Günter Weschke

Japan, die aufgehende Sonne

Japan, die aufgehende Sonne.

Nach mehr als fünfzig Jahren, bin ich jetzt wieder in Tokio.
Diese riesengroße Stadt hat sich doch sehr verändert, alles ist super Modern, breite Straßen, teure Geschäfte, und überall das emsige Eilen der Menschen, sie scheinen keine Ruhe zu finden.
Dieses Tokio ist nicht mehr -mein- Tokio, wie ich es vor vielen Jahren verlassen habe.
Mich beeindruckt sie Sauberkeit überall.
Mein Hotel ist das -Golden Aye-, vom Fenster blicke ich auf den -Heiligen Berg, Fudschijama -, er scheint über den Wolken zu Schweben, es ist ein wunderschöner Anblick.
Es heißt, jeder Japaner muss einmal in seinem Leben, auf diesen Berg gestiegen sein, um danach, im zweiten Leben, einen Platz auf dem -Goldenen Dach der Welt - zu erhalten. Ja, wer möchte das nicht?
Am Nachmittag findet eine -Tee - Zeremonie- im Hotel statt, ich werde daran teilnehmen.
Es werden von ausgesuchten Geishas, das sind sehr schöne, gepflegte Damen , (früher, aber auch noch heute, sog. Edelprostituierte.
Diese Damen gehören einer der Hohen Kasten an, sie werden hofiert und sind sehr geschätzte Unterhalterinnen.
In einen der Hotel-Saloons, findet diese Zeremonie statt.
Der Raum ist mit vielen Blumen dekoriert, an den Wänden hängen edle Gemälde, auf dem Boden liegen große Sitzkissen, daneben stehen kleine Tische.
Pünktlich um sechzehn Uhr, öffnet sich die Tür, und zwei Geishas betreten den Raum.
Sie sind ungewöhnlich stark geschminkt, tragen die typische Kleidung der Geishas, lange Kimonos, mit auf dem Rücken steckende, kleine Kissen.
Die schwarzen Haare sind hochgesteckt und mit Kämmen, für den Halt befestigt.
Ja, es sind würdevolle Damen, die jetzt leicht lächelnd, den Tee, in bereitstehende, dünne Porzellanschälchen gießen.
Jeder von uns Gästen, es waren 10  Personen, bekam ein Schälchen Tee, auf den kleinen Tischen, standen auch Zucker und Milch.
Die beiden Damen verließen den Saloon und kamen gleich darauf mit geflochtenen Körbchen aus Bambus, die mit feinem Gebäck gefüllt waren zurück und jeder Gast bekam eines dieser Körbchen.
Wieder öffnete sich die Tür und herein kamen drei Musiker, die mit ihren alten, originalen Instrumenten, zur Unterhaltung, aufspielten.
Die zwei Geishas begannen im Takt zu Tanzen, wiegten sich in den Hüften und sangen (für meine Begriffe, zu schrill)
Aber sie waren immer sehr aufmerksam, wenn Tee fehlte, wurde er sofort erneuert.
Dieser beschauliche Nachmittag, zog sich neunzig Minuten hin.
Man konnte sich auch mit den Damen unterhalten, es wurde englisch gesprochen.
Für den nächsten Tag, habe ich eine Tour zur Kiosore Road geplant, ich bin doch sehr neugierig, ob sich der schöne japanische Garten etwa verwandelt habe.
Ein Taxi brachte mich dorthin, als ich ausstieg, befiel mich ein eigenartiges Gefühl.
Bilder stiegen in mir auf, es sind jetzt mehr als fünfzig Jahre vergangen, ich bin ein alter Mann geworden, ein alter Mann, der sich aber noch gut Erinnern kann.
Ich gehe langsam die Wege entlang, diesen berauschenden Duft, der mich jetzt begleitet, ja, ich kenne ihn noch immer.
Selbst die kleine Bank, auf der ich früher schon saß, steht noch an ihrem Platz, sie ist aus Stein und daher unverwüstlich.
Ich setze mich, schließe meine Augen und beginne zu Träumen.
Eine wunderbare Ruhe umfängt mich.
Tief atme ich den würzigen Duft der Bäume ein.
Wie war das damals?
Sie hieß -Sun-Lu-, eine deutsch sprechende, wunderschöne Japanerin, unsere Liebe fiel in die Zeit des japanischen Kirschblütenfestes, ein Fest der Sinne und der Liebe .
Oh ja, -Sun-Lu-, sie war eine große Liebe in meinem Leben, einer unvergesslich schönen Liebe.
Wir waren jung und als wir uns trennen mussten, weinte ich die schmerzlichsten Tränen meines Lebens.
Auch jetzt, wo ich hier sitze, rollen mir die Tränen über die Wange. Ich glaube ich werde alt, oder?
Langsam gehe ich den Weg zurück, vorbei an schönen, tempelartigen Lauben, die wunderbare Holzschnitzkunst aufweisen, an kleinen Wasserfällen, in denen sich das Licht, der im Park leuchtenden Laternen spiegelt.
Über kleine Brücken und Stege, unter denen kleine Wasserläufe ihre Wege finden.
Tokio ist eine ausufernde, riesengroße Stadt, mit mehr als 37 Millionen Einwohnern und immer noch zieht es Menschen dorthin.
Japan ist ein Land welches seinen Weg gefunden hat, es ist eines der modernsten Länder der Welt.
Schon allein die öffentlichen Toiletten, sind oft wahre, kleine Paläste, mit viel Technik und stets super rein.

Ja, dieses Land, dieses Land der über 6000 Inseln, das viertgrößte Industrieland der Welt, das Land der aufgehenden Sonne und der wunderschönen Kirschblütenfeste, dieses Land fasziniert und nimmt gefangen.
Auf dem Rückflug nach Europa, öffne ich eine kleine Tüte mit Kirschblüten, ihre zarten Blütenblätter. Erinnern mich an -Sun-Lu-, auch der feine Duft, den ich tief in mir einatme, ist -Sun-Lu-.

















 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.07.2021. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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