Ulla Meyer-Gohr

Strandgut

In Gedanken versunken trieb Helen Saro dem kleinen Jahrmarkt zu. Vor der Showbühne blieb sie stehen. Der zweite Teil der Flamencoshow lief bereits. Die junge Frau beäugte die Flamencotänzerin. Bewunderte ihr farbenprächtiges Kleid und ihre Anmut mit der sie die Volants ihres Kleides mit in Szene setzte. Verbeugungen und zugeworfene Kusshändchen, der Künstler, schlossen das  Finale der Darbietungen. – Plötzlich liefen Helen Saro Tränen über das Gesicht.  Die Darbietungen hatten ihre verletzten Gefühle aufgewühlt. – In Gedanken hörte sie noch einmal die Eingangstür zum  Gerichtsgebäude zu schlagen. Das Ganze spielte sich vor ca. zwei Stunden ab. Der eheliche Rechtstreit war beigelegt. Endlich konnte sie den Ehering vom Finger ziehen. Sie war frei und doch nicht frei. Wie ein Damoklesschwert hing  der Offenbarungseid über ihrem Kopf. Helen blieb in der Ehe der Einblick in die Finanzen untersagt. Das Desaster nahm seinen Lauf. Alkoholprobleme ihres Mannes zerstörten die Ehe. Ihr Mann verflüssigte buchstäblich Haus und Hof. So  landete alles, in letzter Instanz, vor dem Anwalt. Für Helen war es ein böses Erwachen. Die junge Frau ballte, in den Manteltaschen, die Hände zu Fäusten. Ein steiniger  Weg lag vor ihr, der keine weiteren finanziellen Eskapaden duldete.  Sie kam  sich wie angeschwemmtes Strandgut vor, welches irgendwo an Land gespült wurde. Helen sah durch einen Tränenschleier  auf die, inzwischen, leere Showbühne. Das Publikum war längst verstreut über den kleinen Jahrmarkt.

 

Der Abend funkelte im weihnachtlichen Lichterglanz.  Viele  Schiffe, die im Hafen vor Anker  lagen, trugen einen Tannenbaum. Ein alter Brauch Seeleuten einen Weihnachtsgruß zu senden. Ihre Familien mussten ohne sie Weihnachten feiern. Ihre Arbeit durchkreuzte  die Weihnachtszeit und ließ sie in einem anderen Hafen vor Anker gehen. Patrick  Schoening stand auf einer kleinen Brücke, die zum Hafen führte. Er wunderte sich, wieso er gerade jetzt an diese Seeleute denken musste. Die Antwort lag auf der Hand, er steckte in der gleichen Situation eventuell Weihnachten allein  verbringen zu müssen. Seine Ehe scheiterte vor langer Zeit. Viele Frauen kreuzten seinen Weg, aber der Wunsch eine zweite Bindung einzugehen ergab sich nicht. Seine 72 Jahre sah man ihm nicht an. Er war noch immer eine imposante Erscheinung. Nur langsam machte ihm sein erarbeitetes Kapital Sorgen.- War doch aus der gewesenen Ehe kein  Stammhalter hervor gegangen Inzwischen reifte die Idee, seinen jungen Teilhaber, Delf  Amsinck, mit ins Boot zu holen. Er schlug ihm eine Adoption vor, um die anfallende Erbschaftssteuer, an den Staat, zu vermeiden. Amsinck erbot sich Bedenkzeit. „Man soll Niemanden zu seinem Glück zwingen“, murmelte Patrick vor sich hin. Nur noch länger auf eine Zusage  warten war er nicht mehr gewillt. Energisch schlug Patrick den Weg zum Goldenen Anker ein. Er freute sich auf seine alten Freunde, die sicherlich schon auf ihn warteten. Heimlich wurde der Stammtisch „Die Ritter der Tafelrunde“ genannt. Patrick schmunzelte darüber. Ihm gefiel die liebevolle Benennung des Wirtes.

