegal! Sängerin und Texterin STEFANIE KLOß rennt hier bei den meisten selbst noch so konservativen Menschen (wie mir) offene Türen ein. Ich werde einen Teufel tun, jemanden danach zu beurteilen, ob er seinen Kaffee mit Kaffeeweißer, Salz oder Süßstoff trinkt. Es gibt jedoch andere Eigenschaften, die störend sein können: Die woke moderne Gesellschaft (also die linke Minderheit, die sich für diese hält) zum Beispiel ist infantil, will die Sprache mit Genderschwachsinn verhunzen und ist entsetzlich intolerant gegenüber allen, die gewisse Rücksichtslosigkeiten nicht sehr spaßig finden. Spießig sind die dann, nicht wahr?

 

Naja, ist alles gutgemeint, das ist doch klar! Dieses Lied meint es im Grunde ja gut: Es ist die Aufforderung zu sozialem Kontakt, dazu, neugierig zu sein, auf neue Menschen zuzugehen, sich nach Gleichgesinnten umzusehen. Das zu beherzigen, kann nicht schaden. Das sollte jeder Mensch tun. Die GRÜNEN-Jugend oder die Juso-Husos und die sich für "woke" haltenden linksextremen Wirrköpfe genauso wie die ihre Heimat liebenden und Besorgnis äußernden Konservativen. Gemeinschaft ist wichtig. Deshalb soll man ein "Lebenszeichen", ein "Signal für mich" setzen, wie die Sängerin energisch Engagement fordert. In Zeiten, in denen man sich räumlich, zwischenmenschlich, mental und politisch voneinander separieren soll und der Regierung das noch ganz recht und billig ist, wird der positiv zu bewertende Part des Liedes bedeutsam. Eine lebenswichtige Botschaft: "Gib mir ein Lebenszeichen – und lass alle wissen, wer du bist – das ist ein Lebenszeichen – steh auf und zeig Gesicht!" – Gerade heute wieder wichtig: Gesicht zeigen gegen das Falsche, Böse und die Regierung, die in der neuen Covid-Krise nach und nach unsere Freiheiten und Bürgerrechte außer Kraft setzt und uns dafür alle als "Rechte" schimpft, womit sie seit kurzer Zeit (wenigen Jahren) sämtliche Nichtlinken und Nicht-Regierungskonformen meint. "Sind wir nicht alle ein bisschen gleich?" hintertreibt zwar das Ganze wieder und bietet das Paradebeispiel für das, was ich anfänglich meinte, aber "Don't judge a book by its cover" ist nicht nur ein schöner englischer Merkspruch, sondern zudem ein niedliches Zitat eines der geilsten 80er-Lieder, nämlich ABCs "The Look Of Love". Wie könnte es da ein schlechtes Lied sein? Nein, es rockt und hat ordentlich Punkpotenzial.

 

  1. SILBERMOND – "Schlechte Zeit für Optimisten" (2004) 

Mehr denn je könnte man über diese Zeit diesen Satz sagen, der die Grundlage für dieses relativ punkige Lied der sonst eher gefühlsseligen, zuweilen kitschig gefühlsduseligen Band aus dem schönen Sachsenland, bildet. 2005 war das nicht mal halb so schlimm wie heute. Okay, der globale islamische Terror hatte eine neue Dimension erreicht, nach dem 11. September 2001 metzelten sich muslimische Mörder und Mörderbanden durch die ganze Welt, vornehmlich Europa, die Anschläge von London und Madrid hatten ekelerregend abscheuliche Zeichen der Barbarei gesetzt, ein neues barbarisches Zeitalter drohte. Während man zu der Zeit aber noch davon ausgehen konnte, dass alles vielleicht doch noch gut wird und der Islam niemals in Europa Fuß fassen und die Mehrheit stellen würde und man auch nicht bereit war, zurückzutreten, um dieser Religion des Hasses freien Ausbreitungslauf zu lassen wie einem Virus. Leider stellte dann 2010 der unfähigste Bundespräsident bis dahin (dass FRANK-WALTER STEINMEIER dies noch weit unterbieten würde, konnte damals noch niemand ahnen), CHRISTIAN WULFF, unrichtig fest, dass "der Islam" zu "Deutschland" gehöre, was eine krasse Fehleinschätzung ist. Der Islam gehört hier ungefähr so hin wie Scheiße aufs Butterbrot: Gar nicht!

Man konnte also schon lange Zeit sagen, es sei eine schlechte Zeit für Optimisten, die "müssen ziemlich einsam sein", wie es im Lied lautet.

Wie jedoch könnte man auch Optimist sein, wenn die gesamte Weltordnung, die gesamte Gesellschaftsstruktur, wie man sie bisher kannte, umgewandelt wird? Wenn man nichts mehr wiedererkennt und sämtliche Normalität zugunsten eines übertriebenen Hygienekultes, zur angeblichen Bekämpfung eines gefährlichen Virus (etwas heftiger als Grippe, kaum letaler) durch Rechte-Entzug und Lockdown forever! Man soll sich zwar, laut Lied, die Stimmung durch die Pessimisten nicht vermiesen lassen (paraphrasiert), doch man muss sich echt fragen, wie dies noch möglich sein soll. Es ist natürlich ein Mutmachlied, wie es nicht unbedingt einzigartig in irgendeines Sprachgebietes ist. Wie Sand am Meer gibt es solcherlei. Das Besondere? Die Live-Version? Auch. Hauptsächlich aber der ansatzweise punkige Sound, gepaart mit der überschlagenden Stimme der Sängerin. Und dem klugen Text.

 

  1. SILBERMOND – "Symphonie" (2004)

Kitschig, schwülstig, sülzig – ist dieses Lied vielleicht. Vielleicht auch nur eine kleine Moll-Musiknummer als namensgebende "Symphonie", eine lahme, langatmige Ballade. Natürlich eines der bedeutendsten Lieder von SILBERMOND, der Inhalt geradezu typisch, klassisch, fast schon ein Klischee: Es läuft nicht gut in einer Beziehung, die sich als Griff ins vollgeschissene Klo erwiesen hat. Dennoch ist es tieftraurig, dass es so gescheitert ist. Sie sehnt sich, die Liedprotagonistin, dass es wieder gut wird. Und dass es nochmal klappt. Wer sich auf diesen emotionalen Ausnahmetripp begeben will, möge hier richtig schön abgehen zu. Oder schmilzen  - dahin in diesem ganzen Kitsch.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.07.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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