 

Die Kneipentür gab beim  Öffnen ein saugendes Geräusch  von sich. Plötzlich  stieg ein Gefühl der Freude in Patrick  auf.  Also so allein stand er eigentlich gar nicht. Er konnte sich glücklich schätzen  Dort saßen seine  sechs Freunde, die  über ein halbes Jahrhundert  ihm treu  zur Seiter standen und sicherlich  auch weiterhin an seiner Seite stehen  würden. Zufällig trafen  sich  die Blicke zwischen Delf Amsinck und ihm.„Morgen muss es ein klärendes Gespräch zwischen  Amsinck und ihm geben. Adoption  ja oder nein.- Egal!“ dachte  der Mann. – Erstaunt fiel  Patricks Blick auf eine junge Frau, die anscheinend seinen Freunden  Gesellschaft leistete. Es war ungewöhnlich in einer Hafenkneipe, die eigentlich  nur von Männern besucht  wurde. Eine aufkommende  Neugier ließ ihn die Tischsensation  ansteuern mit den Worten „Eigentlich ist es ungewöhnlich, Weihnachtsengel in einer Hafenkneipe an zutreffen oder haben  Sie sich in der Tür geirrt?“ – „Patrick Schoening!“  stellte er sich vor mit einem gewinnenden Lächeln. Er bot ihr seine Hand zum Gruß. „Helen  Saro“, erwiderte die junge Frau den Gruß. „Ihre Freunde luden mich freundlicherweise ein, Ihnen Gesellschaft zu leisten  Ich sagte nicht nein, warum auch nicht?“ Zwei bernsteinfarbene Augen sahen Patrick interessiert an. Das gedämpfte Kneipenlicht gemischt  mit einzelnen  Lampenspots zauberte viele, kleine goldene Punkte  in ihre  bernsteinfarbenen Augen und schuf einen Lichterglanz, der ungewöhnlich war. „Das sind die schönsten Augen, die ich je  gesehen habe!“ Der Mann  musste  sich zusammen reißen, um sie nicht an zu starren. „Patrick  nun setz  dich  schon! – Nimmst uns die  Gemütlichkeit durch dein  Stehen . Wir haben dir extra den Platz neben Frau Saro frei gehalten, damit du heute ein paar neue  Eindrücke  sammeln kannst. Ist das nicht nett von uns?“ tönte die dunkle, leicht angetrunkene Stimme von  Rolf Hausmann in die Runde. „Bevor ihr zur  allgemeinen Gemütlichkeit übergeht, werde ich  mein vergessenes Smartphone aus dem Auto holen. Ich muss  noch ein wichtiges Telefon  führen. – Der Einfachheit halber“, Nils Tennick erhob sich, “soll ich  beim Hinausgehen noch eine Runde Pils und für Frau Saro noch  ein Alsterwasser bestellen?“ Allgemeines Kopfnicken der Runde bejahte den Vorschlag. “ Sicherlich wird Frau Saro die Einladung nicht ausschlagen, oder?“ Nils Tenneck  zwinkerte  Helen lausbubenhaft  zu, dann übergab er  die Order dem Wirt. – Nachdem  Patrick Platz genommen hatte betrachtete er heimlich die rechte Hand seiner unerwarteten  Tischdame. Ein weißer Ringabdruck verriet ihm, dass  dort vor nicht langer Zeit ein Ring gesessen hatte. Er betrachtete das ebenmäßige Profil. Die Augen schienen traumverloren in die Ferne zu blicken. Erst das allgemeine Gelächter der Tafelrunde ließ  sie wieder aufmerksam das Tischgespräch verfolgen. Es  waren viele, gute Erzähler, die zu spannenden oder guter Laune beitrugen. Am  besten gefiel Helen die Geschichte mit dem Hai von Bert Leisau. Eine Gruppe Badender rettete sich, bei dem Warnungsruf. Ein Hai !  Auf  ein nahegelegenes Riff. Doch Einer rutschte ab und glitt zurück ins Meer. Vor Angst erstarrt konnte er sich kaum bewegen. Ein grauer Riff-Hai schwamm  elegant unter dem, vor Furcht, zitternden  Unglücklichen  hindurch und verfolgte nur seine eigene gewählte Route. „ Frau Saro könnten  sie sich  vorstellen, uns alten Haudegen weiterhin Gesellschaft zu leisten? Sie bringen uns ein bisschen mehr Leichtigkeit in die Runde!“ stellte  Horst Dammann fest, eine gesellige Frohnatur, und strahlte Helen an. Die  Frau strahlte bejahend zurück. Helen spürte, dass diese  Begegnung, mit den Rittern der Tafelrunde, ein Wink des Schicksals sein  konnte. Wie gut, dass sie nach  der  scheußlichen  Gerichtsverhandlung zu einem Besuch, im goldenen Anker, einkehrte. „ Sehr, sehr  gern Herr --------?“ „Damman, aber sagen Sie ruhig Horst zu mir“ polterte der Riese hocherfreut los „meine Freunde sehen das ebenso“.Allgemeines Kopfnicken in der Runde folgte und so wurde die Freundschaft duzend mit Helen geschlossen. „ Mein Gott, es ist schon wieder Mitternacht vorbei! . Leute, ich muss morgen früh  raus“, Frank Kuhlmann sah  auf seine Armbanduhr, “mit  Euch  vergesse ich  noch Zeit und Raum! Lasst  uns  die Runde für heute schließen und auf das kommende Jahr  schieben. Allen ein frohes  Fest und einen guten Rutsch ins Neue  Jahr!“ rief Frank  Kuhlmann in die Runde. Bei dem allgemeinem Aufbruch  ließ sich Patrick nicht nehmen, Helen Saro  zu fragen, ob er sie nach Hause fahren dürfe, Helen nickte zustimmend. „Ist dein Terminkalender noch frei, zwischen den Jahren?  Ich  würde dich gerne zum Essen einladen zwischen den Jahren“.  Helen sah sich den attraktiven Mann  mit großen Augen an. Dann entschied sie sich für ein „Ja“. „Silvester sehe  ich noch eine Möglichkeit.“ Ihre  sanfte, dunkle Stimme verriet keine Gefühlsregung. „Das ist ja wunderbar! – Wäre dir 19 Uhr recht? – Hier vor deiner Haustür?“ Helen nickte. „Das kleine Schwarze als Outfit reicht vollkommen für den Abend! Bis dann ! – Gute Nacht!“ Helen nickte abermals. „Gute Nacht“, erwiderte sie leise. – In diesem  Moment riss die  Wolkendecke  auf und ein unwirkliches Vollmondlicht schien silbrig auf die Erde und tauchte Helens Haare in einen Lichterkranz als  würden  die Haare  brennen. Ungläubig starrte Patrick auf diese Täuschung. Sollten der jungen Frau bereits graue Haare wachsen? Patrick erinnerte sich an einen alten Freund, der über Nacht durch einen Schock graue Haare bekam. Patrick sah Helen nach, bis sich die Haustür hinter ihr schloss.

 

„Entschuldige Patrick, diesen Brief zu schreiben, fiel mir nicht leicht. Z. Zt. bin ich eine schlechte Gesellschafterin.  Einen Silvester zu zweit genießen zu können, ist mir noch  nicht wieder möglich. Zu sehr nagt die Vergangenheit an meiner Fröhlichkeit. – Du fragst Dich sicherlich, woher hat sie meine  Adresse? –Eine Besorgung führte mich in die Kaiserallee. In dem Moment hielt ein Auto  vor dem Haus und verriet mir Deinen Namen. So war es mir möglich, Dir zu schreiben. – Verzeih meine  Unpässlichkeit. – Hoffentlich sehe ich Dich im kommenden Jahr wieder. – Es grüßt Dich recht herzlich eine sich sehr schuldig fühlende Helen Saro

PS. Alles Gute für das neue Jahr“.

Patrick faltete den Brief zusammen und legte ihn in sein Schreibtischschubfach. - Die Vollmondnacht tauchte  noch einmal vor  seinem geistigen Auge auf. Er sah noch einmal die optische Täuschung, der wie in Brand geratenen Haare von Helen.

 

Als Altenpflegerin betreute Helen Saro des Öfteren  eine alte Dame. Sie besaß einen Westgotenspitz mit dem Namen Nelson. Da durch führte ihr Weg  oft in die Kaiserallee. Dort gab es einen Hundesalon. „Alles für den Hund!“ – stand über der Eingangstür. Die alte Dame ließ es sich nicht  nehmen, die extra Gefälligkeit „Einkauf für den Hund“ – zu  vergüten. Für Helen  eine kleine finanzielle Erleichterung.  Patrick kam dieser Zufall sehr gelegen. Half der Hund ihm doch eine auf kommende  Freundschaft und Nähe zu Helen mit auf zubauen. Der mit genommene Nelson entpuppte sich als wahrer Verbündeter.. Der Hund war erst zufrieden, wenn Helen und Patrick in einem nahe gelegenen Kaffee eine Kaffeestunde einlegten und er reichlich Streicheleinheiten und Aufmerksamkeiten bekam. Immer öfters glitzerten Helens bernsteinfarbene Augen, wenn sie Patrick sah. An einem lauschigen Sommerabend fand Helen den Mut von ihren Sorgen zu erzählen. Sogar das Damoklesschwert über ihrem Kopf, der Offenbarungseid, kam der jungen Frau über ihre Lippen. Patrick streichelte, beruhigend, Helens Hände. „ Ab jetzt hast du doch mich, Helen!“ versuchte  er sie zu trösten. Sie fand sich in Patricks Armen wieder. Einen Moment stand die Zeit für das Paar still. Das große Parkgelände mit seinen pflanzlichen Schönheiten und sommerlichen  Wohlgerüchen umschloss das Paar bei Einbruch der Dunkelheit auf ihrem Spaziergang durch die Anlage.

 

Patrick gestand Helen offen und ehrlich, dass sein Heiratsantrag nicht ganz uneigennützig passierte. Sein Alter spielte eine große Rolle. Einen Ehering am Finger zu tragen, schätzte  er als spätes Glück ein, welches das Schicksal ihm noch einmal gewehrte. Er liebte Helen und mochte nicht mehr ohne sie leben. Außerdem löste sie  sein Problem. Er setzte sie als Universalerbin ein. Bald lag die materielle Beglaubigung  mit Brief und Siegel in einer Anwaltskanzlei  verschlossen. Ein weiterer Liebesbeweis, den Patrick Helen machte, war, er löste durch  die finanzielle Begleichung den Offenbarungseid auf. Somit gehörten Helens schlaflose Nächte der Vergangenheit an. Langsam wurde aus Sympathie bei Helen Liebe. Sie lächelte bei dem Gedanken an Patrick und ihre Augen glitzerten wieder wie Bernstein. Wie ein Blutstropfen, so rot, funkelte der indische Rubin. Sonnenstrahlen und andere starke Lichtquellen lösten aus der Tiefe des Edelsteines einen hellen Sternschein aus. So kam sein Name zustande: Sternrubin. Der Stein steht für Liebe und schmückte die linke Hand von Helen. Das Pendant zierte ihre rechte Hand. Auch sein Sternenschein machte dem Edelstein alle Ehre, wenn aus dem Edelstein des Saphirsteines ein funkelnder Sternenschein erstrahlte. Sein Name Sternsaphir. Er steht für Treue. Helen starrte auf ihre Hände,. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. – Was ereignete sich alles innerhalb eines halben Jahres. Sie war verheiratet. - Sie, die nie wieder heiraten wollte.. Patrick bot ihr eine sorgenfreie Zukunft in puncto finanziellen Dingen. Eine solche Gelegenheit bot sich so schnell nicht ein zweites Mal. Sie nahm den Heiratsantrag an.

 

An der Rezeption des Ferienparadieses Süd Ari Atoll auf den Malediven lag die Kopie der Heiratsurkunde, welche die beiden frisch Vermählten brauchten, um in dem Hochzeitsbungalow  übernachten zu können. Eine transparente Fensterkonstruktion  ermöglichte fast einen  Rundumblick aus dem Wasserbungalow. Es ergab einen  Panoramablick als öffneten sich die Pforten zum Paradies. Der Bungalow stand auf Holzpfählen mitten in der Lagune. Ein weißer Sandstrand  wurde von einem dichten Palmenhain umgeben. Ein türkisblauer Ozean erstreckte sich unendlich weit bis zum  Horizont um sich dort, optisch, mit dem azurblauen Himmel zu vereinen. Helen saß auf einem wunderschönen exotischen Bambusbett und  war überwältigt von dem weit reichenden Blick. Sie dachte voller Liebe an Patrick. Seine  einfühlsame Art verblüffte sie immer aufs Neue. Der Altersunterschied  von 37 Jahren spielte  in ihrer Beziehung keine große Rolle. Im Gegenteil, seine Erfahrung in puncto Liebe schmiedete ihr Glück noch enger zusammen. Das Schicksal meinte es gut mit Helen. Sie betrachtete  ihr Hochzeitsgeschenk. Die  beiden symbolischen Ringe stehend für Liebe und Treue.

 

Oft besuchten kleine und große Fischschwärme das Riff. Es gehörte zur Ferienanlage; nicht weit vom Strand  entfernt. Helen  nutzte die Gunst der Stunde, um schnorchelnd, das Riff zu erforschen. Sie kam sich wie Alice im Wunderland vor. Unter Wasser sah alles verzaubert aus. Unzählige große, dunkle Augen beäugten sie neugierig, Ein großer Schwarm Soldatenfische näherte sich  mit gebührendem Abstand um bei Gefahr die Flucht  ergreifen zu können. Die Fischleiber wirkten wie eine rosarote Wolke. In rascher Folge bildete der Schwarm verschiedene, synchrone Figuren und täuschten einen großen einheitlichen Organismus vor um Fressfeinde  zu irritieren und deswegen größer zu erscheinen.  Ein riesiger Schwarm  Fledermausfische übernahm  die Szenerie mit der gleichen Verhaltensweise einen großen Organismus vor zu täuschen. Aus manchem Felsspalt lugte ein verschlafender Husarenfisch. Seine Zeit war nicht der Tag sondern die Nacht. – Helen konnte es nicht fassen, dass sie auf einem der 26 Atolle, mitten im indischen Ozean schnorchelte. Die Frau  sah auf ihre, Wasser abweisende, Armbanduhr. Sie erschrak Zeit und Raum hatte sie träumen und vergessen  lassen. In einer Stunde waren Patrick und sie im Restaurant des Wasserbungalows verabredet. Patrick hatte die frühe Morgenstunde genutzt um mit einem Motorboot sowie einer erfahrenen Tauchercrew draußen im Ozean, die Tauchergründe auf zu suchen. Er war ein versierter Taucher und plante die Hochzeitsreise mit seinem Hobby zu verbinden. Helen schwamm eiligst auf den Strand zu, um  die abgemachte Zeit ein zuhalten. Als sie sich dem Strand näherte fiel ihr das Schweizer Ehepaar Egli auf, welches sie mit Patrick an einem Abend beim gemütlichen Beisammensein kennen lernten. Betina Egli legte, trotz Sonnenbrille, noch die Hand über die Augen. Es war die Mittagszeit und die Sonne strahlte mit voller Kraft auf das Wasser.  – Was suchten die Beiden? – Es sah aus, als suchten sie nach einer bestimmten Person. Dann ließen sie von ihrer Suche plötzlich  ab und verließen den Strand Richtung Helens und Patricks Bungalow. .Außer  Atem  holte Helen die Beiden auf dem Steg zum Bungalow ein. „Was verschafft mir die Ehre, Euch so früh vor unserer  Haustür an zutreffen?“ Das  Schweizer Ehepaar zuckte zusammen und drehte sich im Zeitlupentempo zu Helen herum. Eine Minute des Schweigens verging. „Helen, wir müssen mit dir reden!“ „Ja, aber erst muss ich mit Patrick  gesprochen  haben. Er wartet sicherlich schon auf mich“. „Helen, es geht um Patrick“, sagte Mathias Egli,, der Ehegatte. „Dann kommt auf einen Drink in unseren Bungalow“. Plötzlich fing Helens Herz wie wild an zuschlagen. „Ist was mit Patrick?“ Matthias Egli räusperte sich. „Helen, Patrick ist mit mir ca. vor zwei Stunden aus den Tauchergründen zurückgekehrt.“ „Wieso, er wollte erst gegen 12 Uhr hier sein“ sagte Helen verwirrt. „ Helen – Patrick – ist ein Missgeschick zu gestoßen!“ „Wo ist er?     Lasst mich zu ihm!“ Helen erhob sich. „Er ist jetzt bei Dr. Frieling und wird gerade untersucht. Der Arzt wird dich rufen lassen, wenn die Untersuchung und Diagnose fest steht. Helen fiel  erschöpft auf ihren Sessel zurück. „Woher weißt du das alles?“ fragte sie ungläubig. „Helen, ich war dabei als das Unglück geschah. Ich war auch auf dem Motorboot, welches Patrick zurück brachte!“ Es blieb ein Rätsel, ob der Herzinfarkt daran schuld war, dass Patrick in plötzlicher Panik alle Vorschriften vergaß und zu schnell aus 30 Meter Tiefe an der Oberfläche auftauchte oder eine andere Begebenheit die  Katastrophe ausgelöst hatte. Dr. Frieling konnte nach eingehender Untersuchung nur noch den Tod feststellen. Nach einer halben Stunde des Wartens wurde die junge Frau zu dem Arzt gerufen. Helen sah auf ihre beiden Ringe, für Liebe und Treue. An ihrer Hand als sollten sie ihr Kraft geben. – Nach einer knappen Stunde der Besprechung verließ Helen den Arzt. Die junge Frau bewegte sich wie im Trance und starrte die Eglis an. Ihr Gesicht war weiß wie die Wand. Nur Tränen rannen ihr über das Gesicht. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Keiner traute sich ein Wort zu sagen. Es dauerte bis Mathias Egli das erste Wort fand und Helen liebevoll auf die wunderschöne Terrasse schob. Dort nahmen die drei Platz. „Helen, wir möchten dir helfen. Eine schwierige Heimreise steht dir bevor. Viele Papiere  müssen unterzeichnet werden. Vieles muss geregelt werden, um mit einem Toten die Heimreise antreten zu können. Sicherlich entstehen dadurch auch Verzögerungen.  Ein Beerdigungsinstitut muss beauftragt werden“. Die ruhige und einfühlsame Stimme von Matthias Egli ließ Helen das Gesagte annehmen. Und so geschah es. Helen brach ihre, vom Unglück verfolgte Hochzeitsreise ab. Die Eglis buchten kurz entschlossen ihre Heimreise nicht nach Genf sondern nach Hamburg um. Alle  halfen Helen in ihrer schwierigen Lage. Mit einer reichlichen Zeitverzögerung und Schwierigkeiten erreichten sie endlich Hamburg. Ein  beauftragter Beerdigungsunternehmer holte Patrick vom Flughafen ab und erledigte alle Formalitäten, die anstanden. Statt einer Hochzeitsfeier wurde eine Trauerfeier daraus.

 

Ein halbes Jahr später. Helen genoss die Schönheit und Stille der exotischen Parkanlage. Die Erinnerung an Patrick und seine erste große Zuneigung erfüllte sie mit Dankbarkeit. Eine kleine Hundeschnauze schmiegte sich ganz eng in ihre  Armbeuge. Nelson, der kleine Westgotenspitz, saß neben ihr auf der Parkbank und bettelte wie eh und je um Streicheleinheiten. „ Ach Nelson, wie gut, dass ich plötzlich ein komisches Gefühl bekam und dein Frauchen aufsuchte“ sie streichelte Nelson“, gerade noch rechtzeitig konnte ich dich vor dem Tierheim bewahren. Inzwischen hatte dein Frauchen die Augen geschlossen und war verstorben. Nun sind wir zwei alleine und müssen tapfer sein. Ich werde ab jetzt für dich sorgen. Das verspreche ich dir“.

 

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